Unternehmensnachfolge im Mittelstand: Welche Optionen und Probleme gibt es?

Die Nachfolgersuche bereitet gerade dem Mittelstand zunehmend Sorgen. Das spiegeln aktuelle Zahlen: zuletzt wandten sich 6.674 Seniorchefs an die Industrie- und Handelskammern, um sich in Sachen Unternehmensnachfolge beraten zu lassen. Diese Anzahl ist der Höchststand in der seit 2007 geführten IHK-Statistik. Doch woran liegt das? Welche verschiedenen Nachfolgeoptionen gibt es? Und welche Probleme sollten Senior-Unternehmer vermeiden, damit der Generationenwechsel reibungslos funktioniert? Grundlegende Antworten auf diese Fragen hält der folgende Beitrag bereit.     

Welche Optionen der Unternehmensnachfolge gibt es?

Generell gibt es kein eindeutiges Schema, wonach sich eine Unternehmensnachfolge orientieren muss. Vielmehr ist das Vorgehen von der jeweiligen Situation und den Gründen für den Führungswechsel abhängig. Mitbedacht werden sollten hierbei auch die kurz- und langfristigen Unternehmensziele, die zusammen mit dem Generationenwechsel angestrebt werden. Daher ist es unerlässlich, sich über diese Themen im Klaren zu sein, bevor ein Firmennachfolger gesucht und endgültige Entscheidungen getroffen werden. Das gilt genauso für die Wahl der richtigen Nachfolgeoption:

  • Management-Buy-In (MBI)

Gibt der vormalige Unternehmensführer die Leitung ab, bedeutet das nicht automatisch, dass er von jetzt auf gleich alle Anteile am Betrieb verliert. Denn es besteht die Möglichkeit, dass er im weiterhin als Eigentümer bestehenbleibt, sich jedoch aus dem aktiven Geschäft zurückzieht. Das kann in solchen Fällen an ein neues, externes Management abgegeben werden. Diese Vorgehensweise wird auch Management-Buy-In genannt und bietet den Vorteil, dass neue Impulse in den Betrieb kommen. Jedoch kann das eine längere Einarbeitungszeit bedeuten.

  • Familieninterne Nachfolge

Besonders häufig werden Unternehmen familienintern übergeben. Dann treten Tochter oder Sohn in die Fußstapfen der Eltern, die zuvor die aktiven Geschäfte geführt haben. Diese Option der Unternehmensnachfolge gibt es branchenübergreifend sowie in kleinen, mittelständischen und großen Betrieben. Um keinen Generationenkonflikt heraufzubeschwören, empfielt sich bei dieser Nachfolgeregelung in jedem Fall ein ausführliches und offenes Gespräch mit allen Familienmitgliedern.

  • Verpachtung oder Vermietung des Unternehmens

Eine Verpachtung oder Vermietung eines Unternehmens ist eine weitere Nachfolgeoption. Dann geht das komplette Eigentum des Unternehmens an den jeweiligen Nachfolger für den vertraglich festgelegten Zeitraum. Außerdem bietet diese Option den Vorteil, dass der frühere Unternehmensleiter fortlaufende Einnahmen aus Pacht beziehungsweise Miete erhält. Es bleibt allerdings fraglich, wie viel Innovationspotenzial in dieser Nachfolgelösung steckt, da die Handlungsmöglichkeiten für die neue Leitung eingeschränkt sein könnten.

  • Verkauf des Unternehmens

Der Verkauf eines Betriebs ist außerdem denkbar, wenn kein geeigneter Nachfolger gefunden werden konnte. Dieses Vorgehen ist jedoch nicht zu unterschätzen und sollte strategisch geplant werden. Denn je besser ein Betrieb organisiert und strukturiert ist, desto einfacher lässt es sich veräußern. Das kann gegen eine Einmalzahlung erfolgen, wonach der Käufer ab sofort die vollständige Verfügungsgewalt über das Unternehmen bekommt. Daneben gibt es den Verkauf gegen fortlaufende Leistungen, etwa gegen eine Rente oder Ratenzahlung, für mindestens zehn Jahre.

Diese Probleme sollten Sie bei der Unternehmensnachfolge vermeiden

Damit Sie alle Stolperfallen der Unternehmensnachfolge meistern, sollten Sie auch die häufigsten Probleme dazu im Blick behalten:

  • Folgen des demographischen Wandels

Zwar liegen die Folgen des demographischen Wandels nicht im Handlungs- oder Machtbereich eines Unternehmers, der eine Nachfolge sucht. Allerdings bewirkte diese Entwicklung, dass sich der Unternehmensnachfolgemarkt zu einer Art Käufermarkt mit Angebotsüberschuss transformiert. Das zwingt Unternehmer, für eine gute Vorbereitung der Nachfolge zu sorgen und marktorientiert zu agieren, um sich gegenüber der zunehmenden Konkurrenz durchsetzen zu können.

  • Zu späte Übergabe

Ob eine Unternehmensübergabe erfolgreich gelingt, wird entscheidend von einem Faktor bestimmt: Zeit. Das wird gerade im Mittelstand oft unterschätzt. Das veranschaulicht ein bekanntes Beispiel: Der Gründer des Brillenkonzerns Fielmann, Günther Fielmann, verkündete im April diesen Jahres, dass er die Unternehmensleitung erst ab Juli 2020 an seinen Sohn abgeben wird. Zu diesem Zeitpunkt ist der Unternehmensgründer bereits 81 Jahre alt. Zwar gibt es nicht den einen, richtigen Zeitpunkt für den Generationenwechsel. Mit zunehmendem Alter der Unternehmensleiter sinkt allerdings das Innovationspotenzial und die Konkurrenzfähigkeit eines Betriebs, da die Firmenpatriarchen oft seltener in neue Wege investieren.

  • Mangelnde Mitarbeiterkommunikation

Die Unternehmensnachfolge betrifft nicht nur die Geschäftsleitung. Denn ein Wechsel der Chefs wird in aller Regel in jeder Abteilung erkennbar. Insofern beeinflusst die Nachfolgeregelung auch alle Angestellten des Unternehmens, die nicht immer glücklich mit der gefundenen Lösung sind. Insbesondere dann, wenn zu schnell größere Veränderungen oder Einschnitte in bisherige Arbeitsstrukturen von Seiten des Nachfolgers durchgeführt werden. Das kann für Unmut sorgen und die Mitarbeitermotivation im schlimmsten Fall erheblich abfallen lassen. Um das zu vermeiden, sollten Sie die Angestellten offen und umfassend über die Schritte der Unternehmensnachfolge informieren.

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