Die Stimme öffnet die Türen zum Erfolg

Wie kann ich meinen Worten mehr Nachdruck verleihen, ohne laut zu werden?

Das Geheimnis einer lebendigen und akzentuierten Sprechweise ist der Mut, beim Sprechen Pausen zu machen. Denn das Wort vor einer Pause ist automatisch betont. Probieren Sie das selbst aus und sprechen Sie mit lauter Stimme folgenden Satz auf einen Ausatem:

„Für mich wäre es am allerschönsten, wenn wir uns am Samstag um 17:00 Uhr im Café treffen könnten“ .
Sprechen Sie den Satz nun nochmals laut, aber machen Sie eine Pause nach „mich“ und nach „wir“.
„Für mich – Pause – wäre es am allerschönsten, wenn wir – Pause – uns am Samstag um 17:00 Uhr im Café treffen könnten“.

Sie merken, das Wort vor der Pause wird durch die Pause hervorgehoben, betont. Dieses Spiel und dieses Wissen nutzt der Schauspieler aus, wenn er seinen Text einstudiert, um ihn für uns als Zuhörer zu interpretieren. Pausen beim Sprechen sind sinnstiftend, spannungsgebend und dienen dem Verständnis. Bei Sprecheinheiten, die länger als 14 Wörter sind, schaltet der Zuhörer ab. Der „Bissen“ wird dann einfach zu groß, um ihn noch verarbeiten zu können.

Das ist die Kunst des guten Redners: In der Pause nach einer gesprochenen Sinnheit von zirka sieben bis 14 Wörtern gibt er dem Zuschauer Raum, ein eigenes Bild für das Gehörte zu finden. Gelingt es dem Redner, „Kino“ im Kopf des Zuhörers entstehen zu lassen, hat er gewonnen. Die Zuhörer hängen gebannt an seinen Lippen.

Wenn Sie Lust haben, mehr zu diesem Thema direkt auszuprobieren, dann trainierenen Sie doch gleich aktiv mit Hilfe meiner Hörbücher oder nutzen Sie meine Video- oder Audiopodcasts.

Inwieweit müssen Stimme, Sprechweise und Körpersprache übereinstimmen?

Nichts beeindruckt mehr als die Kombination aus stimmigem Inhalt, stimmlicher Kraft, Sprechen mit Punkt und Komma und eindeutiger Körpersprache! Der beste Inhalt nutzt nichts, wenn man Sie nicht hören kann, weil Sie zu leise oder zu undeutlich sprechen.  Sie sabotieren Ihre Inhalte, wenn Sie viele Sätze ohne Punkt und Komma hintereinander reihen und den Zuhörer in eine Abwehrhaltung drängen, vielleicht sogar zum Zuklappen seiner Ohren!

Wenn ein eingefrorenes Dauerlächeln Ihr Gesicht ziert und der Kopf sich zur Seite neigt, gehen Sie körpersprachlich in die Haltung der Unterwerfung. Wie wollen Sie so den Zuhörer überzeugen, wie kann dieser dann Ihre Worte wichtig nehmen? Ihre Körpersprache verrät, ob Sie Standfestigkeit und einen Standpunkt haben, ob Sie Kommunikation auf Augenhöhe lieben. Ihre Stimme schafft Nähe, Ihre Sprechweise Verständnis und Spannung, Ihre Körpersprache zeigt Ihre innere Stärke. Spielt das Trio zusammen – was man in einem seriösen Stimmcoaching lernt -, zeigen Sie, wer Sie sind, auf dass alle hören, was Sie sagen! Und darauf kommt es an!

Die heutigen Führungskräfte sind gut ausgebildet. Gibt es hier im Management und unter den Führungskräften in Deutschland nach wie vor erhebliches Optimierungspotential?

Aufgrund meiner Erfahrungen, die ich auf Basis meiner Arbeit mit inzwischen vielen tausend Menschen gesammelt habe, lässt sich mit Sicherheit sagen: jeder Mensch, der Führungsaufgaben übernimmt, hat hohe Fachkompetenz. Jeder Mensch hat darüber hinaus ein Herzensanliegen, ein Motiv, für welches er brennt, einen Wunsch, der ihn tief innen bewegt. Manche können diese innere Kompetenz mühelos in Worte fassen und nach außen tragen – das ist die Minderheit. Den meisten fehlt das Know-how für eine fesselnde Rede, ein wertschätzendes Gespräch, eine überzeugende Präsentation.

Eine Studie zum „Karrierefaktor Stimme“ , die 2006 von der Karmasin Motivforschung durchgeführt wurde, brachte unter anderem  folgende Ergebnisse:

– Wer sich im Beruf durchsetzt, braucht Stimme.

– Nur 43 Prozent der Führungskräfte in Österreich und Deutschland werden als sehr sicher im Ausdruck eingeschätzt.

– 91 Prozent der Befragten ziehen Bewerber mit guter Stimme und Sprechweise anderen Bewerbern vor. Neben anderen Schlüsselqualifikationen kommt der Ausdrucksweise somit überraschend hohe Bedeutung zu.

– 53 Prozent halten die Stimme in bezug auf die Karriere für bedeutend. 23 Prozent halten die Szimme für eine Führungskarriere sogar für sehr bedeutend.

– Nur sieben Prozent der befragten Führungskäfte und Personalspezialisten sind mit ihrer eigenen Stimme und Sprechweise „sehr zufrieden“.

Ich sehe großen Optimierungsbedarf. Die Amerikaner haben das schon lange erkannt. Sie nennen jeden Menschen, der vor Gruppen, die größer als 15 Menschen sind, sprechen muss, einen „Speaker“ und fügen hinzu „the speakerbusiness has to be learned“. Deshalb fangen Sie bereits in der Elementarschule mit dem Training der freien Redner an. Im alten Rom sagte man bereits: „Dichter werden geboren, Redner werden gemacht!“ dem ist nichts hinzuzufügen.

Was kann ich machn, um meine Stimme zu verbessern?

Den wichtigsten Tipp, den ich an dieser Stelle geben möchte, lautet: nehmen Sie sich mit einem Audiogerät auf – bei einer Präsenatation, einer Rede, oder einem Gespräch. Fast jedes Smartphone hat ein supergutes Mikro – einfach das Handy vor sich hinlegen und die Sprachmemotaste drücken. Anschließend nehmen Sie sich Zeit für sich selbst, schließen gute Kopfhörer oder eine wirklich exzellente Lautsprecheranlage an und hören sich selbst zu. Legen sie sich ein Blatt Papier daneben und schreiben Sie fünf gute Punkte auf, die Sie bei sich entdecken.

Zum Beispiel: deutliche Aussprache, gute Struktur, sympathische Stimme, angepasstes Sprechtempo, alltagsnahe Beispiele.

Dann stellen Sie sich folgende Frage: wenn ich diesem Redner einen einzigen entscheidenden Tipp geben dürfte, welcher wäre es. Schreiben Sie diesen Tipp auf und überlegen Sie, ob Sie ihn realisieren können.

Brauche ich hierzu unbedingt einen Coach oder Trainer oder kann ich dies auch selbst machen?

Ich empfehle tatsächlich jedem Menschen, der nicht von Natur aus über gute rednerische Begabung verfügt und im Beruf viel kommunzieren muss, als erstes eine Sensibilisierung für das Thema „Stimme, Sprechweise, Körpersprache“.  Das kann bereits in einem Vortrag eines bekannten Stimmexperten geschehen oder in einem Seminar zum Thema „Erfolgsfaktor Stimme“. Wer bei sich Handlungsbedarf entdeckt oder weiß, dass er sein inneres Potenzial über seine Stimme nicht zeigen kann, wer sich nicht gehört fühlt, sich nicht durchsetzen, nicht überzeugen kann  – dem empfehle ich die Unterstützung durch einen kompetenten Stimm- und Redcoach, der über eine tiefe Expertise verfügt.
Denn: Wenn auch der Körper spricht, was die Stimme sagt, entfaltet Kommunikation eine besondere Kraft.

Frau Loschky, vielen Dank für das interessante Gespräch.

Das Interview führte Oliver Foitzik (Herausgeber des Wirtschafts- und Mittelstandsmagazins AGITANO).

Eva Loschky (Foto: © Constanze Wild)
Eva Loschky (Foto: © Constanze Wild)

Über Eva Loschky:

Eva Loschky ist Deutschlands Expertin für den überzeugenden Auftritt. Die Trainerin und Key Note Speakerin motiviert ihr Publikum mit ihren begeisternden Reden – und bringt Ihre Seminarteilnehmer auf lebendige Art dazu, die eigene Performance, Präsentation und Kommunikationsfähigkeit mit Freude zu optimieren. Mehr über Eva Loschky erfahren Sie im Internet unter: www.evaloschky.de.

Lesen Sie auch das AGITANO-Interview mit Deutschlands Motivationsfrau und SHEnote-Speaker-Initiatorin, Nicola Fritze. Mit ihr sprachen wir unter anderem über den Anlass zur Gründung dieses speziellen Rednerformats, was die SHEnote-Speaker kennzeichnet und den feinen Unterschied zwischen Rednerinnen und Rednern.

Über die SHEnote-Speaker:

Hinter den SHEnote-Speaker stehen die vier Power-Frauen Nicola Fritze, Eva Loschky, Prof. Dr. Elisabeth Heinemann und Stefanie Voss. In Teil 1 unserer AGITANO-Interviewreihe zu den SHEnote-Speaker sprachen wir mit Deutschlands Motivationsfrau, Nicola Fritze, unter anderem über den feinen Unterschied zwischen Rednerinnen und Rednern. In Teil 3, mit der Expertin für digitale Lebenswelten, Prof. Dr. Elisabeth Heinemann, über die Zukunft des World Wide Webs als Internet der Dinge und im vierten Teil, mit der Consultant und Coach zu den Themen Kommunikation und Leadership, Stefanie Voss, über gelungene Führung.

Mehr über die SHEnote-Speaker im Internet unter: www.shenote-speakers.de und im AGITANO-WebTalk „Frauen reden anders“ am Freitag, den 4. juli 2014 von 10:30 – 11:30 Uhr.

 

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