Soziologe erforscht Chancen von Ausländern an deutschen Universitäten

Rund 70 Prozent der deutschen Studenten beenden ihr Studium erfolgreich mit einem Abschluss. Unter den ausländischen Studenten ist diese Quote deutlich geringer. Nur zirka 40 bis 50 Prozent dieser so genannten Bildungsausländer machen einen Abschluss in einem grundständigen Studiengang. Woran liegt das? Und was können die Hochschulen tun, um diesen signifikanten Unterschied zu beheben? Diesen Fragen ist der Soziologe Jörg Rech von der Universität des Saarlandes in seiner preisgekrönten Dissertation nachgegangen.

Ein Gespenst geht um in Deutschland – das Gespenst des Fachkräftemangels. Mit ein bisschen mehr Lässigkeit könnte Deutschland diesem Gespenst begegnen, wenn mehr Bildungsausländer an deutschen Universitäten einen Abschluss machten als bisher. Rund 184.000 Studentinnen und Studenten, die ihre Hochschulzugangsberechtigung im Ausland erworben haben, studieren derzeit in Deutschland. „40 bis 50 Prozent von ihnen machen laut einer vom Deutschen Akademischen Austauschdienst veröffentlichten Studie aus dem Jahr 2004 auch einen Abschluss“, erklärt Jörg Rech. „Hingegen schaffen laut dieser Studie rund 70 Prozent der deutschen Studentinnen und Studenten einen Hochschulabschluss“, sagt der Soziologe, der in seiner Doktorarbeit „Faktoren des Studienerfolgs von Bildungsausländern“ untersucht hat. Seine grundsätzliche Fragestellung ist: Was können die Hochschulen tun, um den Studienerfolg dieser Bildungsausländer zu erhöhen?

„Größtes Problem neben beispielsweise finanziellen Hürden war die Orientierung im Studiensystem. Das ist ein Faktor, den die Hochschule selbst beeinflussen kann“, erklärt Jörg Rech. Konkret heißt das, dass die Ausländerinnen und Ausländer sich bisweilen nicht so gut an der Hochschule aufgehoben fühlen, wie es eigentlich sein sollte, um erfolgreich studieren zu können. Nachteilen wie zum Beispiel mangelnde Sprachkenntnisse oder eine für Ausländer ungewohnte Studienorganisation könnten die Hochschulen entgegentreten, indem sie solche Probleme institutionalisiert zu beheben versuchen.

Unterstützende Sprachkurse vor oder während des Studiums senken zum Beispiel Sprachbarrieren, ein speziell für die Ausländer bereitstehender Berater oder Tutor im Fachbereich hilft bei der Studienorganisation. „Solch eine institutionelle Integration hilft Bildungsausländern ungemein, das Erststudium erfolgreich zu beenden“, schlussfolgert Jörg Rech.

Vor allem große, finanzstarke Hochschulen haben solche detaillierten institutionellen Hilfen im Angebot, hat der Soziologe herausgefunden, der für seine Arbeit unter anderem Studien bzw. Daten des Deutschen Studentenwerks, des Statistischen Bundesamts sowie des Deutschen Akademischen Austauschdienstes, der Hochschulrektorenkonferenz und der Alexander von Humboldt-Stiftung herangezogen hat. „Kleinere Hochschulen haben oft nicht den Spielraum, den die großen haben, um solche Einrichtungen und Dienstleistungen anzubieten“, erklärt er. Die Einführung solcher Maßnahmen, so der Wissenschaftler weiter, muss dabei auch von den führenden Mitgliedern der Hochschule, also zum Beispiel dem Präsidium, dem International Office und anderen, wirklich gewollt werden.

Sind Bildungsausländer auf diese Weise institutionell von der Hochschule, aber auch sozial und fachlich-akademisch integriert, steigen die Erfolgsaussichten und sie brechen ihr Studium wahrscheinlich seltener ab als zuvor, so die Schlussfolgerung.

„Mit der Dissertation habe ich ein Theoriemodell zum Studienerfolg von Bildungsausländern entwickelt, das für die weitere Forschung, aber auch für die Hochschulen selbst sehr zweckmäßig ist. Ihnen wird damit ein Mittel an die Hand gegeben, wie sie Bildungsausländern konkret helfen können, erfolgreich zu studieren“, schlussfolgert Jörg Rech. Der Fachkräftemangel in Deutschland könnte so ein wenig abgefangen werden.

Für seine Doktorarbeit ist Jörg Rech mit dem Dr.-Eduard-Martin-Preis ausgezeichnet worden. Damit würdigt die Vereinigung der Freunde der Universität des Saarlandes jährlich die besten Nachwuchswissenschaftler der Universität.

Quelle: Universität des Saarlandes

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