Das zum 1. Juli 2015 eingeführte ElterngeldPlus soll Müttern und Vätern mehr Zeit fürs Kind und neue Chancen im Job ermöglichen (siehe Video unten). Soweit die Theorie, denn in der Praxis ergibt sich aktuell folgendes Problem: Arbeitgeber wissen immer noch zu wenig darüber.
Gut gemeint, aber nicht gut?
„Das Gegenteil von gut ist gut gemeint“, so einst der deutsche Journalist und Schriftsteller Kurt Tucholsky. Aus Sicht vieler kleiner und mittelständischer Unternehmen (KMU) gilt das auch für das ElterngeldPlus. 26 Prozent der von TNS Emnid befragten KMU fühlten sich noch im April dieses Jahres „schlecht“ bis „sehr schlecht“ auf die Neuerungen in Sachen Elterngeld vorbereitet. Ein hoher Anteil von 42 Prozent machte erst gar keine Angabe.
Video: So funktioniert das ElterngeldPlus
[Anmerkung der Redaktion: Das hier eingebettete Video wurde (vorübergehend) entfernt, ist jedoch weiterhin hier zu finden: Familienministerium / YouTube.]
Vereinbarkeit von Familie und Beruf: Unternehmen in der Pflicht
Dabei scheint das Familienministerium mit dem ElterngeldPlus den Zeitgeist erkannt zu haben. Statistischen Angaben zufolge wünschen sich 72 Prozent der Mütter und 68 Prozent der Väter hierzulande mehr Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Für Dr. Thomas Scholtis, CFO von Sage in Deutschland stehen hierbei jetzt vor allem die Unternehmen in der Pflicht: „Ich gehe davon aus, dass viele KMU noch nichts über die Neuerung wissen. Dabei liegt auch in der Verantwortung der Unternehmen, Familien zu unterstützen und über gesetzliche Neuerungen aufzuklären, gerade wenn sie ihnen zugutekommen sollen. Daher ist es wichtig, sich allerspätestens jetzt mit dem ElterngeldPlus zu beschäftigen“. Sein Unternehmen beauftragte TNS Emnid mit der Erstellung der Studie. Die Ergebnisse veranlassten den Anbieter kaufmännischer Software einen kostenlosen Selbsttest und Ratgeber* zusammenzustellen.
Hilfe bei der Familienplanung – einige treiben es zu weit
Es gibt aber auch Unternehmen, die es mit dem Thema Hilfe bei der Familienplanung ein Stück zu weit treiben. So machten vor rund einem halben Jahr die Firmen Facebook und Apple Schlagzeilen mit der Ankündigung, ihren Mitarbeiterinnen das Einfrieren ihrer Eizellen zu ermöglichen. Mit so genanntem „Social Freezing“ sollte es den jungen Eltern ermöglicht werden, ihre Familienplanung nach hinten zu verschieben. Dann doch vielleicht lieber ElterngelPlus.
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Über Inhalt und Aufbau der Studie:
Sage ließ TNS Emnid 400 Geschäftsführer und Entscheider aus kleinen und mittelständischen Unternehmen zu ihren aktuellen bürokratischen Hürden befragen. Darunter Mindestlohn, „Grundsätze zur ordnungsmäßigen Führung und Aufbewahrung von Büchern, Aufzeichnungen und Unterlagen in elektronischer Form sowie zum Datenzugriff“ (GoBD) und E- Bilanz. Beim Thema ElterngeldPlus gab es den größten Anteil an Enthaltungen. Zum Thema Mindestlohn machten nur 13 Prozent keine Angabe.
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* Der Test, erstellt vom Softwareanbieter Sage, steht interessierten Arbeitgeber und werdende Eltern unter folgendem Link kostenlos zu Verfügung:
- http://landing.sage.de/elterngeldcheck/?bm=1
Im Anschluss an den Check gibt es die Möglichkeit, sich kostenlos einen Ratgeber zum Thema Elterngeld herunterzuladen.