Susanne Wendel über die Leidenschaft der Businessfrau
Hallo Frau Wendel, Sie reisen derzeit mit der gesamten Familie zu Events und Vorträgen. Wie schaffen Sie es, die Vorbereitungen zu den Vorträgen und Ihre Familie dabei unter einen Hut zu bringen?
Das ist alles eine Frage von Organisation und Fokus. Ich bin momentan in Teilzeit-Elternzeit und schaue genau, welche Aufträge ich überhaupt annehme und wo ich mich tummle. Meine Kinder sind noch sehr klein, da bleibt nicht viel Zeit fürs Business übrig. Das heißt, ich muss die wenige Zeit gut nutzen. Seit ich Mutter bin treffe ich schnellere Entscheidungen und arbeite fokussierter. Wenn ich zu Vorträgen reise nehme ich das Baby mit, ich stille ja noch, und mein Partner passt dann auf die Kleine auf, während ich auf der Bühne stehe. Das funktioniert wunderbar. Da braucht es natürlich einen Partner, der einen hundertprozentig unterstützt. Letztes Jahr habe ich zu einem Familienkongress auch noch den dreijährigen und die Oma mitgenommen, das fanden die Organisatoren toll, denn ich bin mit meinem Thema „Work-Life-Fun-Balance“ sehr authentisch rübergekommen.
Sie plädieren für eine Leidenschaft außerhalb der Geschäftswelt – ein Thema, das selten so offen angesprochen wird wie von Ihnen. Sollte dieses wichtige Thema nicht vielmehr in den Vordergrund gerückt werden?
Ja klar! Alle reden über Erfolg, und dabei geht es um Verkaufen, Motivation, Kommunikation, Zeitmanagement und so weiter. Alles wichtig, keine Frage. Doch wie ist es mit dem Privatleben? Glückliche Beziehung? Erfüllter Sex? Wie erfolgreich kann ein Tag werden, der zu Hause schon mit Frust begonnen hat? Klar kann man das verdrängen und sich erst recht in den Job stürzen, auf Dauer ist das aber nicht gesund. Die immer größer werdende Unzufriedenheit merkt man Frauen übrigens viel eher an als Männern. Jeder kennt das Klischee der angespannten untervögelten Businessfrau…
Natürlich sind die Themen Beziehung, Leidenschaft und Sexualität in den Medien überall präsent. Sie werden aber selten in einem ganzheitlichen Zusammenhang gesehen und beispielsweise in Wirtschaftsmagazinen diskutiert. Diese Lücke möchte ich schließen. Wir sind nun mal „ganze“ Menschen und unsere Leidenschaft sowie unsere Bedürfnisse sind auch noch da, wenn wir an einem Schreibtisch sitzen.
Wo sehen Sie Unterschiede bei Männern und Frauen und dem Versuch den beruflichen Alltag mit dem Familienleben zu managen?
Für Männer ist das glaub ich einfacher: Sie machen ihren Job, und wenn sie Freizeit oder Urlaub haben, kümmern sie sich um die Familie. Frauen versuchen beides zu kombinieren, sie arbeiten beispielsweise viel öfter Teilzeit oder von zu Hause oder nehmen das Baby mit ins Büro. Das bringt viel Zufriedenheit und Glück, aber auch Stress. Frauen haben von Natur aus eine engere Beziehung zu ihren Kindern als Männer und verbringen in der Regel auch mehr Zeit mit ihnen. Dementsprechend fühlen die Frauen sich viel mehr hin- und hergerissen zwischen Familie und Beruf als die Männer. Arbeiten im Home-Office mit Baby auf der Couch funktioniert leider nur sehr begrenzt, das stelle ich selber gerade zum zweiten Mal fest. Und mit zwölf Monaten in die Krippe, das akzeptiert nicht jedes Kind und will auch nicht jede Mutter. Da braucht es individuelle und clevere Lösungen. Frauen wachsen im Familienmanagement oft über sich selbst hinaus und werden wahre Organisationstalente.
Sie sprechen von zehn Impulsen, um modernen Geschäftsfrauen wieder mehr Sinnlichkeit zu verleihen. Können Sie den Leserinnen von AGITANO drei dieser Anreize vorab mit auf den Weg geben?
Gerne. Die Impulse gehen alle in die gleiche Richtung, nämlich die expliziten weiblichen Qualitäten (wieder) zu entdecken und zu leben. Fast alles, was man heutzutage über Erfolg liest und lernt, wurde von Männern entwickelt und geschrieben. Es gibt nur sehr wenige weibliche Erfolgs-Vorbilder und die meisten von ihnen haben ebenfalls von Männern gelernt. Die Frage ist also: Was ist denn eigentlich wirklich weiblich?
- Sexy sein und individuelle Kleidung: Frauen sollten auch im Business wie Frauen aussehen und nicht wie Männer. Ein Hosenanzug sieht nur bei sehr wenigen Frauentypen wirklich sexy aus. Ich meine damit nicht aufreizend, sondern eben sinnlich und weiblich. Und so, dass frau sich wohlfühlt.
- Das eigene Körpergefühl stärken: Frauen sind von Natur aus stärker mit ihrem Körper verbunden als Männer. Aber in der toughen Businesswelt verlernen sie schnell ihren Körper wirklich zu spüren. Was hilft ist Bewegung auf die weibliche Art, zum Beispiel Tanzen: Bauchtanz, Salsa, Zumba & Co eignen sich besser als Laufen und Gewichte heben. Empfehlenswert sind auch Cantienica oder ähnliche Methoden, die den Beckenboden kräftigen und Körperspannung aufbauen.
- Regelmäßig Sex haben, zur Not mit sich selber: Sex entspannt genervte Frauen. So habe ich ein Kapitel in meinem Buch „gesundgevögelt“ genannt. Jeder Mann kann diese Aussage bestätigen. Und jede Frau sollte mal ausprobieren, wie es ihr mit regelmäßigem Sex geht.
Was können die Teilnehmerinnen am 30.04.2016 von 15:50 Uhr bis 16:35 Uhr von Ihrem Vortrag zum Thema „Und wo bleibt der Sex? Ein Plädoyer für die Leidenschaft. Nicht nur im Business“ mitnehmen?
Eine neue Sichtweise darauf, wie private Erfüllung und beruflicher Erfolg zusammenhängen.
Frau Wendel, vielen Dank für das Gespräch und viel Spaß auf dem Feminess Kongress 2016.
Das Interview führte Oliver Foitzik, Gründer der FOMACO GmbH und Herausgeber des Wirtschafts- und Mittelstandsmagazins AGITANO.
Über Susanne Wendel
Hier sprüht die Energie! Susanne Wendel ist Gesundheitsexpertin, Speakerin und Autorin, zweifache Mutter (einhalb und drei Jahre) und gemeinsam mit ihrem Partner Geschäftsführerin der Health & Fun GmbH. In ihren Vorträgen und Büchern geht es um Gesundheit, die Work-Life-Balance und – Sex. Immer nach dem Motto: Was glücklich macht, macht auch gesund!
Mehr Information zu Susanne Wendel und ihren energiegeladenen Vorträgen finden Sie auf ihrer Website: