Wieso Machtvirtuosen gebraucht werden
Um im Wirtschaftsleben heute erfolgreich zu sein, braucht es keine hilflosen und inaktiven „Gutmenschen“, aber auch keine machiavellistischen Machtmenschen, sondern Machtvirtuosen, die diplomatisch auf der Klaviatur der Macht spielen. Machtvirtuosen treten der eiskalten Brise, die ihnen im Beruf und in Verhandlungen ins Gesicht bläst, gekonnt entgegen. Sie wissen, wie sie aggressiven Mitbewerbern und anderen Sturmfronten begegnen. Sie sind die idealen Führungskräfte. Denn, alle Machtmenschen der Führung schießen früher oder später über ihr Ziel hinaus. Sie sind von ihrer Machtposition so sehr besessen, dass sie in ihren Worten und Taten immer extremer werden und eines Tages den Bogen überspannen. Dann werden sie von noch mächtigeren Instanzen aus ihren Ämtern entfernt. Die Machtverweigerer hingegen sind in Führungspositionen aus anderen Gründen eine Fehlbesetzung. Zu schwach, zu zaudernd, zu wenig präsent. Auch sie werden als schlaffe und wenig zielorientierte Leader aus ihren Funktionen bald wieder verabschiedet, sofern überhaupt jemand auf die Idee kommen sollte, sie dorthin zu hieven. Machtvirtuosen, die mit der ihnen verliehenen Macht wohldosiert umgehen können, braucht jedes Unternehmen also wie den sprichwörtlichen Bissen Brot.
Das zeichnet Machtvirtuosen aus
Machtvirtuosen liefern sich der Macht niemals vollständig aus, aber sie lehnen sie auch nicht kategorisch ab. Sie beschreiten einen dritten Weg. Er ist nicht immer einfach und bedingt so manche Gratwanderung. Wer diesen Weg jedoch konsequent verfolgt, dem ist der Erfolg sicher und dessen berufliche und auch persönliche Entfaltungsmöglichkeiten sind schier unbegrenzt.
Echte Machtvirtuosen sind auch keine Wunderwuzis. Aber, sie können sich der jeweiligen Situation gut anpassen und reagieren stets flexibel und konziliant. Machtvirtuosen haben ein realistisches Verhältnis zur Macht. Sie wissen, dass sie in gewissen Momenten Macht einsetzen müssen um Erfolge einzufahren. Sie sehen Macht als ein pragmatisches Mittel zur Lösung von Konflikten. Und sie haben sich ein Macht-Repertoire zurechtgelegt, das sie je nach Ausgangslage geschickt einsetzen. Sie beherrschen die friedlichen Formen der Macht, wie faire Verhandlung oder den richtigen Informationsfluss innerhalb einer Organisation. Weil sie hier so virtuos agieren, gelingt es ihnen, Kampfsituationen gering zu halten. Kampf lehnen sie als Führungs- und Verhandlungsmittel prinzipiell ab. Sie verhandeln lieber mit rhetorischer Grandezza und auf hohem Niveau. Aber, wenn sie einen Kampf führen müssen, dann sind sie absolut dazu bereit und haben auch die notwendigen Techniken sofort parat. In solchen Momenten haben sie keinerlei Skrupel, tief in die Machtkiste zu greifen, sich dem Angriff zu stellen und die Attacken abzuwehren. Was sie vom rüden Machtmenschen dabei so positiv unterscheidet: Sie agieren immer im Sinne der Causa, im Sinne des gewünschten Ergebnisses und niemals aus dem Ego heraus.
Eisenfaust ja, aber nur temporär
Dabei bleiben sie machtvoll beherrscht und kontrollieren ihre Gefühle. Sie wirken dadurch immer glaubwürdig und souverän. Genau deswegen sind ihre Verhandlungspartner so schockiert, wenn dieser diplomatische Mensch plötzlich zu kämpfen beginnt und den Samthandschuh temporär mit der Eisenfaust vertauscht. Auch dies niemals mit dem niedrigen Ziel, die Gegenüber K.O. zu setzen, sondern um seine Vorstellungen und Ziele durchzubringen. Machtvirtuosen kämpfen hart, aber niemals so unfair, dass danach alle Brücken abgebrochen wären. Diesen feinen Spagat zu schaffen und zu halten, ist die wahre Expertise der Machtvirtuosen.
Diese Profis der Macht setzen die Mechanismen der Macht mit Maß und Ziel und situationsbezogen ein und tun das, ohne ihre Werte jemals zu verraten! Wo Machtverweigerer oder Machtmenschen an ihre Grenzen stoßen, kann der Machtvirtuose seine Kompetenzen fast unbegrenzt erweitern. Sie finden immer das richtige Ausmaß im Umgang mit der Macht und werden so zu den Meistern im Umgang mit dieser höchsten Machtform. Unternehmen können sich glücklich schätzen, Machtvirtuosen an Bord zu haben.
Besonders dann, wenn es bei Verhandlungen einmal wirklich haarig wird. Das ist speziell an der harten Verkaufsfront oft der Fall. Wie es mit der Macht im Verkauf so steht, das sehen wir uns das nächste Mal an.
Über Richard Gappmayer
Richard Gappmayer ist einer der renommiertesten Selbstführungs-Experten in Österreich. Der Vortragsredner, Autor, Führungskräfte-Coach, Wirtschaftstrainer und Organisationsberater war mehr als 20 Jahre im nationalen und internationalen Top-Management mit Schwerpunkt Verkauf, Vertrieb und Marketing tätig. Als hochrangige Führungskraft führte er zahlreiche Produkte zur Marktführerschaft.
Trotz des Wissens um seine starke Agoraphobie bestieg er den Kilimandscharo und beschloss noch am Berg, sein Leben neu auszurichten. Er verließ seine hochrangige Managementposition und machte sich mit dem Zentrum für Persönlichkeits- und Organisationsentwicklung selbständig. Heute unterstützt er Top-Führungskräfte und bringt diesen seine Ansätze zur Kunst der Führung nahe. In seinem Buch „Der Kilimandscharo-Effekt – Steigen Sie auf und gehen Sie in Führung“ erfahren Leser, wie sie in Führung gehen und bleiben!
Mehr Infos finden Sie auf www.richard-gappmayer.at.