Claus-Peter Schaffhauser: 700 Milliarden Steuereinnahmen sind nicht genug

… aus der Kolumne von Claus-Peter Schaffhauser: Nach Claus-Peter Schaffhauserdem letzten Beitrag „Ihr guter Stern auf allen Straßen (MB) oder Wir haben verstanden (Opel)“ folgt heute: „700 Milliarden Steuereinnahmen sind nicht genug.“

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In den Pfingstferien hatte ich wieder einmal Muse, die Magazine von Zeit und Süddeutsche und den Spiegel in Ruhe zu lesen und zu studieren. Während einer arbeitsintensiven Woche kann ich die nicht gelesenen Zeitungen nur stapeln und zum Wochenende hinschielen, in der Hoffnung auf schlechtes Wetter, welches die letzten Monate schon fast garantiert war, und damit genügend Zeit für „Die Zeit“ u.a. zu haben. Um sich auf dem Laufenden zu halten, über Politik, Wirtschaft und was sonst noch auf der Welt passiert, muss man schon einige Stunden investieren, kann aber dann überall mitreden, wenn man denn gefragt werden sollte.

Eine besondere Erkenntnis habe ich zum Beispiel aus der Fachzeitschrift Lancet gewonnen. In Frankreich wurde kürzlich bei einem Beamten der Steuerbehörde, bei einem CRT festgestellt, dass er nur ein erbsengroßes Gehirn hatte (stimmt, das Adjektiv habe ich dazu gedichtet. Der Originaltext lautete: „….. das Gehirn war eigentlich nicht vorhanden.“ Neuropsychologischen Untersuchungen zur Folge hatte der Mann einen IQ von 85 (der Durchschnitt liegt bei 100). Der 44-jährige Beamte war während seiner Dienstzeit nie sonderlich aufgefallen (Anmerkung wahrscheinlich, weil seine Kollegen ähnlich schlau wie er waren).

Jetzt werden sich einige Leser meiner Kolumne auf die Schenkel klopfen und mit dem Finger Richtung Frankreich zeigen. Gerne erinnere ich mich aber an den Steuerbescheid, den eine Kioskbesitzerin in Bayern bekommen hatte. Er lautete auf 2,1 Milliarden € und war mit einer entsprechend hohen Aufforderung zur Vorauszahlung der Umsatzsteuer verbunden. – Die Dame rief völlig entsetzt bei ihrem zuständigen Finanzamt an, wo ihr mitgeteilt wurde, dass alles seine Ordnung hätte. Da sich die Unternehmerin nicht erinnern konnte, im letzten Jahr ca. 10 Milliarden Wurstsemmeln mit Butter bestrichen und mit Wurst belegt zu haben, nahm sie sich einen Steuerberater und einen Anwalt, um gegen den Steuerbescheid vorzugehen. Der Bescheid wurde dann unter sehr viel Murren vom Finanzamt zurückgezogen und auf 108,82 € korrigiert. – Bei näherem Hinsehen bemerkt man sofort die verblüffende Ähnlichkeit beider Bescheide: es kommen jeweils die Ziffern 1 und 2 vor. Beim zweiten Blick – auf die Landkarte – bemerkt man, dass Bayern von Frankreich nicht so weit entfernt liegen.

Wahrscheinlich würde es so ein waschechter Beamter gar nicht zulassen, dass sich seine Kinder „unter Stand“ (nicht zu verwechseln mit Unterstand) verehelichen und vermehren. Und über viele Hundert Jahre passiert es dann eben, dass das Beamtenhirn an sich etwas degeneriert und der Beamte eine eigene Art des Denkens an den Tag legt.

Wäre ja nicht so schlimm, wenn Beamte sich nicht gerne, gefragt und ungefragt, täglich in unser Leben einmischen würden.

Geballt scheint diese Eigenheit bei Finanzbeamten und bei Beamten des Kultusministeriums vorhanden zu sein, extrem tritt dieses Phänomen bei der neuen Spezies der Superbeamten mit Supergehalt in Brüssel auf.

Laut Ergebnis einer der letzten PISA-Studien nimmt Deutschland nur noch einen der hinteren Plätze in Europa ein. Vor uns liegen einige Entwicklungs- und Schwellenländer. Was nicht weiter verwundert, da sich die KMK (Kultusministerkonferenz) die letzten Jahre sehr, sehr intensiv um die Rechtschreibreform kümmern musste, die ungefähr so nötig war, wie die Reformierung der Punkteregelung in Flensburg, durch unseren reiselustigen Dr. Peter Ramsauer. So ein Jahrtausendwerk, vielleicht vergleichbar mit dem Bau der Chinesischen Mauer, oder dem Einreißen der Mauer zwischen Ost- und Westdeutschland, muss natürlich Hand und Fuß haben. Deswegen wurde es in mehreren Arbeitsgängen und vielen, vielen Abläufen bis zum jetzigen Ergebnis verschlimmbessert. Unter dem Strich wird es wohl den deutschen Steuerzahler 2,1 Milliarden € gekostet haben. Wenn es denn reicht?! – Und diese Summe wollte man sich eben bei der Kioskbesitzerin wiederholen. Endlich darf man jetzt bei ihr auf die Pommes Majonäse geben, da Mayonnaise nicht jeder schreiben kann. Vielleicht solle man die Mayo (respektive: Mayo) aber auch ganz weglassen, weil sie mit ziemlich viel Kalorien behaftet ist.

