Gestohlener Leibniz-Keks: Alles Bahlsen oder was??

… aus der Kolumne von Claus-Peter Schaffhauser:

Nun hat also ein dreister Dieb und Erpresser, der sich das Pseudonym Krümelmonster gegeben hat, bei Nacht und Nebel, denn nur so ist das vorstellbar, aus 5 Meter Höhe das Symbol von Bahlsen abgeschraubt. Den Keks mit 52 Zähnen. Messing. Vergoldet. Wahrscheinlich haben da vier Mann eine Räuberleiter gebildet, oder Tausende von Kekspackungen von Bahlsen aufeinandergestapelt, um an das Ding rankommen zu können.

Am nächsten Tag gleich ein Bekennerschreiben, mit knappem Inhalt. „Wir haben den Keks. Ihr wollt ihn haben!“ Alles klar.

Herr Werner M. Bahlsen stellt unmissverständlich fest, dass Bahlsen Erstens: sich niemals erpressen lassen würde und er (Bahlsen) Zweitens: bereit sei, nach Rückgabe des Firmensymbols, freiwillig 52.000 Kekspackungen an 52 soziale Einrichtungen zu verteilen. Natürlich die Premium-Kekse, die mit Vollmilch hergestellt werden. Und Drittens: hätte Bahlsen mit diesem verbrecherischen Akt nichts zu tun. Der Keks muss wieder her. Verbogen oder angebissen. Egal.

Die Polizei ermittelt im Hintergrund.

Wie die Angelegenheit ausgeht ist eigentlich gleichgültig. Bahlsen ist in aller Munde. Erstmal virtuell. Aber dem Absatz wird es auch nicht schaden. Dank Facebook, Twitter und dieser Kolumne.

Zurück zum Anfang.

Marketing ist einfach. Jeder kann Marketing. Genauso wie jeder Mann Fußballtrainer kann. Ist halt so. Darüber brauchen wir nicht zu diskutieren. Der Mathematiker sagt Axiom dazu.

Tue Gutes und sprich darüber. Wenn Herr Bahlsen in der Hannoverschen Allgemeinen in einem Interview erzählt, dass er und sein Managementteam jeden Nachmittag um 17:00 Uhr ein Tee-chen zu sich nehmen und darin die leckeren Bahlsenkekse (hergestellt mit Vollmilch) einstippen, interessiert das keine Sau, obwohl die sicher auch dankbarer Abnehmer der Kekse wären. Wenn allerdings der Papst erzählt, dass er gleich nach dem Morgengebet drei Kekse von Bahlsen zu sich nimmt, erschüttert das die Welt im positiven Sinn.

Man braucht also ein gutes Produkt. Eine kreative Marketingabteilung, ein großes Budget und ein paar tolle Ideen. Mit einem kleinen Budget und ein paar tollen Ideen, reicht es eben nur für virales Marketing. Das hat ursprünglich mit dem beworbenen Unternehmen nichts zu tun. Geht es also schief, merken es nicht so viele, oder man behauptet nichts damit zu tun zu haben. Geht es gut, wird sich der Chef schon erkenntlich zeigen. Kekse bis zum Lebensende.

Bahlsen wurde auch über Schlecker vertrieben. Der hat es allerdings geschafft, zuerst seine Mitarbeiter zu vertreiben, die er dann über eine Tochter-Leihfirma wieder für 30 % weniger Lohn eingestellt hat, und dann seine Kunden. Nach einem Re-Launch und dem Slogan: For you vor Ort, wollten sie durchstarten und dm und Rossmann zeigen wo der Hammer hängt. Der Slogan kam leider bei Marketing-Experten und den Verbrauchern nicht so gut an, wurde aber vom Pressesprecher verteidigt, dass man „damit Schlecker-Kunden, die meistens bildungsfern und über wenig Geld verfügen, genau richtig ansprechen würde“. Was für ein Stratege. Damit war für mich klar: hier kann ich nicht mehr einkaufen, sonst denkt jeder ich sei blöd und die Geschäfte laufen nicht so gut. Wie die Geschichte für Schlecker ausging, wissen wir ja.

Wir lernen daraus: wenn es etwas schiefläuft, darf man es um Gottes Willen nicht einfach weiter so laufen lassen. Bei Shell hat sich das offensichtlich noch nicht rumgesprochen. Dort versickern jeden Tag Millionen Barrel Erdöl im afrikanischen Erdboden und verseuchen Mensch und Tier. Shell war wohl bisher der Meinung: merkt schon keiner und wird schon keiner was sagen. Und irgendwann spricht hoffentlich auch kein Mensch mehr darüber, weil Afrika weit weg liegt und wir außerdem auf deren Erdöl angewiesen sind. Sieht mehr und mehr so aus, als ob sich Shell verrechnet hätte. Bauern und Fischer verklagten Shell in Den Haag und haben teilweise Recht bekommen. Das kann teuer werden.

Nichts zu sagen, spricht manchmal auch Bände. Sieht man gerade an dem Fall Brüderle von der FDP, der eine etwas laxe Einstellung zum weiblichen Geschlecht gezeigt hat. Nun würde ich nicht unbedingt zur Fütterzeit in einen Löwenkäfig gehen und mich hinterher beschweren, dass mich ein Raubtier angefallen hat, aber des Menschen Wille ist bekanntlich sein Himmelreich. Dass die FDP allerdings über keine Marketingabteilung verfügen kann, ist mir nicht nur in diesem Fall wieder klar geworden. Ich bin aber davon überzeugt, dass Herr Brüderle von sich so überzeugt ist, dass er sich sowieso nicht beraten lassen würde.

Genug geschrieben. Ich habe Hunger. Ich mache mir jetzt einen Tee und stippe darin einen Bahlsen-Keks ein, natürlich den Guten, mit Vollmilch hergestellt.

Ihr Claus-Peter Schaffhauser

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Zum Autor:

Claus-Peter SchaffhauserClaus-Peter Schaffhauser war in mehreren Unternehmen verschiedener Branchen (Elektronik – Siemens, Informationstechnologie – HP, Befestigungstechnik – HILTI) in unterschiedlichen Führungspositionen tätig (u.a. EDV, Logistik, Vertrieb, Revision). Er berät seit 17 Jahren Kunden verschiedener Branchen in der Optimierung von Logistikprozessen (Lieferantenanbindung, Aufbau- und Ablauforganisation, Reklamationsmanagement) und in der Baustellenlogistik (Optimierung letzte Meile). Claus-Peter Schaffhauser spricht Deutsch und Englisch. In seiner Freizeit schreibt er Kolumnen und arbeitet als Künstler.

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