Come what may, time and the hour runs through the roughest day
Macbeth, Act 1, scene 3
Let us go in together,
And still your fingers on your lips, I pray.
The time is out of joint—O cursèd spite,
That ever I was born to set it right!
Nay, come, let’s go together.
Hamlet, Act 1, scene 5
Verklärte Schuld im „Jetzt“: Die Böhse Onkelz Triologie Teil I
Die Zeit ist wahrlich aus den Fugen. Die Welt, die Menschen, das eigene Leben erschiene, wären wir nur wirklich hier, ganz hier im Hier und Jetzt, im Blinzeln unseres Augenblicks, ein einziger großer Treppenwitz des Wahns. Doch statt zu lachen gefriert es uns doch nur zu Angst, zu Panikmache, nicht enden wollender Vergangenheitsverklärung, zur Überhöhung eigener Kulturen, zu Überheblichkeit, zu Neid und Missgunst, und zu kranken, großen, welken Zeigefingern; die, die Schuld einzig auf die Anderen verweisen.
Ja, wäre es nicht doch so brandgefährlich, man käme wahrlich aus dem Lachen nicht heraus.
So melde ich mich im Morgengrauen mit erfrorenem Lachen um die Lippen auf meiner Reise auf dem roten Fahrrad, in all dem Lärmen des angestrengten Rückgriffs, in trunkener Vergötterung des Gewesenen, selbstSicherheit erflehend, in all dem großen Rätseln nach dem Sinn, wie ein Narr, im Glauben an den Sinn des Tretens der Pedale, mit meiner neuen Kolumnenfolge zurück.
Im Blick zurück ist es schwer sich in den heutigen Zeiten zu verorten.
Alle Wege steinig, kein Sehen möglich; nur düstere Zukunft, verdunkelt von uns selbst, von all den Schatten des Vergangenen, die uns das Heil, Wahrheit, uns Sicherheit vorgaukeln in einer toten Zeit.
In einer Zeit, die sich dem Anderen versperrt, die sich dem Neuen, und unserem Tun mit müdem Grinsen und erkaltetem Gefühl, ganz ihrer Macht bewusst, entgegenstellt.
Mit Kinderaugen auf dem Roten Fahrrad
So machen wir uns auf die Suche, die Staaten, die Gemeinden, die Großen und die Kleinen im Dort. Nicht hier, nicht jetzt im Hier und Jetzt, Scheintote ganz im Dort verloren, in all den Leichenhallen voll mit verklärten Bildern und einer verlogenen Geschichte über die Heimat unseres Selbst.
Ermüdet im Stemmen gegen den Strom, finde selbst ich, der ewig Heimatlose, nun doch noch, Jens Spahn, dem dunklen Götterboten des Vergangenen sei Dank, im Schatten provinzieller Selbstverzwergung ganz tief im Westen unter dem roten Himmel der ehemaligen Rotfabrik (Hoechst AG) geboren, mich mit großen Kinderaugen ein in diese Welt.
Im Bilderstrom all längst vergessener Gesichter, so fühle auch ich mich jetzt in alten Alben blätternd, auf meinem Weg in andere Welten, dann auch scheinbar nur auf einer kurzen Meile eingebettet, im namenlosen Rauschen, nicht enden wollender roter Räder wieder. Ein kleiner Junge noch, voll Neugier mit großen Ohren lauschend, versunken im gemeinschaftlichen Rollen, betäubt vom Lauf des Selbigen.
Angesichts des Drängens in das Gestrige, dem ganzen Rufen nach zum Himmel stinkender verlogener Moralität, dem Murmeln von der Leitkultur und all dem ganzen Wahnsinn des Gestrigen ist es Zeit – eines jeden Zeit – sich im Morgen zu erkennen, das Vergangene vergangen sein zu lassen und endlich umzukehren: Die Augen der Sonne zu zukehren und dem Alten den Allerwertesten zu präsentieren.
Wohin des Weges?
Lassen Sie uns also gemeinsam endlich auf den Weg machen und uns, ganz ohne Angst und Zaudern, im Morgen Willkommen heißen. Einem Morgen voll mit Möglichkeiten, neuen Wahrheiten und neuen Fehlern, mit neuen Träumen und neuen Zielen.
Finde die Wahrheit (lausche den ONKELZ), die Wahrheit in dir.
Sie liegt in jedem, in jedem von uns selbst, keiner Anderer kann sie finden, nur wir im Hier und Jetzt und nicht in längst verwester Gestrigkeit.
Nur wenn wir dies begreifen, ergreifen wir uns selbst,
gestalten uns im Morgen einer Zukunft, nur für uns gemacht.
Ihr
Ulrich B Wagner