„Nur authentische Führung ist erfolgreiche Führung: Wahrhaftigkeit und Werteorientierung – Die Zeiten der Führungspersönlichkeiten wie Kapitän Ahab & Co. sind eindeutig vorbei.“ Von dem systemischen Coach Felix Maria Arnet.
Die Zeiten der Führung nach Gutsherrenmentalität sind endgültig vorbei. In einer Gesellschaft, die sich über soziale Netzwerke in Sekundenschnelle austauschen, haben alte Kapitäne im Pepitalook keinen Platz mehr. Die selbstherrliche Garde, der Republikveteranen hat den Zug verpasst. Die See ist rau, aber man schwimmt nicht mehr mit um jeden Preis. Junge Führungskräfte haben wieder das Familienleben und den Wert der freien Zeit entdeckt. Vorbei die quälenden Überstunden, die locker ein halbes Jahr Sonderurlaub ausmachen konnten. Heute setzen Mitarbeiter auf weichere Werte und folgen nicht immer nur dem monetären Ziel. So rückt das Zusammenleben wieder mehr in den Vordergrund und da meist beide Partner den Lebensunterhalt verdienen, ist Life-Balance besonders wertvoll.
Führungspersönlichkeiten wie Kapitän Ahab, Max Grundig oder die Krupps, Middelhoffs & Co. haben ausgedient! Diese Führungsprinzipien funktionieren heute nicht mehr. Aber führt die Generation der 68er Bewegung oder jünger weitsichtiger und dem Zeitgeist entsprechend? Die neue Führungselite hat es auch nicht einfach, denn es werden an den Fakultäten nicht viel neue Methoden gelehrt. Brigitte Witzer kennt die Methoden und das, was daraus wird. Die Bonner Beraterin hat all das aufgeschrieben, der Titel ihres Buches sagt klar aus was die Führungshelden der Jetztzeit nicht mehr können: „Die Zeit der Helden ist vorbei.“ Die rüde Führungsgunst greift nicht mehr. Dass Mitarbeiter heute nur als ausführende Organe degradiert werden funktioniert nicht mehr. Heute zählt mehr als nur despotische Bevormundung, Kontrolle und Druck.
Führungskräfte werden nicht einfach geboren
Für manche Leute stellt sich die Frage, ob man zum Chef geboren ist oder erst gemacht wird? Also wer hat das Zeug zum Firmenlenker oder Manger? Eigentlich ist es wie im richtigen Leben. Es gibt Teile, die sind in der Tat angeboren und andere werden intuitiv erlernt bzw. lassen sich gut entwickeln. Dies geschieht mit Hilfe von Erfahrung und Übung.
Jack Welch, der Übervater von General Electrics, spricht von fünf wesentlichen Bestandteilen, die Top-Führungsqualität in seinen Augen ausmachen. Für den großen amerikanischen Wirtschaftskapitän sind übrigens Integrität, Intelligenz und emotionale Reife kein Bestandteil, sondern eine dringende Grundvoraussetzung von Charaktereigenschaft für gute Führungspersönlichkeiten. Aber was macht nun gute Führung aus? Was macht ein Smutje zum Captain?
