Claus-Peter Schaffhauser: Windach, Paradies auf Erden?

Ich habe dann dort nichts gekauft. War mir ehrlich gesagt zu blöd.

Tja, nun war guter Rat teuer. Gott sei Dank gibt es ja in Landsberg, als ehemalige Garnisonsstadt, Getränkemärkte wie Sand am Meer. Also rein ins Auto und die Augen aufgesperrt. Inzwischen hatte ich bestimmt schon für 5 € Sprit verfahren, aber mittlerweile ging es bereits um mehr: Ich und meine Pfanddosen gegen den Rest der Welt.

Also rein in den nächsten Flaschenladen. Hier war alles richtig: Pfandsymbol da und zumindest die meisten Dosen erkannte ich im Regal wieder. Der Pfandfachwirt überprüfte alle meine Dosen und lächelte mich dann an: “Alles in Ordnung, nur kann ich dafür leider kein Pfand auszahlen, weil die Dosen zerdrückt sind“ – Ich merkte, wie mir der Kamm schwoll, nicht nur zu Zeiten der Vogelgrippe ein gefährlicher Moment. Mein Gehirn fing an in Unmengen Adrenalin zu produzieren. Meine gute Erziehung versuchte gegen den Höhlenmenschen in mir anzukämpfen. Gepresst fragte ich: “Wie bitte? – Die Dosen werden doch alle wieder eingeschmolzen, da ist es doch völlig egal, wie das Ding aussieht, hauptsache man kann anhand des Symbols erkennen, dass dafür mal Pfand bezahlt wurde!“ – „Ich habe hier meine Anweisung. – Der Getränkefahrer nimmt mir die nicht ab, wenn auch nur die kleinste Delle drin ist.“ Sagte bedauernd der Getränkeobermaat. JETZT NUR NICHT SCHREIEN! Äußerlich total gelassen, innerlich kochend und brodelnd wie ein Vulkan, erklärte ich dem jungen Mann, dass „Männer und dazu rechne ich mich, seit Millionen von Jahren, nach dem entleeren einer Dose, selbige, als Ausdruck der Stärke, zerdrücken würden und so nebenbei bemerkt, die Dosen zerdrückt und zertreten viel weniger Platz wegnehmen würden. Zum Beweis trampelte ich vor seinen Augen auf einer meiner Dosen herum, die noch nicht ganz flach war. – Kurz weitete sich Angsterfüllt die Iris des Pfandgurus und zeigte mir damit, dass er mich verstanden hatte. „Tut mir leid! – Ich habe meine Anweisungen! Da kann man leider nichts machen!“ Antwortete er kurz und bündig.

Pfff – die Luft war raus. Ich konnte nicht mehr. Ich musste raus. Heim. Zurück nach Windach. Zurück ins Tal der Seligen.

Die darauf folgende Nacht hatte ich Albträume. Ich hatte mir in einer Excel-Liste genau notiert, wann und wo ich welche Getränkedose gekauft hatte. Ergänzt durch jeweils ein Foto von mir mit einer aktuellen Tageszeitung und der Dose in meiner Hand. Keine einzige Delle befand sich an den Dosen. Sie wurden trotzdem nicht zurückgenommen. Auf allen befanden sich bedauerlicherweise meine Fingerabdrücke, in den Dosen wurden Speicherrückstände gefunden. Mit meiner DNA restlos verseucht. Ich Trottel hatte aus Versehen direkt aus der Dose getrunken – ohne Handschuhe. Selbst Schuld. In der nächsten REM-Phase – ich lerne selbst im Schlaf – war ich schlauer. Ehe mir der Verkäufer die Dose aushändigen konnte, warf ich ihm schon den abgezählten Betrag vor die Füße. Ich schrie ihn an: “Behalten Sie gefälligst Ihren Dreck. Ich kaufe nur noch bei Frau Schmid. Und jetzt zahlen Sie mir mein Pfand aus, Sie Flasche!“ – ich bekam meine 25 Cent und wachte schweißgebadet aber glücklich auf.

Windach, Paradies auf Erden! P.S.: Und selig schläft das Ordnungsamt in Landsberg den Schlaf der Gerechten. Wie alle Beamten dieser Welt wissen sie nichts vom schreienden Unrecht, verbrochen an uns Bürgerinnen und Bürgern, sondern schlafen den Schlaf der Gerechten und träumen von Ihrer baldigen, wohl verdienten Pension.

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