… aus der zweiwöchentlichen Themenserie “Anders denken” von Nicola Fritze.
Was würden Sie sagen, wenn Sie ins Büro Ihres Kollegen kommen – und der spielt ein Computerspiel? Mitten in der Arbeitszeit! Skandalös, oder nicht? Was bietet sich mehr an, als bei den Kollegen ein wenig zu lästern, dass der irgendwelche Spiele spielt, während man selbst hart arbeitet. Und überhaupt … Computerspiele.
Das ist kein unrealistisches Szenario, wie ich neulich gelernt habe. Eine Umfrage unter amerikanischen Führungskräften hat ergeben, dass 70% der Befragen regelmäßig Spiele wie Solitaire, Minesweeper oder Bejeweled während der Arbeitszeit spielen. Und zwar mehr als eben mal fünf Minuten. Die meisten spielen zwischen 15 Minuten und einer Stunde pro Tag.
„Aber hallo“, denken Sie sich vielleicht, „wo sind wir denn“? Das war auch meine erste Reaktion. Doch mein erster Reflex war vorschnell. In dem Bericht über die Studie stand nämlich auch, dass die befragten Führungskräfte als Hauptgrund für ihre Spieltätigkeit angaben, sie würden dadurch Stress abbauen. Das leuchtete mir ein. Wir sehen Spiele zwar in der Regel als Freizeitbeschäftigung. Doch sie haben auch abseits des häuslichen Wohnzimmer einen Wert.
Tatsächlich können uns Spiele dabei helfen, auf aktive Weise Stress abzubauen, die gedankliche Flexibilität zu erhöhen und unsere Problemlösungskompetenz zu stärken. Erstaunlich, nicht wahr? Tatsächlich zeigen Studien seit Jahrzehnten, dass wir sehr leichthändig in den „Flow“ – also einen produktiven Glückszustand – gelangen können, sobald wir spielen. Egal, ob Brett-, Konsolen- oder Handyspiel: das, was im ersten Moment aussieht wie pure Daddelei, hat tatsächlich messbar positive Auswirkungen.
Der wichtigste Faktor dabei ist, dass wir beim Spielen aktiv sind. Wir schalten unser Hirn nicht ab und versuchen krampfhaft, uns zu entspannen. Das geht meistens schief und schlägt leicht in Niedergeschlagenheit um. Nein, beim Spielen lenken wir unsere Aufmerksamkeit woanders hin. Da hilft natürlich, dass die meisten Menschen extrem konzentriert sind, wenn sie spielen. Sie fokussieren sehr stark darauf, die Probleme im Spiel zu lösen, tauchen weg aus der Realität. Der Geist löst sich in diesem Moment also von unseren Alltagssorgen oder dem einen Problem, das wir gerade nicht lösen können und arbeitet kreativ an der Lösung virtueller Probleme. Schon nach einer kurzen Zeit des Spielens befinden wir uns auf diese Weise geistig – und somit auch körperlich – in einem anderen, besseren Zustand als noch kurz vorher. Das „Um-die-Ecke-Denken“, das wir in vielen Spielen betreiben, hilft dann wiederum bei der Lösung unserer Alltagsaufgaben in der realen Welt.
Deshalb ist es eigentlich eine gute Sache, wenn Ihr Kollege immer mal wieder eine Runde Solitaire durchklickt. Noch besser wäre aber, wenn er mit Ihnen und anderen Kollegen spielen würde. Das wäre dann auch noch gut für seine Teamfähigkeit, seine Kooperations- und Kommunikationsbereitschaft. Wer gemeinsam spielt, arbeitet danach besser zusammen. Auch das zeigen Studien. Daher war ich neulich sehr erfreut, bei einem meiner Kunden einen Kicker im Pausenraum zu sehen, an dem sich vier Kollegen mit viel Energie und Spaß ins Zeug legten. Offen gestanden: DIESE Art von Spielen liegen mir mehr als Computerspiele.
Also: seien Sie nicht empört, wenn Sie das nächste Mal ins Büro Ihres Kollegen kommen, wenn er gerade Solitaire spielt. Spielen ist nicht das Gegenteil von Arbeit – beides ergänzt sich hervorragend. Wertschätzen Sie also die Fähigkeit Ihres Kollegen, bewusst und aktiv abzuschalten. Lass Sie ihm seinen Stress abbauen. Das ist viel produktiver als das Lesen auf Nachrichtenseiten wie Spiegel Online. Aber lassen Sie es beim Lob nicht bewenden. Spielen Sie lieber mit ihm – und vielleicht stellen Sie ja auch einen Kicker-Tisch auf? Oder eine Tischtennisplatte? Es wird Ihnen gut tun!
Ihre Nicola Fritze
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Zur Autorin:
Nicola Fritze ist Deutschlands Motivationsfrau. Mit ihrem Motto “Anders denken – anders handeln” begeistert die Trainerin und Rednerin jährlich tausende von Menschen. Ihre zwei Podcasts “Das Abenteuer Motivation” und “Der Fritze-Blitz” zählen zu den erfolgreichsten Podcasts zum Thema Motivation und Persönlichkeitsbildung. Ihre Hörsendungen erreichen mehr als 30000 Hörerinnen und Hörer.
Anfang 2011 erschien ihr neues Buch “Raus aus der Grübelfalle Wie Sie Ihre Denkgewohnheiten ändern und Ihre Persönlichkeit gezielt weiter entwickeln”. Hierin zeigt Nicola Fritze augenzwinkernd auf, wie wir mit Hilfe des Konzepts der inneren Stimmen handeln, statt immer nur zu grübeln. Mehr über die Motivationsfrau erfahren Sie unter www.nicolafritze.de.