Jack Welch spricht als aller erstes von positiver Energie – die Fähigkeit in guten und schlechten Zeiten mit ungebrochenem Elan und optimistischer Einstellung nach vorne zu gehen. Ein weiterer Wesenszug sei die Begabung zu motivieren und damit im Team unglaubliche Kräfte freizusetzen. Führungskräfte brauchen den berühmten Biss. Nicht immer einfach ist der Kontext, in denen sich Manger bewegen müssen. Da ist eine gewisse Resilienz gefordert. Genau aus diesen Gaben formt sich dann ein wirklich guter Team-Leader, der das Talent dazu hat, eine schwierige Überfahrt bis zum (erfolgreichen) Ende durchzuziehen. Wahre Führungspersönlichkeiten besitzen die Leidenschaft sich für ihre Mannschaft einzusetzen. Vieles kann man in Seminaren lernen, aber eine klare Ansage, mit hohem Selbstvertrauen, zu einem deutlichen »ja« oder »nein« will erarbeitet werden. Dies erfordert eine hohe Ausdauer und ein emphatisches Wesen. Ein guter Vorgesetzter muss zuhören können, sich in die Lage von unteren Rängen und Bedürfnissen versetzen können. Aufrichtige Anerkennung der Mitarbeiter-Leistungen gehört zum Führungsselbstverständnis. Die Regeln der Menschlichkeit stehen heute mehr im Vordergrund als jemals zuvor. Eine werteorientierte Unternehmensführung wird sich durchsetzen. Einzelkämpfer haben in der Welt der Führungszukunft keine Berechtigung mehr – für die Generation der 25-45-jährigen, geht es um Haltung, Solidarität und Ehrlichkeit.
Der Innsbrucker Universitätsprofessor für Unternehmensführung und Autor des Standardwerks „Leadership“, Hans H. Hinterhuber, erklärt gute Führung so: „Die Grundaufgabe von Führung ist, denke ich, sich für Menschen zu interessieren, ihnen zu helfen, sich zu entwickeln, ihr maximales Leistungspotenzial zu erreichen und sie anzuregen, vielleicht etwas höher zu streben, als sie es selbst für möglich halten.“
Führung kann man lernen
Die sogenannten Soft Skills kann man lernen. Persönlichkeitsentwicklung ist heute kein Hexenwerk mehr. Allerorts werden Fortbildungen dazu gehalten. In der berühmten Universität St. Gallen ist dies ein eklatanter Baustein bei der Ausbildung des Elite-Managements. Eine Studie der Akademie für Führungskräfte der Wirtschaft unter dem Arbeitstitel „Führen in der Krise“ befragte 267 Manager danach, welches die wichtigsten Tugenden von guter Führung sind. Dabei Antworteten 92 Prozent der Befragten, das Sozialkompetenz und Vertrauensbildung ein entscheidendes Führungsmittel dafür sind. Dicht gefolgt von Wahrhaftigkeit (62,2) Prozent und von Begeisterungsfähigkeit (58,1 Prozent). Führungsverantwortung ändert alles, bis dato wurde man selbst „entwickelt“, geschult und gefördert. Wer zum ersten Mal Personalverantwortung übernimmt überschreitet Grenzen. Ab jetzt wird der Erfolg unter anderem an der Weiterentwicklung anderer Personen gemessen. Es zählt die uneingeschränkte Unterstützung fürs Team. Jeder Einzelne verlangt nach großer Aufmerksamkeit. Jetzt heißt es nicht mehr: „Wie kann ich groß raus kommen“? Nein, im Vordergrund steht vielmehr: „Wie kann ich meinen Mitarbeitern helfen, ihre Leistungen zu verbessern“!
Nachhaltige Führung muss aber auch passen, nicht jeder kann (und will) in diese Fußstapfen treten, solange Führungskräfte aller Couleur sich selbst treu bleiben und ihre Aufgabe mit hoher Authentizität und Leidenschaft erledigen – sind sie auf dem richtigen Weg.
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Über den Autor:
Felix Maria Arnet war 19 Jahre lang Geschäftsführender Gesellschafter einer Wiesbadener Kommunikationsagentur und arbeitet seit 2008 als systemischer Coach für Persönlichkeitsentwicklung. In den letzten fünf Jahren profitierten ca. 400 Führungskräfte aus nationalen und internationalen Unternehmen in über 8.000 Coaching-Stunden vom Wissen und Einfühlungsvermögen des 44-jährigen Wiesbadeners. 5 Jahre, in denen Arnet bewusst wurde, dass die Stellschrauben für das persönliches Wachstum eines Menschen lange nicht nur im geschäftlichen Bereich von großer Bedeutung sind, um auf individuelle Weise erfolgreich zu sein. Mehr unter www.lattal.de