Vor nicht allzu langer Zeit konnten die meisten hierzulande mit dem Begriff Ethikbank beziehungsweise ethisches Girokonto nicht so wirklich etwas anfangen. 2012 hieß es noch: Nur 4% der Deutschen achten bei der Geldanlage auf ethische, ökologische oder soziale Aspekte. Nachhaltige Finanzprodukte? Das war eher etwas für unverbesserliche und verträumte Idealisten! Im Folgenden zeigen wir auf, warum sich das in den letzten Jahren geändert hat und was ein ethisches Girokonto wirklich ethisch unbedenklich macht.
Gutes Gewissen hört nicht beim Geld auf
Einst galt, dass nicht nur die Freundschaft, sondern auch das gute Gewissen beim Geld aufhört. Vielen Kreditinstituten war es egal, ob ihr Engagement in ein Investment für die Abholzung des Regenwaldes, das Aussterben seltener Tierarten oder die Verschmutzung der Umwelt verantwortlich war. Höher, schneller, weiter lautete die Devise. Aber genug auf „die Banken“ geschimpft! Denn den Kunden selbst hat es auch nicht interessiert. Entweder, weil er es nicht besser wusste oder weil es ihm, in Erwartung steigender Zinsen, egal war. Doch die Berichterstattungen über durch den Menschen verursachte Umweltkatastrophen, Kriege und militärische Konflikte – und nicht zuletzt die im Jahr 2008 ausgebrochene Finanzkrise – haben bei vielen Bankkunden zu einem Umdenken geführt. Schließlich heißt nicht umsonst in Artikel 14 Absatz 2 des Grundgesetzes: „Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.“ So versprechen sich viele Kunden durch ein so genanntes ethisches Girokonto jene zwei Dinge miteinander in Einklang zu bringen, die einst als unvereinbar galten:
- Der Wunsch nach hohen Renditen für seine Geldanlage
- Das Engagement für eine bessere Welt
Doch ist das überhaupt möglich? Denn wie das so ist mit Dingen, die sich einer steigenden Beliebtheit freuen, werden diese oft kopiert, aber selten erreicht und so ist in vielen Fällen „ethisches“ Girokonto nicht gleich ethisches Girokonto – egal ob es sich dabei um normale Girokonten handelt oder speziell ausgerichtete – wie bspw. Girokonten für Studenten.
Die Dos and Dont’s für ein ethisches Girokonto
Kredithäuser, die damit werben, ein ethisches Girokonto anzubieten, sollten sollten ihren potenziellen Bankkunden gegenüber ihre Dos and Dont’s, also ihre positiven und negativen Anlagekriterien*, deren Einhaltung für ein Investment streng überwacht wird, klar kommunizieren. Zum Beispiel sollten sie auf folgende Fragen antworten können:
- In welche ausländische Staatsanleihen wird investiert?
- Welche Aktien und Industrieanleihen werden gekauft?
- In welche Leistungen im Umweltbereich wird investiert?
- Wie sieht in puncto Förderung der Gleichberechtigung und Vielfalt der eigenen Mitarbeiter aus?
- Ist die Bank mit den eigenen Mitarbeitern, aber auch Kunden und Lieferanten regelmäßig im Dialog?
- Investiert sie in die Weiterbildung ihres eigenen Personals?
- Achtet sie bei Investitionen auf damit verbundenen Erhalt und Schaffung von Arbeitsplätzen?
- Welche Vorsorgemaßnahmen werden getroffen, um Korruption und Bestechung zu verhindern?
- Gibt es spezielle Konto-Arten, wie beispielsweise ein Studentenkonto, und erfüllen diese ebenfalls die Voraussetzungen?
Also zusammenfassend formuliert: Achtet eine Bank, die ein ethisches Girokonto anbietet, bei ihren Investitionen in Unternehmen auf deren Geschäftspolitik unter Achtung der Menschenrechte? Ein weiteres Kriterium sind Investitionen in Pfandbriefe und Wertpapiere. Dienen diese für zweckgebundene Immobilienkredite und Aufgaben der öffentlichen Hand oder sind sie nur Spekulationsobjekte?
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