Sprechen und Mut: Entscheiden Sie selbst, wie Sie wirken!

… aus der wöchentlichen Themenserie „Sprechen wie der Profi – Eine Themenserie rund um den Brustton der Überzeugung“ mit der Stimm- und Sprechtrainerin, Business Coach und Rednerin Dr. Monika Hein. Nach dem fünften Teil „Sprechen und Wertschätzung“, erfahren Sie heute in Teil 6, was Sprechen mit Mut zu tun hat.

Das ganze Business ist eine Bühne

Stehen Sie manchmal auf einer Bühne? Die meisten von Ihnen werden jetzt den Kopf schütteln. „Bühne, das ist was für Schauspieler“. So manchem von Ihnen fällt dann vielleicht ein, dass der Auftritt beim Karneval oder auf der Hochzeit des besten Freundes wohl auch etwas mit Bühne zu tun hat. Oder aber das Konzert des Kirchenchors. Manche Menschen tanzen, spielen ein Instrument, spielen in der Freizeit Theater – ja, auch diese Bühnen meine ich.

Entscheidend für viele, sogar die meisten Menschen im Geschäftsleben ist jedoch die Business-Bühne. Präsentationen, Gespräche, Meetings: All das sind sind kleine Szenen, dramatische Stücke, kurzweilige Sketche: Episoden aus unserer Daily Soap, genannt Beruf.

Bühne bedeutet Öffentlichkeit, angeschaut werden, vor Menschen sprechen, in Erscheinung treten. Das liegt Menschen unterschiedlich gut. Manche waren schon immer der Klassenclown, andere anscheinend schon immer das schüchterne graue Mäuschen. Glauben Sie zumindest.

Mit Mut die Bühne erobern

Meiner Überzeugung nach kann jeder Mensch mutig die Bühne erobern. Um welche es sich auch immer handeln mag. Dazu braucht es nur den mutigen Entschluss und das erforderliche Handwerk!

In meinem eigenen Berufsleben spielte die Bühne eine große Rolle. Aufgewachsen in einem Musiker-Haushalt, in der Schulzeit im Jazzchor, im Jazztanz-Ensemble und in der Theater-AG, die Bühne wurde für mich immer wichtiger. So entstand der Wunsch, sogar der Lebenstraum, dieses Hobby zum Beruf zu machen.

Ich war mutig und motiviert, zog los in die Welt, sprach an vielen Schauspielschulen vor und landete schließlich in Hamburg, an der Musicalschule. Nach zwei Jahren harter Arbeit und einigen Rückschlägen musste ich schließlich einsehen, dass diese Schule nicht mein Ort war. Ich kündigte meinen Ausbildungsvertrag, wollte auf eigene Faust meinen Weg zur Bühne gehen. Doch mein Mut hatte mich in der Zwischenzeit verlassen.

Ganz unbedeutendes Licht

Einschränkende Glaubenssätze, Annahmen über die Bühne und über mein Talent führten dazu, dass ich mich in eine leise Ecke zurückzog: ins Studium. Ich studierte das Thema Stimme in der Theorie, in den feinsten Facetten und vergaß die Bühne dabei jeden Tag ein bisschen mehr. Bis zu dem Tag, an dem ich meine Dissertation in Stockholm auf einer internationalen Konferenz vorstellte. Und tatsächlich hatte ich damals große Angst, war ich mit meiner Studie doch ein ganz unbedeutendes Licht in der Welt der Forschung. Ich tat es trotzdem, sprach vor den renommiertesten Stimmforschern dieser Welt.

In den Minuten vor dem Auftritt, Sie kennen das vielleicht: Die Aufregung wächst und wächst und wächst.
Auf dem Weg zur Bühne erinnere ich mich schlagartig an alles, was ich mal für die Bühne gelernt habe: Mein Handwerk ist plötzlich wieder präsent. Ich weiß wieder, wie ich auf einer Bühne stehen, gehen, atmen und klingen muss, um zu wirken. Das zahlt sich aus – der Vortrag kommt wunderbar an. Für mich eine große Lehre. Stimme geben heißt mutig sein. Stimme geben heißt: Raus mit der Sprache. Stimme geben heißt: etwas behaupten, ein Angebot machen. Und Stimme geben heißt: die Entscheidung treffen, hörbar zu werden. Denn wenn ich nicht an mich glaube, wer soll es dann tun? Wer sollte an meiner Stelle die Stimme erheben? Das muss und kann jeder von uns selbst tun!

Meine Tipps für Sie:

Mut ist, trotz Angst zu handeln. Suchen Sie bei Redeangst genau die Situationen auf, die sie sonst verstummen lassen. Üben Sie sich in kleinen, bewussten Schritten. Angst verschwindet mit steigender Routine, denn Angst bedeutet nur, dass wir eine Situation noch nicht kennen oder beherrschen.

Nehmen Sie sich in jeder Sprechsituation bewusst Raum. Es ist Ihre Verantwortung, wie Sie Ihre Bühne gestalten. Stehen Sie mit dem Rücken zur Wand? Quetschen Sie sich im Gespräch zwischen Stuhl und Tisch ein? Verändern und vergrößern Sie ihren Wirkungsraum!

Tun Sie so, als ob Sie mutig wären. Fake it until you make it. Unser Körper glaubt uns das: Denken und Fühlen folgen dem Verhalten. Machen Sie sich groß und zeigen Sie sich.

Werfen Sie mental und körperlich Angeln aus. Überbrücken Sie bewusst die Distanz zwischen Ihnen und Ihrem Publikum. Wenn die Beziehungsebene steht, dann „flutscht“ es auch mit dem Sprechen. Das bestätigen alle Teilnehmer, die sagen, dass sie nach ein paar Minuten „drin“ sind. Diesen Prozess können Sie beschleunigen, indem Sie sich den Zuhörern bewusst zuwenden und zuneigen.

Machen Sie sich klar:

Während Sie sich Gedanken über Ihre Wirkung machen, tun die anderen genau dasselbe: Sie denken über sich selbst nach. Darum lohnt sich die Sorge gar nicht!

Entscheiden Sie sich für Ihre „Business-Rolle“. Entscheiden Sie, dass Sie nicht privat angreifbar sind, sondern in Ihrer beruflichen Funktion auftreten. Das macht Sie souveräner.

Viel Spaß auf Ihren Bühnen!

Sprechen wie der Profi
Dr. Monika Hein (Foto: © Romanus Fuhrmann)

Über Dr. Monika Hein

Dr. Monika Hein ist Rednerin, Stimm- und Sprechtrainerin, Business Coach und Trainerin (dvct) sowie Sprecherin in Funk und TV. Sie trainiert seit 2004 Führungskräfte, Kundenberater, Anwälte, Notare, Verkäufer, Moderatoren, Schauspieler, Dolmetscher, kurz gesagt, all diejenigen, die beruflich auf den Einsatz ihrer Stimme angewiesen sind. Sie verhilft Menschen zu einem klaren Ausdruck, mit dem sie sich stark und sicher fühlen.

Im März 2014 ist ihr Buch „Sprechen wie der Profi – Das interaktive Training für eine gewinnende Stimme“ im Campus Verlag erschienen.

Mehr zu ihrer Person finden Sie unter www.monikahein.de.

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