Wissenschaftler meinen übrigens, dass unsere „ausgeschlafenen“ Schülerinnen und Schüler, in der Schule und beim PISA-Test viel besser abschneiden würden, wenn die Schule erst um 09:00 oder 10:00 Uhr beginnen würde und die lieben Kleinen dafür etwas länger schlafen könnten. „Nein, das vergönne ich ihnen nicht! Goethe, Schiller und auch ich mussten als Kind auch früh raus und teilweise barfuss im Winter 5 km in die Schule laufen“.

Jeden Morgen klingelt bei mir um 5:45 Uhr der Wecker. Die Schulbrote werden gerichtet und ein Früchtetee gekocht. 6:30 Uhr – wecken. Abmarsch 7:00 Uhr. – Die Kinder sind dann den ganzen Tag müde, bis es daran geht ins Bett zu müssen. Dann werden sie plötzlich putzmunter und gehen ihren sie liebenden Eltern bis 22:30 Uhr auf die Nerven. Wenn man Glück hat. Hat man Pech hört man bis zur späten Stunde tapsende Füße und einen laufenden Wasserhahn. Man muss ja schließlich 2 Liter Wasser am Tag (!!) trinken.

Das normale Berufsleben beginnt um 9:00 Uhr. Logistiker stehen schon ab 8:00 Uhr ihren Mann. Nur Bäcker, Schicht arbeitendes Personal und Finanzbeamte fangen noch früher an.

Da macht es schon irgendwie Sinn, dass die Schule (der Ernst des Lebens) im Morgengrauen (daher auch das Wort) beginnt. Und ich glaube, Lehrer und die GEW (Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft) und die KMK, die alle gegen einen späteren Unterrichtsbeginn sind, kennen sich da bestimmt besser aus, als irgendwelche dahergelaufenen Verhaltensforscher und Soziologen, die immer alles madig machen müssen und sogar einheitliche Schulbücher fordern. Gottseibeiuns – Teufelswerk! Eindeutig einer der genialen Ergebnisse des Föderalismus, sind, auf das Bundesland und dessen Bedürfnisse zugeschnittene Englisch- und Lateinbücher. Auch bei Mathe, Deutsch und Geschichte muss dem Lokalkolorit entsprochen werden. Nur so kann z.B. der Herr Spänle den Bildungsauftrag in Bayern erfüllen. Teilweise musste ihm bei seiner schwierigen Aufgabe sogar seine Frau helfen. Aber das ist eine andere Geschichte, die ihm inzwischen auch leid tut. Dem Herrn Spänle. – Wo man hobelt, fallen Späne und wo viel gearbeitet wird, macht man auch mal Fehler. Und eigentlich war auch alles rechtens. – Unterschiedliche Buchinhalte muss man als eine Art anti-imperalistischen Schutzwall begreifen. Im intellektuellem Sinn. Damit wird verhindert, dass bayerische Schülerinnen und Schüler z.B. einfach nach Bremen umsiedeln können und ihr Wissen mitnehmen. Identische Bücher würden da zu unkontrollierten Schülerströmen führen. Das will keiner. Nein, das ginge wirklich zu weit. Man muss da schon die Kirche im Dorf lassen (obwohl es um die ja gar nicht geht, denn die Bibel ist ja in jedem Bundesland gleich).

Aber so sind eben unsere Beamten eben – erdverbunden und dem Konservativen zugeneigt.

Entschieden ist entschieden. Auch wenn es der größte Unsinn ist. – Besondere Freude bereitet mir zweimal im Jahr der Übergang von der Winter- auf die Sommerzeit und umgekehrt. Da dürfen sich dann alle noch eine Stunde früher aus dem Bett quälen, weil es so viel Spaß bringt und vor allen Dingen so nützlich ist. Wir erinnern uns, die Sommerzeit wurde eingeführt, um Energie zu sparen. Heute wissen wir, dass das eine Milchmädchenrechnung war, weil der Stromverbrauch ungefähr identisch blieb, wir also nur die Kühe verrückt gemacht haben, die nun eine Stunde früher von den Milchmädchen gemolken werden müssen. – Aber ein bayrisches Euter macht da sowieso nicht mit. – Und was machen nun unsere hoch bezahlten Politiker und Beamten? Nichts! Kein Handlungsbedarf. Eine Änderung würde wahrscheinlich zu viele dumme Fragen aufwerfen. Warum jetzt erst?

Da Beamte von Amtswegen keine Fehler machen und für letztere auch (noch) nicht haftbar gemacht werden können, sind Sinnfragen müßig.

Sonst würden wir vielleicht auch in Deutschland aufhören, den Anbau und die Verarbeitung von Mais zu Biogas zu subventionieren. Wir wissen, dass Mais den Boden auszehrt und dass Monokulturen Gift für die Bienen sind. Dass steigende Pachtpreise den Anbau von Bio-Getreide verhindert und ich so, über kurz oder lang, auf mein Lammsbräu verzichten muss. Aber wenn die Fruchtfolge der Gaswirte nur noch Schweizer Franken, Euro und USD sind, kann man nicht plötzlich wieder umlenken. Rom wurde schließlich auch nicht an einem Tag zerstört.

In diesem Sinne. Gut Holz.

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Über den Autor:

Claus-Peter Schaffhauser Claus-Peter Schaffhauserwar in mehreren Unternehmen verschiedener Branchen (Elektronik – Siemens, Informationstechnologie – HP, Befestigungstechnik – HILTI) in unterschiedlichen Führungspositionen tätig (u.a. EDV, Logistik, Vertrieb, Revision). Er berät seit 17 Jahren Kunden verschiedener Branchen in der Optimierung von Logistikprozessen (Lieferantenanbindung, Aufbau- und Ablauforganisation, Reklamationsmanagement) und in der Baustellenlogistik (Optimierung letzte Meile). In seiner Freizeit schreibt er Kolumnen und arbeitet als Künstler.

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