Karriereverweiger? Wo denn!?

… aus der zweiwöchentlichen Kolumne „Anders denken“ von Nicola Fritze.

„Karriere? Ohne mich!“ So betitelt Spiegel Online eine Geschichte über angebliche Karriereverweigerer. Die These des Artikels: die zwischen 1981 und 1994 geborene „Generation Y“ wolle keine Führungsaufgaben mehr übernehmen. Der Beruf verkomme zum Lifestyle, Freunde und Familie gingen stets vor.

Wie verwerflich… äh… wobei… eigentlich kommt man angesichts so einer Wertung doch eher ins Grübeln. Karriereverweigerer? Wirklich? Ich glaube kaum! Mein Eindruck ist ein anderer. Sind es nicht eher die Unternehmen, die sich verweigern? Nämlich den Veränderungen, die immer mehr Arbeitnehmer fordern? Nicht nur die Generation Y.

Ich spreche seit Jahren mit Arbeitnehmern aus vielen verschiedenen Unternehmen. Die Stimmen, die flexible Arbeitszeiten, Effizienz statt Präsenz wollen – also familien- und lebensfreundliche Arbeitsstrukturen – werden Jahr für Jahr lauter. Doch dieser Mentalitätswandel zieht an vielen Führungsetagen einfach vorbei. Dort gilt dann nach wie vor: Präsenz geht vor Leistung, Routine vor Flexibilität, Anpassung vor Potentialentfaltung. Diese Unternehmen leben sehenden Auges an den Bedürfnissen ihrer Mitarbeiter vorbei. Obwohl die Mitarbeiter der eigentliche Grund sind, warum eben diese Unternehmen erfolgreich wirtschaften!

Wer genauer hinschaut, erkennt schnell, dass junge Arbeitnehmer weder faul noch führungsunwillig sind. Sie wollen einfach nicht in den aktuell noch üblichen Strukturen ihre Lebenszeit verbringen. Denn die bedeuten viel Energieaufwand für Verwaltung, Ränkespiele und Sitzungen, Sitzungen, Sitzungen. Da bleiben neue Ideen ebenso leicht auf der Strecke wie Spaß an der Arbeit und Muse für das Privatleben. Denn wer im Job frustriert ist, wird abends kaum unbeschwert sein Leben genießen, oder?

Eigentlich ist es doch so: die junge Generation ist im Vergleich zu früheren Jahrgängen sehr mobil, gut ausgebildet und dazu sehr pragmatisch im Umgang mit Arbeit. Nicht die Karriere ist das Ideal, sondern das Leben selbst. Das heißt: viel arbeiten ist nicht das Problem – so lange die Struktur stimmt. Auch deshalb gibt es heute mehr selbständige Gründungen als noch vor wenigen Jahren. Der Gedanke: wenn schon viel Arbeit, dann bitteschön als mein eigener Chef! Was soll daran verwerflich sein?

Natürlich tut diese Entwicklung den Großkonzernen weh, die es verpasst haben, ihre Strukturen zu verändern. Dort sind die Uhren manchmal in den neunziger Jahren stehen geblieben. Deshalb haben diese Konzerne jetzt Probleme, exzellent qualifizierten Nachwuchs anzuwerben.

Aber da sage ich doch: nicht jammern! Nicht mit dem Finger auf angeblich leidensunwilligen Nachwuchs zeigen! Denn wer mit dem Finger auf andere zeigt, zeigt immer mit vier Fingern auf sich selbst. Es gilt: anpacken! Strukturen verändern! Mentalitäten entstauben! Das ist leichter getan als gedacht, wenn nur der Wille da ist. So lange es weiter an Innovationsgeist, Bereitschaft zu Toleranz und Diversität und einer menschlichen Arbeitskultur fehlt, gehen die gesunden, glücklichen, seelisch und körperlich ausgeglichenen Nachwuchskräfte ansonsten nämlich weiter woanders hin.

Deshalb gilt mein Leitsatz auch für Sie, liebe Firmenbesitzer und Manager: anders denken, anders handeln! Denn während gut qualifizierte Arbeitnehmer im Zweifel ohne Sie leben können, können Sie nicht ohne gut qualifizierte Arbeitnehmer überleben. In diesem Sinne: packen Sie’s an!

Ihre Nicola Fritze

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Zur Autorin:

Nicola Fritze ist Deutschlands Motivationsfrau. Mit ihrem Motto „Anders denken – anders handeln“ begeistert die Trainerin und Rednerin jährlich tausende von Menschen.

Ihre zwei Podcasts „Das Abenteuer Motivation“ und „Der Fritze-Blitz“ zählen zu den erfolgreichsten Podcasts zum Thema Motivation und Persönlichkeitsbildung. Ihre Hörsendungen erreichen mehr als 30000 Hörerinnen und Hörer.

Anfang 2011 erschien ihr neues Buch „Raus aus der Grübelfalle Wie Sie Ihre Denkgewohnheiten ändern und Ihre Persönlichkeit gezielt weiter entwickeln“. Hierin zeigt Nicola Fritze augenzwinkernd auf, wie wir mit Hilfe des Konzepts der inneren Stimmen handeln, statt immer nur zu grübeln.

Mehr über die Motivationsfrau erfahren Sie unter www.nicolafritze.de.

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