Yahoo: Mit mutigem Beispiel voran

… aus der zweiwöchentlichen Kolumne „Anders denken“ von Nicola Fritze.

Eine 37-jährige, berufstätige Frau ist schwanger. Ihr Kind soll im Oktober zur Welt kommen.

Welche Option halten Sie für wahrscheinlicher:

Option 1: Die hochschwangere Frau geht in Babypause und arbeitet danach in Teilzeit weiter. Ihr Unternehmen signalisiert ihr, dass es mit dem Aufstieg von nun an ein bisschen langsamer gehen wird.

Option 2: Die hochschwangere Frau erhält das Angebot eines Großunternehmens, den Vorstandsvorsitz zu übernehmen. Die Schwangerschaft spielt bei den Vertragsverhandlungen keine Rolle.

Traurig, aber wahr: In der Regel ist Option 1 die wahrscheinliche Variante. Kind und Karriere sind, allen anderslautenden Parolen zum Trotz, immer noch die große Ausnahme. Das zeigt sich unter anderem am Frauenanteil in deutschen DAX-Vorständen. Der liegt bei 3,7% – das sind ganze 1,2% mehr als noch vor zehn Jahren.

Aber ob Sie es glauben oder nicht: auch Option 2 ist möglich. Vor wenigen Tagen war in der Presse über eine Frau namens Marissa Meyer zu lesen. Meyer ist 37 Jahre jung, hochschwanger und seit 1999 bei Google. Nun hat sie den Vorstandsvorsitz bei Yahoo übernommen. Sie ist von einem Tag auf den anderen zum neuen Arbeitgeber gewechselt. Ihre Schwangerschaft habe in den Diskussionen mit dem Yahoo-Verwaltungsrat keine Rolle gespielt, so Meyer.

Yahoo geht nicht nur mit gutem Beispiel voran, sondern handelt auch völlig rational. Alle Studien zeigen, dass Eltern nicht etwa weniger, sondern schlicht effizienter als Kinderlose arbeiten. Eltern sind die Meister des Zeitmanagements.

Zeitgleich ist klar, dass Frauen in allen Unternehmensetagen vertreten sein sollten – wo sie fehlen, leiden Qualität und Arbeitsklima. Und hinzu kommt, dass eine junge Mutter als Unternehmensspitze eine hervorragende Botschaft in das eigene Unternehmen hinein ist: „Schaut her, wir nehmen es ernst damit, dass Kind und Karriere vereinbar sein sollen. Eure Chefin hat auch ein Baby. Also macht Euch hierum nicht zu viel Sorgen.“

Es wäre eine gute Sache, wenn dieses Beispiel aus Silicon Valley in Deutschland Nachahmer fände. In den meisten Unternehmen gilt nach wie vor das Prinzip: wenn das Kind kommt, ist die Frau abgehängt. Unsere Büros sind immer noch von Präsenzdenken und männlichen Platzhirschen dominiert. Das hat viele schlechte Folgen. Nach oben hin werden immer weniger Posten mit Frauen besetzt, in Büros werden auch die Männer mit Kind unter Zugzwang gesetzt, trotz Familie so lange wie irgend möglich am Arbeitsplatz auszuhalten. Präsenz geht häufig vor Effizienz, während Flexibilität wenig gefragt ist. Dabei sind Dinge wie Home Office, Gleitzeit und Videokonferenzen heute wahrlich keine Fremdworte mehr! Wenn wir es nur wollen, ist Veränderung mit einfachen Mitteln und schneller möglich, als viele es heute vermuten.

Das Beispiel Yahoo zeigt: Mut macht Hoffnung. Wenn mehr Unternehmen auf ähnlich beispielhafte Weise vorangehen, wird sich auch in der Breite schneller etwas verändern. Nötig wäre es. Ich glaube jedenfalls daran, dass wir das mit ein bisschen Mut, Tatkraft und Risikofreude schaffen werden!

Ihre Nicola Fritze

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Zur Autorin:

Nicola Fritze ist Deutschlands Motivationsfrau. Mit ihrem Motto „Anders denken – anders handeln“ begeistert die Trainerin und Rednerin jährlich tausende von Menschen.

Ihre zwei Podcasts „Das Abenteuer Motivation“ und „Der Fritze-Blitz“ zählen zu den erfolgreichsten Podcasts zum Thema Motivation und Persönlichkeitsbildung. Ihre Hörsendungen erreichen mehr als 30000 Hörerinnen und Hörer.

Anfang 2011 erschien ihr neues Buch „Raus aus der Grübelfalle Wie Sie Ihre Denkgewohnheiten ändern und Ihre Persönlichkeit gezielt weiter entwickeln“. Hierin zeigt Nicola Fritze augenzwinkernd auf, wie wir mit Hilfe des Konzepts der inneren Stimmen handeln, statt immer nur zu grübeln.

Mehr über die Motivationsfrau erfahren Sie unter www.nicolafritze.de.

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