Studie: Managing Open Innovation – mehr Effizienz durch Forschung im Verbund

Steigender Wettbewerb, immer kürzere Produktionszyklen und die Vorgabe stetig steigender Gewinne sind die maßgeblichen Treiber, auch den Innovationsprozess weiter zu optimieren. Die in manchen Bereichen erforderlichen enormen Investitionen in Forschung und Entwicklung überfordern zugleich oftmals die Ressourcen der einzelnen Akteure. Die Lösung: Forschen im Verbund – Open Innovation – mit anderen Anbietern, Zulieferern oder Kunden. Dies reduziert zugleich auch die Risiken für die einzelnen Akteure.

In Deutschland sind die „Cluster“ ein Inbegriff dieses Forschens im Verbund: Hochschulen, Unternehmen der freien Wirtschaft und die fünf großen außeruniversitären Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen (Fraunhofer-Gesellschaft, Helmholtz-Gemeinschaft, Max-Planck-Gesellschaft, die Einrichtungen der Leibniz-Gemeinschaft sowie die Deutsche Forschungsgemeinschaft) forschen in den so genannten „Clustern“ im Dreiklang und sorgen so dafür, dass die Forschung praxisorientierter ist und zugleich der Technologietransfer aus der Forschung in die Praxis (Wirtschaft) reibungsloser funktioniert. (weiterführende Informationen auf der “Cluster Plattform” des BMBF und des BMWi)

Im Jahr 2005 wurde in Deutschland der Pakt für Forschung und Innovation beschlossen. Darin vereinbarten Bund und Länder ihre finanziellen Zuwendungen an die fünf großen deutschen Wissenschaftsorganisationen jährlich um 3% erhöhen, seit 2011 sogar um 5%. Nicht zuletzt diesen finanziellen Anstrengungen – in Kombination mit der Cluster Politik, der Öffnung der Hochschulen und innovationsfreudigen Unternehmen – sei laut dem Bundesforschungsministeriums die Spitzenstellung des High-Tech-Standorts Deutschlands im internationalen Wettbewerb zu verdanken: Mit einem Anteil von 12,1% am Weltmarkt für Hightechprodukte ist Deutschland Hightech-Weltmeister, der Weltmarktanteil im Bereich Green Tech und Green Economy liegt sogar bei 15% und rund jedes siebte Patent weltweit wurde in Deutschland erdacht.

Um diese vergleichsweise neue Entwicklung der Open Innovation näher zu untersuchen, haben sich das Fraunhofer IAO und die rennomierte University of California zusammengeschlossen und die FuE-Aktivitäten großer Unternehmen in Europa und den USA auf ihre Aktivitäten im Open Innovation Bereich hin untersucht. Die aufschlussreichen Ergebnisse wurden in einer kostenfreien Studie nun veröffentlicht. Aus der Miteilung des Fraunhofer IAO:

UC Berkeley und Fraunhofer untersuchen Innovationspraxis großer Firmen

Der Garwood Center for Corporate Innovation an der University of California, Berkeley (USA) und die Fraunhofer-Gesellschaft haben erstmals repräsentativ erhoben, wie große Unternehmen Open Innovation anwenden. Untersucht wurden Firmen in Europa sowie in den USA. Die Studie gibt einen umfangreichen Überblick, wie Unternehmen offene Innovationsprozesse heute einsetzen und welche Trends sie voraussagen.

Vor zehn Jahren hat der amerikanische Wirtschaftswissenschaftler Henry Chesbrough den Begriff »Open Innovation« geprägt, der seitdem intensiv diskutiert wird. Zahlreiche Fallbeispiele dokumentieren, dass Unternehmen bewusst ihre Innovationsprozesse öffnen und mit einer Vielzahl von neuen Open Innovation Praktiken experimentieren. Ob und in welchem Maß große Unternehmen offene Innovationsmodelle wirklich strategisch einsetzen, wurde bisher jedoch noch nicht systematisch analysiert. In der internationalen Studie »Managing Open Innovation« haben die Fraunhofer-Gesellschaft und die University of California, Berkeley (USA) jetzt 125 Führungskräfte der größten Firmen in Europa und den USA befragt, wie sie Open Innovation praktizieren.

Die Ergebnisse zeigen, dass große Unternehmen Open Innovation eine hohe Bedeutung beimessen und dem Konzept noch weiteres Wachstum vorhersagen. So gaben 78 Prozent der befragten Unternehmen an, seit mehreren Jahren Open Innovation zu praktizieren. Keines dieser Unternehmen ist bisher zum geschlossenen Ansatz zurückgekehrt. Große Unternehmen nutzen dabei verstärkt externe Innovationspotenziale: Dazu realisieren sie gemeinsam mit Kunden Innovationen, pflegen informelle Netzwerke oder arbeiten mit Universitäten zusammen. Noch wenig Bedeutung hingegen haben in den Medien breit diskutierte Ansätze wie Crowdsourcing, bei dem eine unbekannte Masse Lösungen für Innovationsprobleme entwickelt. Bei der Verwertung eigener Ideen und Technologien außerhalb der Unternehmensgrenzen sind große Unternehmen vorsichtiger. Joint Ventures-Aktivitäten und die Mitwirkung in Standardisierungsgremien sind hier sehr verbreitet; aus Sicht der Führungskräfte sind die kostenlose Bereitstellung von Know-how im Sinne des »Open Source-Modells« oder die Gründung von Spin-offs noch wenig verbreitet.

»Die Ergebnisse der Studie zeigen deutlich, dass Open Innovation keine Modeerscheinung ist, sondern eine nachhaltige Entwicklung«, so Open Innovation-Vater Henry Chesbrough über die Publikation. Nach der Befragung sind die Unternehmen, die bereits Erfahrungen mit der Praxis haben, mit den Ergebnissen zufrieden – und zufriedener, je mehr Erfahrung sie haben. Der Spielraum ist aber noch längst nicht ausgeschöpft. »Unternehmen werden in den nächsten Jahren noch viel Erfahrung sammeln, um von Open Innovation zu profitieren, und so wird sich das Phänomen stetig weiterentwickeln«, so Chesbrough. Die größte Herausforderung liegt dabei innerhalb der Unternehmen: Und zwar im organisatorischen Wandel weg vom geschlossen zum offenen Modell und im Aufbau neuer Strukturen, Prozesse und Verantwortlichkeiten.

Weitere Informationen

Die Printversion der englischsprachigen Studie ist zum Preis von 19 € ab sofort im IAO-Shop bestellbar, die PDF-Version der Studie „Managing Open Innovation“ steht kostenlos online zur Verfügung.

(mb / mit einer PM des Fraunhofer IAO 2013)

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