Lost Generation… Über Sarotti Mohren und kleine Negerlein

 … aus der wöchentlichen Business-Kolumne von Ulrich B Wagner “Me, myself and I – eine Reise in sich hinein und über sich hinaus”.

Heute:    Lost Generation… Über Sarotti Mohren und kleine Negerlein

Ich habe eine große Zärtlichkeit und Bewunderung für die Erde und keine Spur davon für meine Generation
Ernest Hemingway

Here was a new generation, shouting the old cries, learning the old creeds, through a revery of long days and nights; destined finally to go out into that dirty gray turmoil to follow love and pride; a new generation dedicated more than the last to the fear of poverty and the worship of success; grown up to find all Gods dead, all wars fought, all faiths in man shaken…
F. Scott Fitzgerald

Als ich noch ein Kind war, oder noch viel „häufiger“ Ulrich B Wagnersein durfte als heute….
Erlauben Sie mir jedoch an dieser Stelle den kleinen Einschub, der keinen Aufschub zulässt, weil ich bis zum heutigen Tag immer noch aus tiefstem Herzen davon überzeugt bin, dass die schlimmsten und widerlichsten Erwachsenen die sind, die eines Tages beschlossen haben, dass Kind in sich zu töten – oder wie Wolf Biermann es einmal anders ausdrückte: „Wir müssen wie Kinder reden, wenn wir überleben wollen.“

Vielleicht rede oder schreibe ich ja heute im Rahmen der vorliegenden Kolumne wie ein ungezogenes, trotziges Kind und der eine oder andere von Ihnen möchte mich umgehend ins Badezimmer schicken, damit ich mir meinen Mund und die Schreiberlingfinger ordentlich mit Seife wasche. Sei’s drum. Ich kann nicht anders.

Doch nun noch einmal von vorne: Es geschah zu jener Zeit, als ich noch ein Kind war, oder noch viel „häufiger“ sein durfte als heute, dass ich allwöchentlich meine Großmutter in Oberursel besuchte und zur Begrüßung eine riesige Tafel Schokolade mit einem großen orientalischen Mohren darauf als Geschenk bekam. Vor dem Einschlafen holte Sie dann Abenteuergeschichten der kleinen „Negerprinzessin“ Pipi Langstrumpf aus dem Regal, die solch wilde Ammenmärchen ihren Freunden Annika und Thomas auftischte wie die folgende, „dass es im Kongo keinen einzigen Menschen gibt, der die Wahrheit sagt. Sie lügen den ganzen Tag. Sie fangen früh um sieben an und hören nicht eher auf, als bis die Sonne untergegangen ist.“

An anderer Stelle sprach sie gar: „Ich werde einen eigenen Neger haben, der mir jeden Morgen den Körper mit Schuhcreme putzt. Damit ich ebenso schwarz werde wie die anderen Negerkinder. Ich stelle mich jeden Abend zum Putzen raus, zusammen mit den Schuhen.“

Zum Abschluss sang Sie mir dann obligatorisch noch den beliebten Kinderzählreim „Zehn kleine Negerlein“ zur Beruhigung und zum Einschlummern. Nein meine Oma hatte keine Farm in Afrika, auf der sie arme farbige Sklaven mit der Peitsche zur Arbeit antrieb oder in fremde Länder verkaufte. Meine Großmutter war weder eine Rassistin, noch hatte sie im Dritten Reich jemals die Nazis gewählt oder mit ihrem Gedankengut sympathisiert. Mein Großvater saß wegen seiner politischen Gesinnung zu jener Zeit sogar länger im Knast. Sei’s drum.

Auch ich bin trotz solcher Lektüre nicht zum Rassisten geworden, sondern habe stattdessen gelernt, das eine von dem anderen zu unterscheiden: Fiktion, Kunst, Literatur und Wirklichkeit.

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