Interview mit Wolfgang Hanfstein, Mitgründer von Managementbuch.de

Wolfgang Hanfstein ist Mitgründer und Chefredakteur von „Managementbuch.de – die Nr.1 Buchhandlung für Führungskräfte, Unternehmer und Selbständige“. In dem Interview beurteilt er den deutschen Fach- und Managementbuchmarkt, zeigt Trends und Entwicklungen auf und diskutiert die bedeutende Stellung von Fachbüchern bei der beruflichen und persönlichen Weiterbildung.

Schönen guten Tag Herr Hanfstein. Sie sind bei der Kroker Medien GmbH beschäftigt. Vielen dürfte wahrscheinlich Ihre Plattform „Managementbuch.de – die Nr.1 Buchhandlung für Führungskräfte, Unternehmer und Selbständige“ bekannt sein. Herr Hanfstein, wie sind Sie in diesen Geschäftsbereich gekommen und was reizt Sie an Ihrer Tätigkeit besonders?

Seit dem Studium der Sozialwissenschaften in Berlin, Bremen und Bologna gilt mein Interesse gesellschaftlichen Entwicklungen und Trends. Als Mitbegründer von Managementbuch.de war es mein Interesse, bei diesem unglaublichen Aufbruch in eine neue, digitale Welt aktiv dabei zu sein. Chancen auszuloten und Neues zu probieren.
Heute habe ich als Chefredakteur von Managementbuch.de das Privileg und das Vergnügen, mich immer mit der neuesten Literatur zu den Themen gesellschaftliche, berufliche und persönliche Entwicklung zu befassen. Gleichzeitig erleben wir als Internet-Unternehmen die digitale Revolution hautnah mit.

Wie hoch schätzen Sie persönlich den Stellenwert von Sach- und Managementbüchern bei der beruflichen Weiterbildung ein? Sind Ihnen vielleicht sogar Studien bekannt, die Ihre Einschätzungen mit Zahlen belegen?

Den Einfluss von Büchern zu quantifizieren ist schwer. Sicher ist, dass berufliche Weiterbildung immer noch zu einem Großteil über Live-Lehrveranstaltungen und natürlich über Bücher läuft.
Der große Vorteil an Büchern ist das Verhältnis von Preis und Leistung. Nirgendwo sonst bekommen sie hochverdichtetes Wissen von Experten zu einem so günstigen Preis. Welcher Herkulesaufgabe sich viele Autoren stellen, sehen sie an den vielen Vorworten, in denen Autoren ihrer Familie für monatelange und manchmal jahrelange Unterstützung beim Schreiben danken! Jahrelange Arbeit für 25 Euro!

Oder nehmen Sie ein kleines Buch wie das Management-Brevier von Helmut Maucher. Der ehemalige Nestlé-Chef plaudert aus dem Nähkästchen, teilt seine Erfahrungen aus einem absoluten Top-Job mit. Normalerweise hätten Sie kaum eine Möglichkeit, mit diesem außergewöhnlichen Unternehmer und Manger ins Gespräch zu kommen. Aber sie können sein Buch lesen. Und aus seinen Erfahrungen lernen.

Wie stark ist der Einfluss der US-Literatur auf den deutschen Management-Buchmarkt? Ist das mit der dominierenden Position Hollywoods im Filmbereich vergleichbar, oder sind hier die Unterschiede in der Unternehmenskultur zwischen Deutschland und den USA doch etwas zu groß?

So pauschal lässt sich das nicht sagen. Als die Management-Literatur in den 1970er Jahren aus Amerika hier ankam, waren zunächst natürlich auch die amerikanischen Autoren tonangebend. Und noch heute liefern sie immer wieder wichtige Denkanstöße, wie zuletzt vielleicht Nicolas Taleb mit dem Schwarzen Schwan. Aber deutschsprachige Autoren sind inzwischen ebenbürtig. Denken sie an Fredmund Malik, der mit „Führen, Leisten, Leben“ einen Klassiker geschrieben hat, oder an Reinhard Sprengers „Mythos Motivation“. Aktuell belebt Michael Faschingbauer mit „Effectuation“ die Theorie unternehmerischen Handelns.

