Arbeitskosten im EU-Vergleich: Deutschland nur auf Rang 8, Lohnnebenkosten sogar unter dem EU-Durchschnitt

Arbeitskosten im EU-Vergleich: Deutschland nur auf Rang 8, Lohnnebenkosten sogar unter dem EU-Durchschnitt

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EU, Europa, Euroraum, Wirtschaftspolitik
[Bild: Europäische Union / cc-by rockcohen]

Arbeitskosten im EU-Vergleich: Das Arbeitskostenniveau in Deutschland liegt innerhalb der Europäischen Union nur auf dem achten Rang. In Schweden sind die Arbeitskosten 26% höher, in Frankreich 11%. Extrem ist das Missverhältnis zwischen öffentlicher Wahrnehmung und Realität bei den Lohnnebenkosten: Auf 100 Euro Bruttoverdienst werden in Deutschland zusätzlich 27 Euro Lohnnebenkosten fällig. Damit liegen die Lohnnebenkosten in Deutschland sogar noch unter dem EU-Durchschnitt von 32 Euro. In Schweden sind es 51 Euro und Frankreich 50 Euro.

Im Folgenden der ausführliche Bericht über den EU-Vergleich von Arbeitskosten und Lohnnebenkosten

Arbeitgeber in der deutschen Privatwirtschaft bezahlten im Jahr 2012 durchschnittlich 31,00 Euro für eine geleistete Arbeitsstunde. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) weiter mitteilt, lag das deutsche Arbeitskostenniveau damit innerhalb der Europäischen Union (EU) auf Rang acht. Arbeitgeber in der deutschen Privatwirtschaft zahlten 32 % mehr für eine Stunde Arbeit als im Durchschnitt der EU. Im Vergleich zum Nachbarland Frankreich beispielsweise waren es aber 11 % weniger. Schweden hatte mit 41,90 Euro die höchsten, Bulgarien mit 3,70 Euro die niedrigsten Arbeitskosten je geleistete Stunde.

Im Verarbeitenden Gewerbe, das besonders im internationalen Wettbewerb steht, kostete eine Arbeitsstunde in Deutschland 2012 durchschnittlich 35,20 Euro. Hier lag Deutschland im EU-weiten Vergleich auf Rang fünf. Eine Stunde Arbeit in der deutschen Industrie war 47 % teurer als im EU-Durchschnitt, aber 3 % billiger als in Frankreich.

In jedem Jahr des Zeitraums 2001 bis 2010 lag das Wachstum der Arbeitskosten in der deutschen Privatwirtschaft unterhalb des EU-Durchschnitts. In den Jahren 2011 und 2012 kehrte sich diese langfristige Entwicklung um: Die Arbeitskosten in Deutschland erhöhten sich stärker als in der EU. Dies zeigt sich auch bei einem Vergleich mit Frankreich: 2001 bis 2010 sind die Arbeitskosten in Frankreich mit knapp 35 % mehr als doppelt so stark gestiegen wie in Deutschland (+ 16 %). In den Jahren 2011 und 2012 war der Anstieg in Deutschland (+ 5,9 %) leicht über dem Wachstum in Frankreich (+ 5,4 %).

Arbeitskosten setzen sich aus den Bruttoverdiensten und den Lohnnebenkosten zu­sammen. Im Jahr 2012 zahlten die Arbeitgeber in Deutschland in der Privatwirtschaft auf 100 Euro Bruttoverdienst zusätzlich 27 Euro Lohnnebenkosten. Damit waren die Lohnnebenkosten in Deutschland unter dem EU-Durchschnitt von 32 Euro. Im EU-weiten Ranking lag Deutschland im Mittelfeld auf Rang 16. Auf 100 Euro Lohn wurden in Schweden (51 Euro) und Frankreich (50 Euro) die höchsten und in Malta (10 Euro) die niedrigsten Lohnnebenkosten gezahlt. Hauptbestandteil der Lohnnebenkosten sind die Sozialbeiträge der Arbeitgeber, also vor allem die gesetzlichen Arbeitgeberbeiträge zu den Sozialversicherungen, die Aufwendungen für die betriebliche Altersversorgung so­wie die Aufwendungen für die Lohn- und Gehaltsfortzahlungen im Krankheitsfall.

Arbeitskosten je geleistete Stunde im Jahr 2012 in Euro (Rechenstand: 4. Quartal 2012)

Mitgliedstaaten der Europäischen Union
(absteigend sortiert nach dem Arbeitskostenniveau in der Privatwirtschaft)
PrivatwirtschaftVerarbeitendes Gewerbe
EuroVeränderung
gegenüber 2011
in %2
EuroRang
Europäische Union (EU 27)23,502,124,00
Euro-Währungsgebiet28,202,030,10
Schweden41,903,543,801
Belgien40,402,941,902
Dänemark39,501,537,903
Frankreich34,901,936,304
Luxemburg34,402,230,109
Niederlande31,300,733,707
Finnland31,104,133,806
Deutschland31,002,835,205
Österreich30,504,432,308
Irland27,401,928,9010
Italien27,201,726,9011
Vereinigtes Königreich21,901,822,7012
Spanien20,901,122,5013
Zypern16,701,213,4016
Griechenland115,50– 6,814,7014
Slowenien14,500,614,1015
Portugal112,302,710,5018
Malta12,001,012,0017
Tschechische Republik10,702,810,2019
Slowakei8,602,18,5020
Estland8,606,48,1021
Ungarn7,905,97,7022
Polen7,203,16,6023
Lettland6,204,05,6024
Litauen5,804,95,5025
Rumänien4,506,23,8026
Bulgarien3,706,42,9027
1Werte wurden auf der Basis der ersten drei Quartale 2012 geschätzt. 2 Die Veränderungsraten sind kalenderbereinigt und in der jeweiligen Landeswährung berechnet.Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis von Eurostat-Daten vom 20.03.2013

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