Startschuss für die Fachkräfteinitiative „Zukunft im Norden“: Bei einer Auftaktveranstaltung in Kiel haben sich am 25. Oktober Land, Kammern, Wirtschafts- und Kommunalverbände, Gewerkschaften, die Bundesagentur für Arbeit und die Hochschulen im Land auf Eckpunkte verständigt, wie in den kommenden Jahren der wachsende Fachkräftebedarf in Schleswig-Holstein bewältigt werden kann.
„Wir werden im Jahr 2030 auf dem schleswig-holsteinischen Arbeitsmarkt eine Lücke von voraussichtlich knapp 200.000 Menschen haben. Und wenn wir nicht heute schon damit beginnen, diesen Trend einzudämmen, werden wir morgen im globalen Wettbewerb zurückfallen“, sagte Wirtschaftsminister Reinhard Meyer im Anschluss an das Treffen. Alle 25 Teilnehmer des Auftaktgesprächs seien sich einig, dass der Wohlstand Schleswig-Holsteins in Zukunft entscheidend davon abhänge, Nachwuchs- und Fachkräfte sämtlicher Bran-chen gut auszubilden und vor allem im Land zu halten.
Die Konferenzteilnehmer verständigten sich darauf, dass die Kammern in den kommenden Wochen zunächst den Fachkräftebedarf der nächsten 15 bis 20 Jahre landesweit identifizieren und analysieren. Die Industrie- und Handelskammer zu Lübeck hatte bereits vor knapp einem Jahr in einer Studie den Fachkräftebedarf für die Region Lübeck bis zum Jahr 2030 ermittelt. Das Wirtschafts- und Bildungsministerium werden gemeinsam ausloten, wie sich quer durch die Gesellschaft noch bessere Bildungs- und Aufstiegschancen eröffnen lassen. Die Bundesagentur für Arbeit wird nach Wegen suchen, das vorhandene Fachkräftepotenzial unter anderem durch Qualifizierung weiter zu stärken und Erwerbschancen zu verbessern. UV Nord und DGB befassen sich mit Möglichkeiten zur stärkeren Fachkräftebindung, die Wirtschafts- und Technologietransfer GmbH (WTSH) wird Vorschläge unterbreiten, wie bundesweit für den Wirtschafts- und Arbeitsstandort Schleswig-Holstein geworben werden kann.
Nach den Worten von Meyer sei eine der herausragenden Aufgaben, mehr Frauen als bisher für den Arbeitsmarkt zu gewinnen. Die Erwerbsbeteiligung der Frauen liege im Land mit gut 66 Prozent zwar über dem Bundesdurchschnitt, aber um knapp zehn Prozent unter der Erwerbsbeteiligung von Männern. „Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf stellt deshalb aus meiner Sicht einen wesentlichen Eckpfeiler unserer Fachkräfte-Initiative dar“, so Meyer. Landesweit seien rund 300.000 Frauen im erwerbsfähigen Alter nicht berufstätig, obwohl sie über mittlere und hohe Qualifikationen verfügen, die für den Arbeitsmarkt genutzt werden müssten.
„Durch intelligente Arbeitszeitmodelle, verlässliche Kinderbetreuung und einen hohen Grad an selbstbestimmter Flexibilität müssen wir den Frauen größere Spielräume geben, um Beruf und Familie zu vereinbaren. Nur so werden wir junge Familien und damit unsere Fachkräfte von morgen langfristig im Land halten können“, sagte Meyer. Ebenso wichtig sei in diesem Zusammenhang die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf sowie die Förderung der zunehmenden Zahl von Menschen mit Migrationshintergrund.
Nach den Worten des Unternehmers und Präsidenten der IHK Schleswig-Holstein, Christoph Andreas Leicht, werden die Betriebe noch viel stärker um jüngere, aber auch ältere Menschen werben müssen: „Die sogenannte Generation Erfahrung kann einen erheblichen Beitrag leisten, um den zukünftigen Fachkräftebedarf zu bedienen. Wir müssen gemeinsam dafür sorgen, die Arbeitsbedingungen den Bedürfnissen der Menschen über 55 Jahre anzupassen. Wir brauchen ebenso eine konsequente Nachwuchsarbeit und eine enge Kooperation zwischen Wirtschaft und Wissenschaft. Unsere Unternehmen haben ein großes Interesse daran, dass die jungen Menschen, die sich für einen Studienplatz in Schleswig-Holstein entscheiden, hier in unserem Land auch ihren Arbeitsplatz finden.“
Wie Wirtschaftsminister Meyer abschließend sagte, sollen die Ergebnisse der einzelnen Arbeitsgruppen zusammengetragen und daraus ein gemeinsamer Aktionsplan geschmiedet werden. Dieser soll noch vor der Sommerpause 2013 von allen Beteiligten unterzeichnet und dann schrittweise umgesetzt werden. Meyer: „Wir wollen mit allen Akteuren ganz konkrete Maßnahmen definieren oder vereinbaren, die dann umgesetzt und in einem ständigen Erfolgscontrolling überprüft werden.“
Quelle: Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Technologie Schleswig-Holstein