Deloitte-Report zum europäischen Wohnungsmarkt: München teuerste deutsche Stadt

Deloitte-Report zeigt: Europaweit ist Wohnraum in den Metropolen teuer und die Preise steigen weiter

Im europäischen Vergleich werden in Deutschland zu wenig Wohnungen gebaut. Dafür ist der Kauf von Wohneigentum vergleichsweise günstig, wenn auch die Preise vor allem in den Metropolen stark steigen. London und Paris sind die teuersten Städte Europas, gefolgt von München. Die höchste Preissteigerung verzeichnet Berlin – noch vor London und Moskau. Die russische Hauptstadt ist erstmals Bestandteil des Deloitte „Property Index – Overview of European Residential Markets 2012”, der den Wohnungsmarkt von 27 europäischen Städten beleuchtet. Der Report zeigt auch, dass die Haushaltskosten der osteuropäischen Nachbarländer wie Ungarn und Polen weit unter dem Durchschnitt liegen, wohingegen es sich in Dänemark am teuersten lebt. Die Deutschen sind Mietkönige, keine andere Nation wohnt so häufig zur Miete.

„Deutsche können mit verhältnismäßig wenig finanziellem Aufwand Wohneigentum erwerben, da das Einkommensniveau höher als in osteuropäischen Ländern ist – bei annähernd gleichen Immobilienpreisen. Nur in den Metropolen verschärfen sich die Bedingungen: Immer mehr Menschen zieht es in die Großstädte – und das europaweit“, kommentiert Michael Müller, Partner und Leiter Real Estate bei Deloitte.

Top Ten Europa: Kaufpreis Neubau (gerundet)

Stadt Euro/qm
London (City)

10.000,00

Paris (City)

8.300,00

München

5.000,00

Lyon

4.000,00

Mailand

4.000,00

Marseille

4.000,00

Moskau

4.000,00

Rom

4.000,00

Amsterdam

3.000,00

Barcelona

3.000,00

Unterschiedliche Marktentwicklung

Der europäische Wohnungsmarkt weist starke Unterschiede bei der Neubauten-Anzahl auf. Die Quote sank im Schnitt von 3,9 fertiggestellten Neubauten pro 1.000 Einwohner im Jahr 2011 auf 3,3 im Jahr 2012. Frankreich führt mit 7,8 Neubauwohnungen vor Österreich (5,0) – Deutschland liegt mit 1,9 vor Ungarn auf dem vorletzten Platz.

Der Wohnungsbestand liegt– ähnlich wie im Vorjahr – bei durchschnittlich 473 Einheiten pro 1.000 Einwohner. Spanien führt mit 563 Wohnungen vor Frankreich (532), Polen bildet mit 357 das Schlusslicht. Deutschland liegt leicht über dem europäischen Mittel.

Wohnraumkosten und Haushaltskosten schwanken extrem

Deutsche und Dänen kommen am schnellsten in die eigenen vier Wände. Die Skandinavier müssen für eine 70-Quadratmeter-Immobilie gerade einmal 2,2 Jahresgehälter aufbringen, Deutsche benötigen einen unwesentlich höheren Betrag. Die meisten Jahresgehälter müssen Käufer in Russland mit 10,1, Großbritannien mit 9,9 und Frankreich mit 9,4 aufbringen.

Ganz anders stellt sich die Lage bei den Haushaltskosten dar. Während der Durchschnittskonsument in Europa mit Kosten von 8.300 Euro pro Jahr für Miete, Nebenkosten und Reparaturen pro Haushalt rechnen musste, liegt Dänemark weit über diesem Wert. Und auch die Briten müssen tief in die Tasche greifen. Sie bezahlen 36 Prozent mehr. Deutsche liegen 23 Prozent über dem Mittelwert.

London und Paris bleiben die teuersten Städte

Die Londoner City ist die teuerste Wohngegend Europas. Die Verkaufspreise für Wohnraum lagen 2012 bei annähernd 10.000 Euro pro Quadratmeter. Und auch Paris ist begehrt: 8.300 Euro kostet der Quadratmeter Wohnraum an der Seine. In Deutschland setzt München die Höchstmarke. Der Preis liegt hier bei 5.000 Euro pro Quadratmeter. Die Preise in den begehrten Metropolen stiegen im Vergleich zum Vorjahr stark an. Großbritannien markiert mit einem Anstieg von 13,5 Prozent auch hier die Spitze, gefolgt von Russland mit 11 Prozent. Auf Platz drei rangiert Deutschland mit einem Anstieg von 9 Prozent. In Spanien und in den Niederlanden sank dagegen das Preisniveau um über 6 Prozent. Die deutsche Hauptstadt sticht heraus: Berlin verzeichnet eine Preissteigerung von 13,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Londoner City und Moskau liegen mit jeweils über 11 Prozent dahinter.

Deutsche mäßig verschuldet

Wer ein Haus oder eine Wohnung kauft, nutzt meist Kredite. Das Verhältnis des Schuldengesamtvolumens zum Bruttosozialprodukt zeigt den Verschuldungsgrad, europaweit liegt der Schnitt bei 52 Prozent. Am unteren Ende der Skala ist Russland mit gerade einmal 2,6 Prozent, oben stehen die Niederlande und Dänemark mit jeweils über 100 Prozent. Deutschland liegt mit 45 Prozent im Mittelfeld.

„Wohnraum in Deutschland ist erschwinglich, aber Angebot und Nachfrage treffen oft nicht aufeinander – vor allem in den Ballungsräumen besteht ein immenser Bedarf an Neubauprojekten. Insgesamt braucht der deutsche Immobilienmarkt neue Impulse, vor allem in den Metropolregionen“, schließt Michael Müller.

(Deloitte 2013)

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