Was wird aus der guten alten Website? Was muss modernes Webdesign erfüllen? – Interview mit Dennis Lai von Drela
Herr Lai, Websites werden heute im Baukastensystem von verschiedenen Portalen gratis angeboten. Ist das eine Konkurrenz für Ihre Agentur?
Baukastensysteme werden in der Tat immer besser betreffend intuitiver Bedienbarkeit und optischer Qualität der Ergebnisse. Im Bereich der Anpassungsfähigkeit bei individuellen Projekten hakt es immer noch gewaltig und der Kunde kommt ohne professionelle Hilfe sehr schnell an seine Grenzen. Zudem sind Baukastensystem auch im Hinblick auf SEO (Suchmaschinenoptimierung) nur begrenzt empfehlenswert, weil man oft nicht die ganze Bandbreite aller nötigen SEO “Einstellungen“ nutzen kann und damit schnell einen Wettbewerbsnachteil hat.
Immer mehr Websites nutzen fertige Blockelemente oder Layout-Programme wie Dreamweaver, selbst kleinere Websites arbeiten oft mit CMS wie wordpress. Können bald nur noch Profis richtigen Quellcode schreiben?
Webdesigner, die heute komplett von Hand arbeiten und noch jede Codezeile selbst schreiben, sind sehr selten geworden, denn für gute Handarbeit und individuelle Arbeit müssen entsprechende Preise aufgerufen werden, diese liegen dann oft im mittleren vierstelligen Bereich und kaum ein Kunde aus dem Bereich der kleinen und mittleren Unternehmen ist bereit, € 5.000 bis € 7.500 für eine überschaubare Webseite zu zahlen. Das ist aus meiner Sicht nicht komplett nachvollziehbar, denn die Webseite übernimmt heute mehr denn je die Funktion als zentrale Schnittstelle zu potentiellen Kunden und sollte eine der Kostenstellen sein, wo vor allem auf Qualität und weniger den Preis geachtet werden sollte. Auch hier gilt wie überall im Leben: möchte man was Anständiges mit langfristigem Mehrwert haben, muss man etwas tiefer in die Tasche greifen.
Zusätzlich zum oben genannten Preisbewusstsein der Kunden sind die Anforderungen an eine Webseite extrem gestiegen, denn die Webseite muss auf allen Endgeräten wie Smartphones und Tablets anständig aussehen und muss dahingehend angepasst werden. Somit greifen auch etablierte Webdesign Agenturen auf professionelle Themes (anpassungsfähige Designvorlagen) zurück, um den Kunden einen wettbewerbsfähigen Preis anbieten zu können. Ich sehe das Ganze auch gar nicht negativ, denn der Kunde bekommt zu einem sehr guten Preis ein ausgezeichnetes Produkt. Sowohl führende Content Management Systeme als auch Anbieter von professionellen Designvorlagen liefern bereits hochprofessionell ausgearbeitete Produkte, welche dann sozusagen als Profi-Werkzeuge dem Webdesigner bei seiner Arbeit helfen. Letztlich profitiert von dieser Entwicklung auch der Endkunde, da die Qualität des Endproduktes so in der Regel auf einem sehr hohen Niveau ist.
Sie bieten Content in Schrift und Bild an. Wie beurteilen Sie die Entwicklung, dass jeder eine Website als Visitenkarte oder Werbeportal haben möchte, seine Botschaft aber anderen überlässt?
Wenn es dem Kunden darum geht, seine Botschaft in einem sauber formulierten, grammatisch fehlerfreien Rahmen zu transportieren und er weiterhin die Kernbotschaft vorgibt, ist die Nutzung von professionellen Textagenturen absolut in Ordnung auch wünschenswert, da nicht jeder zum Schreiben und Formulieren geboren ist. Wenn das Ganze aber in hohler Phrasendrescherei endet und die inhaltliche bzw. fachliche Basis komplett verloren geht, merkt das auch der Kunde am Ende ganz schnell und die Webseite verliert sowohl für den potentiellen Kunden als auch für Suchmaschinen an Mehrwert. Insofern sollte sich jeder Kunde Gedanken machen, mit welchem inhaltlichen und fachlichen Wissen er bei der eigenen Zielgruppe glänzen kann und sollte immer auch selbst bei der inhaltlichen Gestaltung mitwirken.
