Gleichstellungspolitik – Geschlechterverhältnisse in Bewegung

„Mit der modernen Industriegesellschaft sind auch die Geschlechterverhältnisse in Bewegung geraten“, erklärt Maria Funder, Projektleiterin von „Gender Cage – revisited“. Sozialwissenschaftlerinnen sowie Arbeitsgruppen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz untersuchen im Rahmen eines neuen Forschungsprojekts, wie sich Geschlechterverhältnisse in Unternehmen und die Gleichstellungspolitik wandeln.

Die „Deutsche Forschungsgemeinschaft“, der „Schweizerische Nationalfonds“ und der „Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung“ unterstützen die breit angelegte, vergleichende Studie zur Gleichstellungspolitik mit gut einer Million Euro. Die Federführung liegt bei der Soziologieprofessorin Dr. Maria Funder von der Philipps-Universität; an ihre Arbeitsgruppe fließen rund 450.000 Euro.

Traditionelle Leitbilder infrage gestellt

Die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gehen davon aus, dass sich veränderte gesellschaftliche Erwartungen in einem Umbau von Geschlechterregimen widerspiegeln; aber auch innerhalb von Organisationen der Privatwirtschaft und öffentlichen Verwaltung stellen neue Hierarchiemodelle tradierte Strukturen, Handlungsmuster und Leitbilder infrage, konstatieren die Sozialwissenschaftlerinnen. Dies führt zu einer veränderten Gleichstellungspolitik auf unterschiedlichen Ebenen.

Fassaden der Gleichbehandlung & Gleichstellungspolitik

Bislang hätten es Organisationen nicht nur verstanden, Hierarchien zu rechtfertigen, sondern auch Egalitätsmythen zu schaffen und Fassaden der Gleichbehandlung zu errichten, hinter denen vielfältige Formen von Diskriminierung verborgen blieben. „In Anbetracht aktueller Wandlungsprozesse stellt sich erneut die Frage nach dem unsichtbaren Käfig geschlechtsbezogener Rollenzuschreibung und Arbeitsteilung, dem ‚gender cage‘“, sagt die ebenfalls am Projekt beteiligte Marburger Politikwissenschaftlerin Ortrun Brand. „Uns interessiert vor allem, ob alles beim Alten bleibt, ob sich die Gitterstäbe des ‚gender cage‘ allmählich auflösen oder doch nur neue Egalitätsmythen entstehen“, ergänzt die Soziologin Kristina Walden. Auch Walden gehört zum Team des Marburger Teilvorhabens.

Wandlungsprozesse der Geschlechterverhältnisse identifizieren

Die Projektbeteiligten wollen untersuchen, wie Organisationen auf den zunehmenden gesellschaftlichen Gleichstellungsdruck reagieren. Zu diesem Zweck soll ein neues Beobachtungs- und Analyse-instrumentarium entwickelt werden, um innerbetriebliche Verarbeitungsformen und Transformationen gesellschaftlicher Erwartungen zu erfassen. „Unser Ziel ist es, ausgewählte Organisationstypen zu vergleichen und Wandlungsprozesse der Geschlechterverhältnisse in Organisationen zu identifizieren“, erläutert Maria Funder.

(Philipps-Universität Marburg)

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