Infografik: Auch Deutschland „postfaktisch“!?
„Postfaktisch“, so lautet das Wort des Jahres 2016. Grob zusammengefasst beschreibt das Wort das Phänomen, dass sich in großen Teilen der Bevölkerung zunehmend Meinungen, insbesondere zu kontroversen Themen, bilden und festigen, und zwar unabhängig davon, ob diese durch Fakten falsifiziert werden. Mit dem Begriff erklären sich beispielsweise Beobachter des politischen Geschehens die Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten. Allerdings, in puncto Selbsteinschätzungen neigen Menschen schon immer zu Verzerrungen. Meistens stets zu ihren eigenen Ungunsten. So gesehen können auch die oben dargestellten Ergebnisse als Resultat eines postfaktischen Denkens verstanden werden. Denn wie in vielen der 39 anderen befragten Nationen, klafft auch in Deutschland die gefühlte Wahrheit und die aktuelle Datenlage häufig weit auseinander.
(K-) Ein Land der Miesepeter
So gehen die Befragten etwa davon aus, dass Deutschland ein Land der Miesepeter ist und sich nur 45 Prozent der Bevölkerung als glücklich bezeichnet. Tatsächlich sind es aber 84 Prozent, wie Studien belegen, die Ipsos herangezogen hat. Deutschland also (K-) Ein Land der Miesepeter!? Außerdem glauben die Betroffenen, dass ein großer Teil der Deutschen konservativer ist, als sie tatsächlich sind:
- 19 Prozent sind gegen Abtreibungen (geschätzt 33 Prozent)
- acht Prozent finden Homosexualität moralisch inakzeptabel (geschätzt 33 Prozent).
Ebenfalls interessant, in Bezug auf die Einschätzung der wirtschaftlichen und sozialen Lage zeigt sich in der Bevölkerung ebenfalls ein deutlich verzerrtes Bild. Beispielsweise wird der Anteil von Muslimen an der Gesamtbevölkerung mit 21 Prozent als sehr hoch eingeschätzt. Tatsächlich liegt ihre Zahl nur bei fünf Prozent. Ebenfalls deutlich verzerrt ist das Bild zur hiesigen Vermögensverteilung. So glauben viele Deutsche, dass 70 Prozent der ärmeren Haushalte 27 Prozent am Gesamtvermögen besitzen. Tatsächlich besitzen diese 70 Prozent lediglich zwölf Prozent.
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Mit Bild- und Textmaterial des Informationsportals Statista (s. Beleglink, unterhalb der Infografik).