Im Netz wird viel kopiert und geklaut, ohne ein verbreitetes Unrechtsbewusstsein. Wie schützen Sie sich und Ihre Kunden vor Abmahnungen?
Bei der Verwendung von Bildern achten wir stets darauf, entweder Bilder mit gültigen Lizenzen von professionellen Bildagenturen wie www.istock.com zu verwenden oder eine ausdrückliche Genehmigung für die Veröffentlichung der Bilder zu haben. Ansonsten liefert der Kunde oft selbst auch Bilder oder wir fertigen über einen kooperierenden Fotografen eigene Bilder für die Webseite an. Natürlich beraten wir unseren Kunden auch zu allen im Internet nötigen rechtlichen Grundlagen wie Impressum, Haftungsausschluss und Datenschutzbestimmungen und liefern entsprechende Vorlagen, welche der Kunde individualisieren kann. Damit ist man in der Regel vor Abmahnungen sehr gut geschützt.
Viele Websites sind ein ständiger Wettlauf um Aufmerksamkeit. Gibt es Kunden, denen Sie von Blogs oder Social Media abraten, weil sich ehrlicherweise nicht genügend Neues bei ihnen ereignet?
Nicht jeder Kunde taugt mit seinem Produkt oder seiner Zielgruppe für eine Social Media Strategie oder einen Blog. Das ist richtig. Der Aufwand für die Pflege und die Erstellung eines Blogs oder von diversen Social Media Profilen sollte vorab abgewogen werden. Man sollte sich überlegen, vorhandene Kapazitäten oder Budgets lieber gesammelt auf in die Pflege der Webseite und der hiermit im Zusammenhang stehenden Suchmaschinenoptimierung zu investieren, um in diesem Bereich das optimale Ergebnis zu erzielen. Wenn eine Vorabanalyse allerdings ergibt, dass ein Kunde ideale Voraussetzungen hat, um seine Zielgruppe über einen Blog oder Social Media Profile mit Neuigkeiten, Angeboten oder sonstigen informativen Mehrwerten an sich zu binden, dann sollte man diese Kanäle auch für das eigene Onlinemarketing so gut wie möglich versuchen zu nutzen.
Sie bieten auch Suchmaschinenoptimierung und lokales SEO an. Für Viele bedeutet das Ranking bares Geld. Aber ist ihnen auch klar, dass sie sich damit einem endlosen Infotainment verpflichten?
Vielen Kunden ist bei der Erstberatung nicht unbedingt bewusst, dass Suchmaschinenoptimierung aufgrund der Dynamik des Internets, sich verändernder Algorithmen in Suchmaschinen und Rankingfaktoren eine dauerhafte Angelegenheit ist, die aus vielen verschiedenen Bausteinen besteht und mit zeit- und arbeitsintensiven Maßnahmen verbunden ist. Eine Aufzählung dieser Maßnahmen würde hier jetzt den Rahmen sprengen, wer sich dafür interessiert, kann sich gerne unter www.drela.de/seo-agentur/suchmaschinenoptimierung-frankfurt.html einen Überblick verschaffen.
