Deutsche Informatiker vereinfachen Zugang zur dritten Dimension des World Wide Web

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Text, Bilder, Videoschnipsel und Audioaufnahmen existieren zuhauf im World Wide Web. Dreidimensional anmutende, interaktive Grafikelemente fehlen jedoch – obwohl inzwischen nicht nur in jedem Computer, sondern auch in jedem Smartphone die dafür notwendigen Mikrochips zu finden sind.

Informatiker des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz und des Fraunhofer-Instituts für Graphische Datenverarbeitung arbeiten nun zusammen, damit Web-Entwickler künftig direkt im Code ihrer Internet-Seiten räumliche Szenen und Gegenstände beschreiben können.

Das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) in Saarbrücken und das Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung (Fraunhofer IGD) in Darmstadt bemühen sich nun zusammen um die dritte Dimension im World Wide Web. Sie wollen die Internetseiten-Programmiersprache Hypertext Markup Language (HTML) so erweitern, dass Webentwickler mit ihr auch komplexe Graphikelemente erstellen und in Webseiten integrieren können. Die Forscher planen, zusammen HTML-Elemente zu entwickeln, mit der sich sowohl dreidimensionale Objekte als auch ihre Eigenschaften (Shaders), ihre Beleuchtung und dazu gehörige „virtuelle Kameras“ beschreiben lassen.

„Entwickler von Webseiten können die neuen Elemente genauso verwenden, wie sie es von den bisherigen HTML-Elementen gewohnt waren. Millionen von Web-Entwicklern können so ohne großen Aufwand dreidimensional anmutende, variierbare Graphiken in ihre Seiten einbauen“, erklärt Philipp Slusallek, Professor für Computergraphik an der Universität des Saarlandes und wissenschaftlicher Direktor am DFKI und dem Intel Visual Computing Institute.

„Bei den von uns entwickelten HTML-Erweiterungen und bei Standards für sogenannte Szenegraphen haben wir gemeinsam die wichtigsten Bausteine identifiziert“, berichtet Johannes Behr, Leiter der Abteilung „Visual Computing System Technologies“ am Fraunhofer IGD und der X3DOM-Entwicklergruppe. „Auf diese Weise ist es für die Firmen hinter Firefox, Internet Explorer, Google Chrome und Co. sehr leicht, unsere Technologie in ihre Browser zu integrieren. Web-Entwickler genießen dennoch die gesamte Flexibilität, um dynamische und interaktive Anwendungen zu programmieren“, erklärt Behr. Die vorgeschlagene deklarative Erweiterung ermögliche Web-Entwicklern den Zugang auf einer höheren Ebene, so dass sie nicht mehr direkt Graphikhardware ansprechen müssten wie es die Programmierschnittstelle WebGL voraussetzt.

„Anstatt zu fordern, dass Web-Entwickler zu WebGL-Experten werden oder sich in neue Programmierschnittstellen einarbeiten, erweitern wir HTML so, dass sie damit arbeiten können, wie sie es schon von Tag zu Tag tun“, sagt Kristian Sons, der die Arbeitsgruppe „XML3D“ am DFKI und dem Intel Visual Computing Institute leitet. Zusammen mit den Kollegen aus Darmstadt will Sons den Entwicklern zwei Versionen anbieten. Sehr schnell soll eine auf der Programmiersprache Javascript basierende Implementierung veröffentlicht werden. Indem sie WebGL für das Rendern nutzt, können die Web-Entwickler sofort starten. Später soll dann eine zweite Implementierung komplett in einen Browser integriert werden und so volle Performanz und Funktionalität ermöglichen.

Ursprünglich hatten die beiden Forschungseinrichtungen jeweils ihre eigenen Ansätze XML3D und X3DOM verfolgt, nun wollen sie zusammen einen Standard definieren. „Unsere bisher unterschiedlichen Herangehensweisen waren dennoch notwendig, um Erfahrung zu sammeln und eine Reihe von verschiedenen Ansätzen zu bewerten“, urteilt Yvonne Jung, die für X3DOM verantwortliche Entwicklerin am Fraunhofer IGD. Die gemeinsame Forschung wurde von der deutschen Initiative „Software-Cluster“ und dem Intel Visual Computing Institute an der Universität des Saarlandes finanziert.

Den ausgearbeiteten Vorschlag präsentieren die Forscher diese Woche auf der SIGGRAPH, einer der renommiertesten und größten Konferenzen für Computergraphik. Sie findet dieses Jahr in Los Angeles im US-amerikanischen Bundesstaat Kalifornien statt.

Fragen beantworten:
Prof. Dr. Philipp Slusallek
Professor für Computergraphik an der Universität des Saarlandes
Wissenschaftlicher Direktor am DFKI und Intel Visual Computing Institute
Saarbrücken
E-Mail: slusallek@dfki.de

Dr. Johannes Behr
Abteilungsleiter “Visual Computing System Technologies”
Fraunhofer IGD, Darmstadt
E-Mail: johannes.behr@igd.fraunhofer.de

Dr. Kristian Sons
Projektleiter XML3D
Phone: +49 681 85775 3833
E-Mail: kristian.sons@dfki.de

Gordon Bolduan
Forschungskommunikation
Exzellenzcluster “Multimodal Computing and Interaction”
Phone: +49 681 302-70741
E-Mail: bolduan@mmci.uni-saarland.de

Weitere Informationen:
http://www.x3dom.org
http://www.xml3d.org
http://www.w3.org/community/declarative3d/

Quelle: Friederike Meyer zu Tittingdorf | Universität des Saarlandes

 

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