Gemeinsamer Blick in die nahe IT-Zukunft – Holger Schellhaas über ITK-Trends

Im Vorfeld des 62. Roundtable des MUK-IT bei Oracle Deutschland (12.12.2012), der unter dem Titel “Gemeinsamer Blick in die nahe IT-Zukunft” steht, wurden Unternehmer, Experten und Praktiker über deren Erfahrungen und Ansätze rund um “ITK-Trends und deren Umgang” befragt. Heute: Holger Schellhaas.

Holger Schellhaas

Holger Schellhaas ist selbständiger Managementberater und Trainer in München und Partner der TCI Transformation Consulting International GmbH. Er ist spezialisiert auf Prozess- und Risiko-Management (COSO, COBIT), Qualitätsmanagement (Six Sigma) und IT-Governance (BSC) einschließlich Begleitung der Veränderungsprozesse in den Unternehmen. Herr Schellhaas ist studierter Diplommathematiker mit mehr als 25 Jahren Praxis als Manager, Berater und Softwareentwickler. Er ist Autor zahlreicher Veröffentlichungen und gefragter Referent und Moderator auf in- und ausländischen Konferenzen, Seminaren und Kongressen.

Herr Schellhaas, vor welchen Herausforderungen stehen die Unternehmen in den nächsten 12 Monaten?

Ich sehe da zwei zentrale Herausforderungen. Die eine kommt von außen, die andere von der IT selbst. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen erzwingen eine „Operational Excellence“ der Unternehmen durch Steigerung der Qualität der Produkte und Services bei gleichzeitiger Reduktion der Kosten der internen Prozesse. Der Wandel der IT zu kollaborativen Technologien definiert Kommunikation neu und verändert die Kommunikationsprozesse. Treiber hierbei sind die Erfahrungen aus dem privaten Lebensumfeld der „Digital Natives“ im Unternehmen und bei den Kunden.

Welche ITK-Trends sehen Sie für 2013 als maßgebliche Treiber? Bitte um kurze Erläuterung.

Das große Schlagwort für 2013 ist „Consumerization“, was ja im Kern heißt, dass immer mehr Mitarbeiter private Geräte – vom Smartphone über Tablets bis zu Social Media – für berufliche Zwecke nicht nur nutzen wollen, sondern es auch tun dürfen. Die Nutzung privater Geräte im Geschäftsumfeld, neudeutsch „Bring Your Own Device“ (BYOD), wird zunehmend zur Normalität. In einer Kurzumfrage auf der CeBIT dieses Jahr haben rund 60% gesagt, sie dulden BYOD oder unterstützen es schon konkret durch ihre IT. Das deckt sich fast genau mit den Zahlen einer aktuellen CISCO-Studie.

Inwieweit sind diese ausgereift und können von Unternehmen heute schon eingesetzt werden?

Ausgereift ist die Technik schon, aber nicht auf Geschäftsanforderungen ausgerichtet. Wirklich darauf vorbereitet sind nur die wenigsten Firmen. Das beginnt bei der Konzeption sinnvoller (und wirtschaftlicher) Einsatzszenarien und führt bis hin zur Notwendigkeit, neue Technologien auch aus Security-Sicht zu betrachten. Wir bei TCI haben bei z.B. BYOD die Erfahrung gemacht, dass IT-Compliance – oder einfacher: die Formulierung von Regeln und Security Policies sowie die Überprüfung der Einhaltung – den unkontrollierten Ausbau der Systeme und den unbedachten Umgang mit personenbezogenen Daten verhindern. Das gilt jeden neuen ITK-Trend gleichermaßen.

Wie offen sind (mittelständische) Unternehmen für neue ITK-Trends?

Mittelständische Unternehmen sind sicher eher selten „Early Adopter“, die jede neue Technologie als Pioniere schon in der ersten Welle mitnehmen. Aber das (zwar nicht mehr neue) „Cloud Computing“ hat 2012 gerade auch wegen des Mittelstandes einen gewaltigen Sprung nach vorne gemacht. Das hat aber viel mit aktuellen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu tun und damit, dass sich Cloud-Lösungen flexibel realisieren lassen und ein ideales Vehikel sind, um die hohen IT-Fixkosten zu senken.

Wie gehen heute (mittelständische) Unternehmen mit neuen ITK-Trends um, gerade wenn es um die Umsetzung in die Praxis geht?

Sehr zurückhaltend. Es sei denn, man kann die Wirtschaftlichkeit nachweisen oder einfach realisierbare praktische Lösungen aufzeigen. Was bei BYOD und Social Media ja auch geht, wenn man sich die Mühe macht. Wir als Berater sind da gefordert.

Was sollten (mittelständische) Unternehmen bei der Umsetzung neuer ITK-Trends unbedingt beachten?

Suchen Sie sich konkrete Einsatzszenarien und Anwendungsbeispiele, die ein „Quick Win“ – also dem Management auch vorzeigbares Ergebnis – möglich machen. Das funktioniert aber nur, wenn sich die IT-Verantwortlichen auch als „Leader“ bei der Umsetzung neuer ITK-Trends verstehen. Die dynamische Veränderung der IT muss die IT treiben und bei diesem Wandel eine aktive Rolle einnehmen. Auch im Mittelstand.

Herr Schellhaas, vielen Dank für das interessante Gespräch.

(Das Interview führt Oliver Foitzik, Gründer und Herausgeber von AGITANO.)

Weiterführende Informationen:

– Link zum Rahmenprogramm des 62. Roundtable des MUK-IT am 12.12.2012.

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