Um Überzeugungsarbeit leisten zu können ist es im Bereich Suchmaschinenoptimierung wichtig, dem Kunden anhand von Daten und Fallbeispielen aufzuzeigen, dass die monatlichen Kosten sich am Ende rechnen können und in den meisten Fällen dies auch der Fall ist. Ein Kunde im Bereich der lokalen Suchmaschinenoptimierung aus der Branche der Innenausstattung konnte zum Beispiel nach 12 Monaten Zusammenarbeit seinen Umsatz von etwa € 80.000 auf € 240.000 steigern. Anhand solcher Beispiele lassen sich dann auch vorsichtige(re) Kunden überzeugen. Wobei man letztlich immer auch sagen muss, dass es im Internet aufgrund der Marktmacht von Google keine Garantien für Rankings geben kann und Google immer noch selbst bestimmt, wer wann und für welche Begriffe vorne steht. Wir als SEO und Webdesign Agentur können nur alles dafür tun, auf dem neuesten Wissensstand zu bleiben und die Webseiten unserer Kunden bestmöglich zu optimieren. Dies klappt in der Regel aber sehr gut.
Datensicherheit spielt besonders bei größeren Unternehmen eine wichtige Rolle. In wieweit berücksichtigen Sie dies bei der Websiteerstellung?
Für Kunden, die diesen Service in Anspruch nehmen, führen wir regelmäßig System-Updates der verwendeten Content Management Systeme durch und sichern auch zum Schutz vor eventuell Hackerangriffen regelmäßig die Daten der Webseite, sodass im schlimmsten Fall alle Daten wieder hergestellt werden können.
Responsives Design ist mittlerweile ein Muss. Wie verändern sich Inhalte, wenn sie nur noch im Smartphone-Format wirken müssen?
Generell geht der Trend dahin, Kerninformationen herauszuarbeiten und im mobilen Bereich keine endlosen Textwüsten zu erstellen. Der Kunde scannt in den meisten Fällen die Webseiten nur noch ab und entscheidet zum Beispiel aufgrund komprimierter Informationen in den Überschriften, ob etwas für Ihn interessant ist. Ansonsten sind genau wie auch auf dem Desktop optische Bildreize und eine sehr gute und intuitive Bedienbarkeit (Usability) sehr wichtig, um keine unnötigen Seitenabsprünge zu verursachen.
Clouds, Smartphones und E-Commerce: Wohin entwickelt sich das Webdesign in den nächsten fünf Jahren?
Der Trend wird weiterhin zu mobilen Webseiten gehen, da heutzutage fast jeder mit seinem Smartphone Webseiten aufruft, sich unterwegs informiert, nach Wegen und lokalen Geschäften sucht, Bestellungen im Onlineshop tätigt oder seinen Aktivitäten in sozialen Netzwerken nachgeht. Ansonsten denke ich, dass die Webseite, wie wir Sie heute kennen, noch viele Jahre erhalten bleibt, weil Sie die virtuelle Identität jedes Unternehmen doch besser abbildet als ein zentraler Dienst wo alle Profile letztlich sehr ähnlich sind und sich in einem vorgegebenen Rahmen bewegen, wie zum Beispiel bei Facebook für Unternehmen.
Viel mehr als das Aussterben der Webseiten stellt sich die Frage, ob zentrale Knotenpunkte im Netz mit außenordentlicher Marktmacht und Datenhoheit, wie Google oder Facebook, Ihren Status halten können oder nicht. Von solchen Entwicklungen hängt auch unter anderem das Überleben der gesamten SEO-Branche ab, so wie wir diese heute kennen, da sich hier, zumindest in Deutschland, zu 95 Prozent alles um Google dreht.
Herr Lai, wir danken für das interessante und informative Gespräch zur Zukunft der Website und modernes Webdesign.
Das Interview mit Dennis Lai von Drela führte Oliver Foitzik, Herausgeber AGITANO und Geschäftsführer der FOMACO GmbH.
Über Drela
Die Drela GmbH entwickelt und gestaltet ist seit etwa 10 Jahren Websites für Privat- und Geschäftskunden in Dietzenbach und Frankfurt am Main. Zum Drela-Portfolio gehören Webtexte, Grafiken und Bilder, aber auch SEO, AdWords, Corporate Design und Social Media Kanäle. Geschäftsführer Dennis Lai führt ein kreatives Team, das professionelle Online-Präsenzen analysiert, optimiert und ständig weiterentwickelt.