Der neue Kampf um Talente – Fachkräftemangel in Deutschland

Im Vorfeld der 1. Bad Homburger Unternehmergespräche am kommenden Donnerstag, 27. Oktober 2011, mit dem Titel „Employer Branding … Worthülse oder nachhaltige Entwicklungen zur Arbeitgebermarke als Wettbewerbsvorteil in Zeiten des Fach- und Führungskräftemangels“ wurde mit einem der Hauptprotagonisten, Herrn Ulrich B. Wagner, Institut für Kommunikation, Coaching und Managementberatung (kcm), ein Interview zum Thema durchgeführt.

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Unser Interview findet anlässlich der ersten Bad Homburger Unternehmensgespräche am Donnerstag, 27.10.2011 statt. Das Thema ist Employer Branding, Worthülse oder nachhaltige Entwicklungen zur Arbeitgebermarke als Wettbewerbsvorteil in Zeiten des Fach- und Führungskräftemangels. Herr Wagner, bitte stellen Sie sich zunächst kurz vor.

Ich bin geschäftsführender Gesellschafter des Instituts für Kommunikation, Coaching und Managementberatung mit Sitz in Bad Homburg. Wir beraten Unternehmen in Zeiten der Veränderung und der Neuausrichtung sowie in internen als auch externen Kommunikationsfragen.

Es geht um den Fach- und Führungskräftemangel in Deutschland, der Risiken als auch zugleich große Chancen für die Unternehmen in Deutschland bringt. Welche Entwicklungen sehen Sie aktuell auf dem Arbeitsmarkt?

Mit der konjunkturellen Erholung der Wirtschaft in dem letzten Jahr kam natürlich der Fachkräftemangel mit voller Wucht wieder zurück. Das Thema war im Zuge der ersten Finanzkrise mehr oder weniger vom Tisch. Man hat das Thema dann auch wieder schleifen lassen, obwohl es eindeutige Studien zu diesem Thema gab und gibt. Eine große Studie von McKinsey geht beispielsweise von einem Fachkräftemangel von über 2 Millionen im Jahr 2020 allein in Deutschland aus. Das sind schon erschreckende Zahlen. Bei vielen Unternehmen ist dies heute schon eingetroffen. Sie suchen händeringend nach Fachkräften, vor allem Mittelständler in strukturschwachen Regionen.

Es werden die Risiken meistens beleuchtet, zugleich liegen die Chancen eigentlich auf dem Tisch. Sie werden nur selten so prägnant genannt. Warum ist der Kampf um Talente für Unternehmen so entscheidend?

Talente sind nun mal der Motor eines Unternehmens: Innovationen, Nachhaltigkeit, verantwortlich für gewinnorientiertes Handeln im Unternehmen. Das Problem ist, es geht hier nicht nur um High-Potentials sondern auch um Fachkräfte. Dies sind nach der Definition von McKinsey Menschen bis runter zum Ausbildungsabschluss.

Welche Möglichkeiten haben heute Unternehmen im Kampf um diese Besten?

Das Thema ist, man muss es erkennen und man muss sich selber wieder neu ausrichten. Wir hatten das ja provokant so genannt: Worthülse oder wichtiges Thema für Unternehmen. Das Thema ist ja nicht neu, es wurde früher schon so gemacht. Unternehmen haben sich früher schon als Arbeitgeber sehr stark für ihre Mitarbeiter engagiert. Nehmen wir einfach die 50iger, 60iger bis in die 70iger Jahre … Unternehmen hatten, wie früher die Hoechst AG im Rhein-Main-Gebiet, Werkssiedlungen mit Schwimmbädern für die Angestellten und ihren Familien. Man hatte Werksfahrräder zur Verfügung gestellt usw. Man hat ein sehr großes Engagement gezeigt, um die Mitarbeiter auch an das Unternehmen zu binden. Das ist ja dann irgendwann in der 80iger und 90iger Jahren verloren gegangen.

 

Nun bringt es relativ wenig, wenn man die Strukturen des Unternehmens soweit verändert, dass man Fachkräfte anzieht, wenn das Ganze nicht kommuniziert wird, wenn es gar niemand mitbekommt. Was müssen und können Unternehmen nun bei dem Aufbau einer prägnanten Arbeitgebermarke machen und beachten?

Ich würde da gerne noch einmal einen Schritt zurückgehen. Arbeitgebermarke oder Employer Branding ist ja nicht irgendwie so ein Marketing Hype. Dahinter steckt sehr viel Arbeit im Aufbau einer Arbeitgebermarke. Ich rate immer erst, vor der eigenen Haustüre anzufangen, mit den eigenen Mitarbeitern zu sprechen, Workshops auszurichten, zu fragen „Für was stehen wir für euch?“. Um erst einmal intern das Potential zu hören: Warum seid ihr bei uns? Was macht uns aus? Was macht uns attraktiv? Dann daraus sehr gezielt Punkte zu entwickeln, für was das Unternehmen steht. Für Nachhaltigkeit, für besondere Attraktivität, und dann natürlich genauso wie man das im klassischen Marketing, im Verbrauchermarketing macht, diese Dinge auch nach außen kommunizieren.

Das ist ein relativ komplexer Prozess. Wo sehen Sie die großen Stolpersteine für die Unternehmen?

Den ersten Stolperstein habe ich genannt … dass man nicht bei sich selbst anfängt, sondern erst mal nach außen hin versucht. Dies sehen Sie manchmal im Marketing, z.B. große Versprechungen machen, die man im Nachhinein nicht halten kann.

Das Allerschlimmste für ein Unternehmen wäre jedoch, wenn man nur mit externer Unterstützung ein ganz tolles Profil aufbaut, welches mit der Realität dann überhaupt nicht übereinstimmt. Das rächt sich brutal. Hier wird man auch sehr lange brauchen, um irgendwie Glaubwürdigkeit wieder zurück zu bekommen.

Man muss auch sehen, dass es ein sehr komplexer Prozess ist. Das Thema geht über viele zentrale Handlungsfelder. Es geht auch darum, wie positioniere ich mich in Bezug auf Umweltverträglichkeit. Wie positioniere ich mich in Richtung Kinderfreundlichkeit. Biete ich meinen Mitarbeitern Betreuungsplätze für Kinder an? Biete ich meinen Mitarbeitern auch Möglichkeiten des Aufstiegs? Wie ist Weiterbildung organisiert? Bildung ist das Kernthema der nächsten Jahre. Wie weit fördere ich hier auch die Mitarbeiter? Das muss man da natürlich auch glaubhaft herüber bringen und dann auch halten. Man muss halten, was man verspricht.

Das sind sehr interessante Punkte, die wirklich die Strukturen mitarbeiterfreundlicher machen aber auch einiges an Vorleistungen seitens des Unternehmens abverlangen. Was denken Sie, womit sollten die Unternehmen am besten anfangen? Was sind die ersten Schritte, die hier erfolgen müssen?

Fangen Sie intern in Ihrem Unternehmen an. Sprechen Sie mit Ihren Mitarbeitern. Klären sie für sich intern, was wirklich ihre Stärken sind, was sie ausmacht, für was Ihr Unternehmen steht. Und definieren Sie, was Ihre ganz persönliche, Ihre eigene Unternehmerfreundlichkeit ist?

Herr Wagner, vielen Dank! Wir sehen uns dann am Donnerstag, den 27.10.2011 im Bad Homburger Schloss zu den 1. Bad Homburger Unternehmergesprächen.

Ich freue mich Herr Brümmer! Danke!

 

Das Gespräch führte Marc Brümmer, Redaktion AGITANO.

 

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