Unternehmensverkauf: Die größten Hemmnisse überwinden

Bis 2018 werden weit über 100.000 Unternehmen reif für eine Übergabe sein, so das Institut für Mittelstandsforschung. Das Problem: viele unter ihnen haben sich mit der Frage der Unternehmensnachfolge entweder noch gar nicht beschäftigt oder die von ihnen angestrebte Lösung kommt aus den unterschiedlichsten Gründe gar nicht in Frage. In solchen Fällen kann der so genannte Unternehmensverkauf durchaus eine attraktive Alternative darstellen. Um die größten Hemmnisse von vornherein zu vermeiden, ist es wichtig, auf folgende Dinge zu achten.

Der Welt etwas Bleibendes hinterlassen

Einst bedeutete Unternehmer sein*, dass man „lediglich“ wissen musste, wie man die Produktivität des Betriebes und die Rentabilität des Unternehmens am wirkungsvollsten kombiniert. Heute geht es auch um Fragen der Humanität. Wie schafft man es, die eigenen privaten Interessen mit jenen der Belegschaft, des Verbrauchers und des Staates zu koordinieren?

Interessen der Belegschaft sind zum Beispiel die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Immer mehr Verbraucher fordern bei den Unternehmen Transparenz sowie soziale und ökologische Nachhaltigkeit ein und die Politik verlangt, dass man ihr in puncto Finanzen regelmäßig Rechenschaft ablegt. Bereits das Anforderungsprofil, dass man an Unternehmer setzt, lässt erahnen, welch großer Zeitaufwand mit dieser Tätigkeit verbunden ist. Hinzu kommt, dass der Erfolg der Tätigkeit alles andere als garantiert ist.

„Warum tut sich das einer an?“, mag der eine oder andere sich fragen. Dieser Fragestellung ging auch Wolfgang Zimmermann nach.** Der Unternehmer und Buchautor stieß im verlauf seiner langjährigen Recherchen auf die folgenden zwei Hauptmotive:

1. Drang nach Autonomie

Unternehmer sind kreative Köpfe, die sich ungern etwas sagen lassen. Doch gerade in großen Unternehmen mit fest gefahrenen Strukturen ist der Blick über den Tellerrand hinaus nur ungern gesehen. Kollegen und Vorgesetzte fühlen sich oft vor dem Kopf gestoßen, wenn man ihnen vermeintlich bessere Lösungen präsentiert.

2. Der Wunsch, eine Spur zu hinterlassen

Zudem möchten Unternehmer etwas Bleibendes hinterlassen. Den Nachkommen soll finanzieller Wohlstand und ein hoher sozialer Status garantiert werden. Am besten, indem sie das Erbe, will heißen das Unternehmen, weiterführen.

Unternehmensverkauf manchmal die einzige Variante der Unternehmensnachfolge

Doch gerade Letzteres ist gar nicht so einfach. Das zeigt unter anderem eine Umfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK).*** Dieser zufolge finden aktuell 43 Prozent der Senior-Chefs in Deutschland keinen Nachfolger – so viele wie nie zuvor. In Handel und Gastronomie gebe es mittlerweile doppelt so viele übergabereife Unternehmen wie potenzielle Interessenten und in der Industrie kommen sogar fünf Alt-Inhaber auf einen möglichen Übernehmer, so die DIHK.

In der Familie findet sich aus den unterschiedlichsten Gründen kein Nachfolger. Entweder, weil gar keine Kinder gezeugt wurden oder diese kein Interesse an der Aufrechterhaltung des Betriebes zeigen. In solchen Fällen wäre ein Unternehmensverkauf eine mögliche Variante. Dazu müssen allerdings einige Hemmnisse beseitigt werden.

1. Unternehmensverkauf rechtzeitig vorbereiten. Alter und Tod, zwei Dinge, an die der Mensch nur ungern denkt. Doch irgendwann kommt für jeden Unternehmer der Zeitpunkt, ab welchem er weder physisch noch psychisch in der Lage ist, seine Geschäfte weiter zu führen. Mit dieser Frage sollte man sich zeitnah auseinander setzen.

2. Die Suche nach dem passenden Nachfolger. Mit Punkt 1 eng verbunden ist Frage, was der Nachfolger alles mitbringen muss, um das Unternehmen erfolgreich weiter zu führen. Dabei geht es nicht nur um Fragen der Qualifikation, sondern auch des Charakters. Hierzu gilt es rechtzeitig ein Anforderungsprofil zu konzipieren.

3. Verhandlungen auf Augenhöhe. Wer Punkt 1 und 2 vernachlässigt, kommt schnell in Zugzwang. Das ist gerade vor dem Hintergrund der Komplexität des Prozesses, durch den ein Unternehmensverkauf gekennzeichnet ist, fatal. Dann stehen Menschen ohne praktische Erfahrungen Profis in gegenüber. Wer sein Unternehmen verkaufen möchte, und zwar auf Augenhöhe, um damit ein für alle am Betrieb beteiligten best mögliches Ergebnis zu erzielen, sollte Beratungen in Anspruch nehmen.

4. Der Kaufpreis. Im Unternehmen stecken nicht nur Kapital- oder Anlagevermögen, sondern auch Herzblut. Wie lässt sich das alles bewerten? Eine Frage, die für einen Verkäufer nur schwer zu beantworten ist. Viele Unternehmer verlangen für ihren Betrieb in manchen Fällen einen zu niedrigen, in vielen Fällen aber einen allzu hohen Kaufpreis, so die Verfasser der oben erwähnten DIHK-Studie. Setzen Sie sich rechtzeitig mit Finanzexperten zusammen, um den Wert Ihres Unternehmens zu ermitteln.

5. Das Loslassen. Vom Embryo, zum Säugling, zum Kind, zum jungen Heranwachsenden und schließlich zum Erwachsenen. Das eigene Unternehmen verstehen viele als ihr Kind. Und so wie es Eltern schwerfällt, dieses allein in die Welt zu entlassen, fällt es einigen Unternehmern schwer, von ihrem Betrieb emotional loszulassen. Überlegen Sie, welche Ziele Sie abseits des beruflichen Kontextes noch haben. Viele erfolgreiche Unternehmer gründen, nachdem sie es geschafft haben, zum Beispiel eine Stiftung oder Non Profit-Organisation.

6. Die Steuer. Sowohl Unternehmer als auch potenzielle Nachfolger fürchten sich vor den steuerlichen Belastungen, die mit der Weitergabe des Unternehmens verbunden sind. Fragen Sie rechtzeitig bei Ihrem Steuerberater nach, auf was dies bezüglich alles zu achten ist.

* Vgl. ZEIT-online: „Was heißt Unternehmer sein?“, zuletzt abgerufen unter folgendem Kurzlink: http://bit.ly/2aOJaTx

** Vgl. Zimmermann, W.: „ Unternehmer sind Verrückte“, Wiesbaden 2014, 2. aktual. Aufl., S. 99 – 107.

*** Vgl. Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK): „Rekordhoch an Senioren, Rekordtief an Nachfolgern. DIHK-Report zur Unternehmensnachfolge 2015“, PDF-Download möglich unter folgendem Kurzink: http://bit.ly/2attOEm

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