Internet: Datenparadies versus Datenschutz

Am 6. und 7. Mai 2014 findet in Karlsruhe der 5. Webscout Kongress statt. In diesem Jahr geht es um das Thema Web Monitoring. Im Vorfeld der Veranstaltung haben wir mit Bernd Fuhlert, Geschäftsführer Revolvermänner GmbH, zu den Themen Daten, Datensicherheit und Datenschutz gesprochen.

Als Medienpartner des Webscout Kongress 2014 hat AGITANO ein Special. Alle AGITANO-Leser, die am Kongress teilnehmen möchten, erhalten 10% Nachlass auf das Webscout Kongress Ticket. Bitte geben Sie bei Ihrer Anmeldung das Stichwort „AGITANO“ an: http://webscout-kongress.de/anmeldung/.

Zwischenzeitlich haben wir bereits zwei Interviews durchgeführt … mit:
– Dr. Nadine Höchstötter zu „Webscout Kongress: Sprechen, Austauschen, Diskutieren
– Kai de Wals zu „Mit AdWord Kampagnen „Above-the-Fold“ sein“.

Weitere Interviews folgen in den kommenden Tagen.

Interview mit Bernd Fuhlert zum Datenschutz im Internet

Schönen Guten Tag Herr Fuhlert, bitte stellen Sie sich kurz vor.

Seit Anfang des Jahres 2014 bin ich Geschäftsführer der Revolvermänner GmbH. Als Experte in Sachen Datenschutz sind meine zentralen Handlungsfelder Social Media Kommunikation, Cyberrisk und die damit verbundenen Risiken für Unternehmen. Seit Jahren setze ich mich intensiv mit dem Thema Compliance für Groß- und mittelständische Unternehmen auseinander und minimiere hier die Haftungsrisiken für die Geschäftsleitung. Als freier Dozent bin ich an der Universität Duisburg-Essen (UDE) sowie an der FOM Hochschule tätig. Als Mitglied im Berufsverband der Datenschutzbeauftragten Deutschlands (BvD) e.V. bin ich als Dozent zum Thema Datenschutz (BDSG) an Schulen tätig und arbeite aktiv in der Stiftung Datenschutz e. V. mit, die von der Bundesregierung 2013 ins Leben gerufen worden ist.

Sie sind Geschäftsführer der Revolvermänner GmbH. Wie kam es zu diesem doch eigenwilligen Unternehmensnamen und hat dieser eine tiefere Bedeutung?

Die Idee zu dem Namen kam von unserem Gründer Herrn Christian Scherg. Der Name soll ausdrücken, dass im Internet leider oft Recht und Gesetz über Landesgrenzen hinweg nicht durchgesetzt werden können und es darum geht, schnell sowie auf die richtige Weise zu handeln, wenn das Internet als Waffe missbraucht wird.

Der Titel Ihres Workshops lautet „Datenparadies Internet“. Warum Datenparadies für Unternehmen? Oder eher doch nicht?

Das Internet bietet ungeahnte Möglichkeiten der Datennutzung für Unternehmen. Schon heute ist es möglich, Daten zu erheben, mit denen es Unternehmen gelingt, vorauszusagen, wann ein Kunde sich für ein bestimmtes Produkt interessiert. Möglich machen dies komplexe Algorithmen. Diese sind heute auch in der Lage, den richtigen Zeitpunkt für die Angebotsübermittlung an den Kunden zu berechnen und schaffen so den gläsernen Kunden. Der Kunde, der verheiratet ist, keine Kinder hat, gerne Kirschkuchen ist, in Bayern Urlaub macht und einen Porsche fährt, war früher nicht ohne weiteres zu ermitteln. Daher haben Unternehmen heute unter paradiesische Zustände.

Sie sprechen hier ein aktuell sehr intensiv diskutiertes Thema, nämlich den Datenschutz und die Persönlichkeitsrechte der User an. Wo sehen Sie hier die Herausforderungen für Unternehmen, die gewonnene Daten und daraus abgeleitete Erkenntnisse für ihre Marketingmaßnahmen verwenden möchten?