Selbst im Bereich „Persönliche Entwicklung“ tut sich viel. Hier waren die US-Amerikaner lange führend, allein schon, weil sie auf einer völlig anderen Denk- und Lebenshaltung aufbauen. Erfolg, Veränderung, Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen liegt dort tief im genetischen Code. Während in Deutschland für das eigen Wohl und Wehe doch gerne andere verantwortlich gemacht werden. Aber selbst in diesem Bereich gibt es heute wichtige deutsche Autorinnen und Autoren wie Tiki Küstenmacher, Sabine Asgodom, Lothar Seiwert oder Thilo Baum.
Insgesamt sehe ich hier also keine amerikanische Hegemonie. Denn Bücher für die berufliche und persönliche Entwicklung müssen vor allem die Lebenswirklichkeit der Leser treffen. Und da sind deutsche Autoren auf dem deutschen Markt natürlich klar im Vorteil.

Bücher müssen ja nicht nur gelesen, sondern auch verkauft werden. Bekanntheit ist ein maßgeblicher Schlüssel zum Erfolg. Welche Marketinginstrumente und Aktivitäten haben sich denn für Ihr Unternehmen und Ihre Branche als die wichtigsten herausgestellt?

Für die Branche heißt das zuerst, die Bücher über alle verfügbaren Kanäle ins Gespräch zu bringen. Je nach Buch und Zielgruppe geht das von TV bis hin zur Lesung in Harsewinkel. Die Tendenz bei den Verlagen, einzelne Titel mit ganzer Kraft zu pushen und die große Masse eher Mitlaufen zu lassen, scheint sich zu verstärken. Andererseits können durch die neuen Medien Zielgruppen viel exakter angesprochen werden.

Wir als Onlinebuchhandlung und Rezensionsmagazin setzen auf glasklare Empfehlungen. Für unsere Kunden sind wir der Scout im Bücherdschungel. Unsere Redaktion scannt deshalb laufend die Neuerscheinungen aller wichtigen Verlage und hat so einen sehr guten Marktüberblick. Die guten Bücher besprechen wir und sagen genau, für wen und in welcher Situation es taugt. Das machen wir in ca. 60 Buchkategorien. Das bedeutet für uns eine große Verantwortung, denn wir wissen, unsere Kunden vertrauen uns, was wir empfehlen, muss auch wirklich passen!

Lassen sich bei Managementbüchern bestimmte Trends beobachten? Spezielle Themen oder Ansätze, die zu bestimmten Zeiten verstärkt behandelt werden? Wenn ja, was war der letzte Trend, was ist der gegenwärtige und was dürfte der kommende behandeln?

Wenn es einen übergreifenden Trend gibt, dann der zu mehr Verantwortung. Das reicht von Ethikdebatten in Unternehmen bis hin zu persönlichen Ratgebern Marke „Nimm dein Leben in die Hand“. Denn auch die Finanzkrise hat gezeigt, dass es immer auch um individuelles Handeln geht. Und die Korruptionsaffairen in den großen Konzernen haben auch dem Management klar gemacht, dass es sich letztlich als Teil der Gesellschaft vor der Gesellschaft verantworten muss. Dies umso stärker, je stärker der Einzelne in der Gesellschaft ist. Und hier kommen wieder die neuen Medien ins Spiel, denn sie geben auch dem Einzelnen eine Stimme, die zu einem mächtigen Chor anwachsen kann. Damit steht auch der Einzelne in der Verpflichtung, Verantwortung für sich und die Gesellschaft zu übernehmen.

Viele Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens aus Politik und Wirtschaft verfassen gegen Ende ihrer Karriere Autobiografien oder schreiben ihre Sichtweise nieder – mal mehr und mal weniger erhellend. Gibt es da momentan eine prominente Persönlichkeit, von der Sie sich wünschen würden, dass Sie sich Zeit für ein solches Werk nimmt? 

Über eine gute Biografie von Puma-Chef Jochen Zeitz würde ich mich freuen. Das wäre bstimmt spannend, hat aber noch Zeit.

Mal angenommen Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister – was würden Sie sich für den Standort Deutschland und die deutsche Wirtschaft von ihm wünschen?

Keine Wünsche. Als Unternehmer habe ich gelernt, mich vom Wünschen aufs Machen zu verlegen.

Herr Hanfstein, vielen Dank für das Gespräch.

Sehr gerne.

(Das Interview führte Marc Brümmer von der FOMACO-Redaktion.)

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