Gemessen am neuen Bericht das Weltklimarats (IPCC), müssen Deutschland und die EU mehr tun als bisher geplant, um die Klimaschutzziele zu erreichen. Dies gilt sowohl für den Umstieg auf erneuerbare Energien wie auch für die Energieeffizienz und für die Elektromobilität.
Vor allem aber muss die Bundesregierung den raschen Einstieg in den Ausstieg aus der Kohleverstromung schaffen. Wenn global nicht mehr geschehe als bisher, dann könnte die weltweite Temperatur um vier Grad und mehr noch in diesem Jahrhundert steigen. Das würde nicht 800 Millionen hungerne bedeuten wie heute, sondern sogar bis zu zwei Milliarden und mindestens 200 Millionen Klimaflüchtlinge würden über unseren Planeten irren.
Energiewende-Deutschland will bis 2020 mehr CO2 einsparen als die übrigen EU-Länder, tut aber das Gegenteil. Wir produzieren zwar immer mehr Ökostrom – aber seit drei Jahren in Folge emittieren wir immer mehr Klimagase. Wie kann das sein?
In der vergangenen Woche schrieb die Europäische Umweltagentur: „Deutschland ist das einzige Mitgliedsland, bei dem die Überprüfung von gleich zwei politischen Zielen eine Verschlechterung ergeben haben“.
Gemeint sind die Energie-Effizienz und die Reduktion von CO2-Emissionen. Ohne weitere Maßnahmen, so die Agentur, liegt der CO2-Gehalt in Deutschland bis 2020 höher als heute. Also werden wir beim Klimaschutz scheitern.
Trotz des warmen Winters 2013/14 und trotz immer mehr Ökostrom steigen in Deutschland die CO2-Emissionen. Hauptursache: Immer mehr Kohleverbrennung.
Durch den wachsenden Anteil der erneuerbaren Energien am gesamten Energiemix werden in erster Linie moderne und effiziente Gasturbinen verdrängt. 2013 hatten wir hierzulande 18 % weniger Gas verbraucht als 2012. Dafür laufen mehr Braunkohle- und Steinkohle-Kraftwerke, die aber mehr CO2 emittieren als Gaskraftwerke. Sogar neue Kohlekraftwerke sind geplant und werden gebaut. Dahinter steckt die alte Kohlepolitik der Regierungspartei SPD und ihres Vorsitzenden und Energieministers Gabriel.
Wenn jedoch die Energiewende gelingen soll, muss der Steinkohle- und Braunkohleanteil am Energiemix drastisch gesenkt werden. Die Versorgungssicherheit würde damit nicht gefährdet, denn Deutschland exportiert immer mehr Strom ins Ausland – trotz weniger Atomstrom.
Die EU insgesamt kann ihre Reduktionsziele bis 2020 erreichen. Bis dahin sollen 20% weniger CO2 emittiert werden als 1990. 19% sind bereits erreicht. Nur drei von 28 EU-Staaten werden ihre selbstgesteckten Ziele nicht erreichen – nämlich Polen, Luxemburg und Deutschland.
Hatten wir nicht mal eine Klimakanzlerin und einen Umweltminister mit Namen Sigmar Gabriel? Beide wissen: Die finanziellen Folgekosten des Klimawandels sind weit höher als die Kosten einer intelligent und rechtzeitig organisierten Energiewende. Aber beide gehen vor dem Druck der Kohlelobby in die Knie.
Quelle: © Franz Alt 2014
Über Dr. Franz Alt
Dr. Franz Alt hat politische Wissenschaften, Geschichte, Philosophie und Theologie studiert. Er war 20 Jahre Leiter und Moderator von „Report Baden-Baden“, bis 2003 Leiter der Zukunftsredaktion des SWR sowie Leiter und Moderator des 3sat-Magazins „Grenzenlos“. In den letzten Jahren hat er sich zudem als anerkannter und leidenschaftlicher Experte für die Bereiche Erneuerbare Energien sowie Energie- und Umweltpolitik etabliert. Er wurde von der EU-Kommission mit dem „Europäischen Solarpreis für Publizistik“ ausgezeichnet und hält jährlich hunderte Vorträge im gesamten deutschsprachigen Raum. Darüber hinaus wird er auch regelmäßig von ausländischen Regierungen gebeten, das deutsche Erneuerbare Energien Gesetz vorzustellen, das international als Vorbild für eine regenerative Energiewende mit der Zielgröße der Energieautarkie gilt.
Für weiterführende Informationen siehe seine Website www.sonnenseite.com.