Wenn heute im Internet ein Service kostenlos angeboten wird, ist der Kunde nicht mehr Kunde, sondern das Produkt, das verkauft wird. Das verankert sich immer mehr im Bewusstsein der User. Die Herausforderung liegt daher insbesondere in Deutschland in der Vereinbarkeit der Datenerhebung und Datennutzung mit geltenden Vorschriften. Das deutsche Datenschutzrecht ist im weltweiten Vergleich schon sehr weit und berücksichtigt die Persönlichkeitsrechte der Betroffenen. Völlig anders ist dies zum Beispiel in den USA. Der User fordert immer mehr Transparenz in Bezug auf die verwendeten Daten. Gerade die Zweckbindung der personenbezogenen Daten stellt Unternehmen auch schon heute vor komplexe Fragestellungen. Daten dürfen nur für die Zwecke verwendet werden, für die sie auch erhoben worden sind. Themen wie Data Mining oder Big Data sind damit die großen Herausforderungen der Zukunft in Sachen Datenschutz. Glaubwürdigkeit im Umgang mit personenbezogenen Daten wird für Unternehmen damit zum Qualitätsverbesserungsmerkmal.

Wie können Unternehmen dies für sich regeln, so dass beiden Seiten – sowohl dem Marketing als auch dem Datenschutz – gedient ist?

Generell gilt, wenn der User seine Einwilligung in die Datennutzung erteilt, dann darf ein Unternehmen diese Daten auch entsprechend der Einwilligung verwenden. Allerdings ist für viele User oft nicht transparent, was in der Einwilligung geschrieben steht. Durch die juristischen Formulierungen wirken diese sehr abschreckend und eine Datenschutzerklärung über 15 Seiten (wie sie zum Beispiel Apple hat) ließt kein User und verfehlt damit ihre Wirkung. Sinnvoll ist eine angemesse und ausgewogene Nutzung und Erhebung der Daten für Unternehmen und die transparente Erläuterung an den User.

Wie kann ich ein Webscouting-Projekt datenschutzrechtlich einwandfrei und rechtlich abgesichert gestalten?

Grundsätzlich sollten die Prozesse von Anfang an gut durchdacht sein. Das Datenschutzrecht kennt heute schon viele Möglichkeiten die Nutzung der Daten zu Geschäftszwecken gesetzlich zu ermöglichen. Ich muss mir also vorher ein klares Bild über die aktuelle und zukünftige Datennutzung verschaffen. Ansonsten bleibt immer noch die Einwilligung eines Kunden, die ich im Web abfragen kann. Im Nachgang eine Bereinigung der Daten zu erzielen, ist fast unmöglich. Das hat auch die BDSG-Novelle aus dem Jahre 2009 mit ihrer Übergangsfrist gezeigt. Wer am Anfang keinen lückenlosen Nachweis der Datenerhebung beachtet, bekommt später die Quittung dafür.

Ist hier rechtlicher Beistand immer vonnöten oder kann ich dies als Unternehmer beziehungsweise Marketingverantwortlicher auch selbst regeln? Was empfehlen Sie?

Es gibt viele Prozesse, die Verantwortliche im Marketing selbst aufsetzen können. Sinnvoll ist es, einen Rechtsbeistand zu befragen, wenn ich eine rechtlich abgesicherte Datenschutzerklärung, Einwilligungserklärung eines Users oder aber die Datennutzung ohne Einwilligung des Betroffenen durchführen will, falls die Daten über die Abwicklung des Vertrages mit dem Kunden hinausgehen. Hier macht es Sinn, sich die Freigabe durch einen Rechtsbeistand einzuholen. Damit verteile ich auch Haftungsrisiken.

Was erwartet die Teilnehmer in Ihrem Workshop auf dem Webscout Kongress?

Anhand von vielen Beispielen aus der Praxis möchte ich aufzeigen, wie Daten zum Beispiel auf Facebook, Twitter & Co. gesetzeskonform erhoben und genutzt werden können. Jeder Teilnehmer soll anhand des Social Media Krisensimulators live erleben, wie schnell eine falsche Datennutzung einen Shitstorm verursachen kann. Die Teilnehmer sollen die Erkenntnisse zum Thema Datenschutz aus dem Workshop direkt in die tägliche Praxis mit übernehmen können.

Vielen Dank Herr Fuhlert für das interessante Gespräch und einen interessanten Kongress.

Das Interview führte Oliver Foitzik (Herausgeber des Wirtschafts- und Mittelstandsmagazins AGITANO).

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Zum Interviewpartner

Bernd Fuhlert, Geschäftsführer der Revolvermänner GmbH, steht seit fast zehn Jahren für Expertise in den Bereichen Datenschutz und Marketing. Zu seinen vielfältigen Tätigkeiten gehören Datenschutzaudits und die Implementierung datenschutzrelevanter Prozesse. Als Marketingexperte mit profunden Kenntnissen der juristischen Landschaft hat er zum Ziel, Risiken für Unternehmen zu minimieren und effiziente Prozesse herbeizuführen. Dies gilt insbesondere für innovative und datenschutzkonforme Marketingstrategien im Bereich digitaler Medien.

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