… aus der Kolumne von Claus-Peter Schaffhauser: Nach dem letzten Beitrag „Von Schnecken lernen – heißt siegen lernen“ folgt heute: „Ankara ist überall – Die Menschen sind doch alle gleich, besonders wenn sie Politiker sind.“
Gerade wollte ich meine Kinder als Arbeitskräfte anmelden, um sie vom Staat, also von Ihnen, liebe geneigte Steuerpflichtige, bezahlen zu lassen. Keine Angst, das wäre natürlich keine wirkliche Kinderarbeit geworden, weil meine große Tochter z. B. nur eine Hand frei zur Verfügung hat. Die andere Hand ist mit ihrem Smart-Phone verwachsen. So muss man sich Maschinenmenschen der Moderne tatsächlich vorstellen. Meine andere Tochter hat überhaupt keine Zeit. Sie muss sich zu 100 % auf ihre Pubertät konzentrieren und on-topp muss sie der Welt größte DVD-Sammlung aufbauen, die sie natürlich vorher mindestens einmal gesehen haben muss. Und das bei einem 24-Stunden-Tag. Deswegen ist das Kind – Verzeihung: der junge Erwachsene – mit allen Rechten und keinen Pflichten, morgens immer so unausgeschlafen. Nebenbei verschlingt sie noch Romane der Serie „Freche Mädchen“. Letztens hat sie mich damit verblüfft, dass sie ganze Seiten aus ihrem Lieblingsroman frei rezitieren kann. Ich konnte früher den Taucher von Schiller oder den Erlkönig von Goethe auswendig, aber „Freche Mädchen“ ist schon ein Klasse für sich.
Jetzt musste ich aber lesen, dass die Anmeldefrist für Familienangehörige schon im Jahr 2000 ausgelaufen ist und auch dort nur für Abgeordnete des Bayerischen Landtags gegolten hat. Ja, so ein Mist. 1999 musste ich mich und meinen damaligen Arbeitgeber noch auf die Herausforderungen der EDV-Umstellung auf das Jahr 2000 vorbereiten. Ein Jahrhundertwerk. Wurde dann zwar auch nicht so heiß gegessen, wie es gekocht wurde, aber wehe wir wären nicht vorbereitet gewesen. Auf diese Weise hat man sich jedenfalls mal mit dem Mist beschäftigen müssen, den man Jahrzehnte zuvor programmiert hatte. Unter anderem wurden von mir die Zugriffsrechte auf sensitive Daten in Frage gestellt. In diesem Zusammenhang war der Dialog mit der EDV-Abteilung entlarvend: “Wenn das so programmiert wurde, dann entsprach es exakt den Anforderungen der Fachabteilung.“ Übersetzt: “Ja, das ist Schwachsinn, aber wir sind auf keinen Fall schuld! Und das Gegenteil ist nicht zu beweisen.“
Fristen sind ja immer überschaubar, besonders wenn sie von Behördenseite kommen. Merkwürdigerweise hatte die Vereinbarung, die den Abgeordneten zu Gute kam, kein Enddatum. War wohl so von der Fachabteilung gewollt.
Alle betroffenen Politiker haben sich übrigens sofort entschuldigt und betont, dass das Parlament ja diesen Vorgang abgesegnet hatte und er damit rechtens sei. Das Parlament ist die Summe der Abgeordneten. Mehr sog i ned.
Nicht genug, sollen jetzt die Parlamentarier aus Bayern das Geld auch noch zurückzahlen, graut doch unserem MP Seehofer nicht nur vor der AfD sondern auch sonst vor dem Wahltag, wenn neben Uli Hoeness auch noch seine Spezln der Spezl-Wirtschaft bezichtigt werden. Ja, das Leben ist ungerecht. Ausgerechnet im Jahr des großen Triumphes in Bayern, dem wahrscheinlichen Gewinn des Triple vom FCB und der Wiedererlangung der absoluten Mehrheit, muss dieser Esel von Armin an Stellen das Gras wegfressen, wo es absolut unnötig gewesen wäre. Wenigstens das Triple könnten die Bayern noch gewinnen.
Cem Özdemir muss wohl seinen türkischen Landsleuten einen Tipp gegeben haben, wie gelebte Demokratie aussieht. Jedenfalls hatte das Parlament in Ankara die großartige Idee, seine 550 Abgeordneten und deren Familienangehörige alle mit Roten Diplomatenpässen auszustatten, die für Alle ein Leben lang Gültigkeit haben sollten (das nennt man eine vernünftige Frist, weil klar definiert !!).
Unter anderem wäre damit die Berechtigung verbunden gewesen, straflos (aber nicht folgenlos) über Rote Ampeln zu fahren. Außerdem impliziert der Pass einen Waffenschein.
Man stelle sich vor: Abgeordneter braust von rechts kommend bei Rot über die Kreuzung, während ein weiterer Abgeordneter von links kommt. Sie treffen sich dann in der Mitte der Kreuzung. Totalschaden an beiden Fahrzeugen. Und dann zücken sie ihre legalen Waffen. Verletzungen? Kein Problem. Alle Abgeordneten sind natürlich kostenlos krankenversichert.
Ich finde, die Türkei zeigt hier eine große politische Reife. Man sollte sie endlich Vollmitglied in der EU werden lassen.
Nachdem jetzt auch wieder Stewardessen bei Turkish Airlines Lippenstift und Nagellack benutzen dürfen, sollte klar sein, dass die Türkei kein islamistischer Gottesstaat ist, sondern immer noch von L’Oreal beherrscht wird.
Ihr Claus-Peter Schaffhauser
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Über den Autor:
Claus-Peter Schaffhauser war in mehreren Unternehmen verschiedener Branchen (Elektronik – Siemens, Informationstechnologie – HP, Befestigungstechnik – HILTI) in unterschiedlichen Führungspositionen tätig (u.a. EDV, Logistik, Vertrieb, Revision). Er berät seit 17 Jahren Kunden verschiedener Branchen in der Optimierung von Logistikprozessen (Lieferantenanbindung, Aufbau- und Ablauforganisation, Reklamationsmanagement) und in der Baustellenlogistik (Optimierung letzte Meile). In seiner Freizeit schreibt er Kolumnen und arbeitet als Künstler.