Welthandel: Emissionsärmere Schiffe sollen erst 2021 kommen – Industrie kritisiert Verschiebung

Emissionsärmere Schiffe sollen erst 2021 kommen: Industrie kritisiert Verschiebung / Refinanzierung der Forschungsaufwendungen und der Investitionen verzögern sich massiv / Diesel-Abgase in der gefährlichsten Gruppe von Karzinogenen und stehen auf der gleichen Gefährdungsstufe wie Asbest, Arsen und Senfgas

Auf der 65. Sitzung des Marine Environment Protection Committees (MEPC) der Internationalen Maritimen Organisation (IMO)wurde die Einführung emissionsärmerer Schiffe auf 2021 verschoben. Die Mehrheit der Flaggenstaaten hat einem Antrag Russlands zugestimmt, den Einführungstermin der Abgasemissionsstufe III für Stickoxide um fünf Jahre zu verschieben, anstatt der Empfehlung einer IMO-Arbeitsgruppe, das Einführungsdatum 2016 beizubehalten, zu folgen. Die Änderung muss allerdings im Rahmen der nächsten MEPC-Sitzung im März 2014 noch einmal bestätigt werden.

Deutsche Industrie kritisiert die Verschiebung

Laut dem Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. (VDMA) setzt die Verschiebung der strengeren Grenzwerte Investitionen, Arbeitsplätze und die Innovationskraft aufs Spiel und gefährde die umweltpolitische Glaubwürdigkeit der IMO. Durch die unnötige Verschiebung auf 2021 würden gerade diejenigen Unternehmen bestraft, die im Vertrauen auf den IMO-Zeitplan zügig und effektiv die erforderlichen Innovationen zur Verbesserung der Luftqualität entwickelt haben. Die entsprechenden Technologien würden zudem zum ursprünglichen Termin zur Verfügung stehen. Dadurch würde sich die Refinanzierung der Forschungsaufwendungen und der Investitionen nun massiv verzögern. Die Motorenindustrie im VDMA und der Verband für Schiffbau und Meerestechnik e.V. (VSM) fordern in daher einer gemeinsamen Presseerklärung einen verlässlichen Rechtsrahmen und die Beibehaltung des ursprünglichen Einführungsdatums.

Dieselabgase so gefährlich wie Asbest, Arsen und Senfgas

Eine Studie der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) im Auftrag der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat im Juni 2012 ergeben, dass Diesel-Abgase deutlich krebserregender sind als bislang angenommen. Seit 1988 galten die Diesel-Abgase bislang lediglich als „möglicherweise krebserregend“. Durch die Neubewertung gehören Diesel-Abgase nun zu der gefährlichsten Gruppe von Karzinogenen und stehen auf der gleichen Gefährdungsstufe wie Asbest, Arsen und Senfgas (siehe Kurzvideo von euronews / 02:14 min). Besonders relevant ist das auch für den Schiffsverkehr.

Schiffsverkehr erzeugt doppelt so viele Schadstoffemissionen wie der Luftverkehr

Rund 95% des Ferngüterverkehrs im Welthandel werden über den Schiffsverkehr abgewickelt. Dabei werden rund doppelt so viele Schadstoffemissionen erzeugt wie im Luftverkehr. Der jährliche CO2-Ausstoß der weltweiten Handelsschifffahrt betrug 2008 rund 1,12 Milliarden Tonnen. Das entspricht einem Anteil von 4,5% der globalen Treibhausgas-Emissionen. Allein das zu diesem Zeitpunkt weltgrößte Containerschiff, die Emma Maersk, produzierte auf den Fahrten zwischen China und Europa 300.000 Tonnen CO2 pro Jahr, was ungefähr der Größenordnung eines mittelgroßen Kohle-Kraftwerks entspricht.

Ein Kreuzfahrtschiff stößt so viele Schwefeldioxide aus wie 37 Millionen Pkw

Schiffe werden mit Schweröl und in der Regel ohne Katalysatoren und Rußfilter angetrieben. Ein einzelnes Kreuzfahrtschiff stößt dabei laut Axel Friedrich, internationaler Verkehrsexperte und ehemaliger Abteilungsleiter im Umweltbundesamt, so viele Schwefeldioxide aus wie 37 Millionen Pkw und so viele Stickoxide wie 420.000 Pkw. Für die Berechnung seien sogar noch die saubersten Schiffe und noch nicht einmal der neueste Pkw-Abgasstandard als Berechnungsgrundlage herangezogen worden.

Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) kritisiert in diesem Zusammenhang vor allem auch die Retuschierungen in den Katalogen der Kreuzfahrtschiffe, in denen die Abgas- und Rußfahne der Schiffe häufig wegretuschiert wird (Link zur Kampagne „Mir stinkts! Kreuzfahrtschiffe sauber machen“ sowie zur Gegenüberstellung der retuschierten Bilder).

(mb)

Weiterführende Informationen:

Piraterieabwehr: Zulassungsverfahren für bewaffnete Sicherheitskräfte auf deutschen Schiffen beschlossen

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