Studie „Quo vadis Europe?“ zu Europa als Chemiemarkt: Fast die Hälfte der internationalen Konzerne sieht keine dauerhafte Strukturkrise
- – Umfrage unter zirka 350 internationalen Chemiemanagern zu den Auswirkungen der Eurokrise
- – 40% der Befragten weltweit befürchten ein Übergreifen der Krise Südeuropas auf Nordeuropa
- – Einige Chemieunternehmen wollen sich deshalb stärker auf robuste Volkswirtschaften wie Deutschland oder Frankreich konzentrieren
- – Andererseits glaubt die Mehrheit der Befragten an eine Lösung der Schuldenkrise in den nächsten drei bis fünf Jahren
- – Vor allem deutsche Chemiemanager sind optimistisch und planen Investitionen und Stellenaufbau im nächsten Jahr
Die Investitionen der internationalen Chemiekonzerne verlagern sich zunehmend von den krisengeplagten südeuropäischen Chemiemärkten Richtung Deutschland. Das ist eines der Ergebnisse der Umfrage „Quo vadis Europe?“ der Strategie- und Organisationsberatung Camelot Management Consultants unter etwa 350 Entscheidern der internationalen Chemiebranche. Die meisten global agierenden Chemiekonzerne erwarten stagnierende Umsätze und Gewinne in Europa. Einige von ihnen planen sogar eine stärkere Konzentration auf die Euroländer mit einer relativ robusten Volkswirtschaft wie Deutschland oder Frankreich. Außerdem wollen die Chemiekonzerne ihr Kundenportfolio weiter diversifizieren. Auf der anderen Seite glaubt die Mehrheit der global agierenden Manager aber, dass die Schuldenkrise in Europa in den kommenden drei bis fünf Jahren überwunden sein wird. Vor allem die Entscheider in Deutschland sind positiv gestimmt: Die Mehrheit plant Investitionen und Stellenaufbau in den kommenden zwölf Monaten. Der Grund für den überdurchschnittlich guten Zustand der deutschen Chemiebranche liegt in den Maßnahmen, die die Unternehmen in der letzten Wirtschaftskrise getroffen haben: effizientere Prozesse, flexible Arbeitsauslastung und ein stärkerer Fokus auf die globalen Wachstumsmärkte.
Einfluss der Eurokrise auf den Chemiemarkt
„Internationale Chemiemanager sorgen sich im Zuge der europäischen Schuldenkrise am meisten vor einer sinkenden Nachfrage auf diesem wichtigen Markt sowie vor steigenden Rohstoffpreisen wegen des schwachen Euros“, sagt Dr. Sven Mandewirth, Partner und Leiter des Industriesegments Chemie & Petrochemie bei der Strategie- und Organisationsberatung Camelot Management Consultants. 40% aller Befragten befürchten zudem, dass die Krise im Süden Europas auch auf die anderen europäischen Länder überschwappen könnte. „Das ist ein Szenario, mit dem sich vor allem die Chemiemanager im Nahen Osten beschäftigen. 60% der Befragten befürchten eine Ausweitung der Finanzkrise in Europa.“
Allerdings sieht ein Großteil der internationalen Chemiemanager in der Euroschuldenkrise kein dauerhaftes strukturelles Phänomen: Nur rund ein Drittel glaubt, dass die Krise mehr als fünf Jahre dauern wird. Ein Viertel der befragten Chemiemanager glaubt dagegen sogar, dass ihre Umsätze trotz der Finanzkrise sogar in Europa steigen werden.
„Die Beliebtheit des Chemiestandorts Deutschland legt in der Krise immer weiter zu: Die geplanten Investitionen verlagern sich von anderen europäischen Ländern nach Deutschland“, erklärt Sven Mandewirth. So glauben mehr als 60% der deutschen Chemiemanager, dass die Euro-Finanzkrise keinen Einfluss auf ihre Umsätze in den kommenden zwölf Monaten hat. „Die deutsche Chemieindustrie ist robust, weil die Unternehmen nach der letzten Krise viele wichtige Maßnahmen ergriffen haben, von denen die Branche jetzt profitiert: Optimierte Organisationen, ein flexiblerer Arbeitskräfteeinsatz, mehr Prozessorientierung und ein stärkerer Fokus auf die globalen Wachstumsmärkte.“
Der Studie zufolge rechnen die deutschen Konzerne für das Gesamtjahr 2012 mit steigenden Umsätzen und Gewinnen. Mandewirth: „Obwohl sich der Ausblick für 2013 eintrübt, sehen die Befragten Kostensenkungen und Wachstum nicht als Gegensatz an und streben im kommenden Jahr beides gleichzeitig an.“
(Camelot Management Consultants 2012)