Der neue Integrationshebel: Gründer als Integrationstreiber

Die Flüchtlingskrise beschäftigt die Bürger mehr denn je. Allein im vergangenen Jahr 2015 sind über eine Million Flüchtlinge nach Deutschland gekommen. Mit Hilfe verschiedener Integrationshebel, ist die richtige Integration der Migranten kein Problem mehr. In ihrem heutigen Gastbeitrag zum Thema „Gründer als Integrationstreiber” erklären Prof. Dr. Ronny Fürst, CEO der AKAD University, und Prof. Dr. Daniel Markgraf, Leiter des Entrepreneurship-Studiengangs der AKAD, wie vor allem Startups einen effizienten Integrationshebel für Migranten darstellen.

Asylsuchende sollten frühzeitig an der Arbeitswelt teilhaben und sich parallel weiter qualifizieren

Startups stellen hierfür einen idealen Integrationshebel dar. Während momentan noch Erstaufnahme und Grundversorgung der Flüchtlinge im Themenfokus der Medien stehen, wird sich dies bald auf die Integration der neuen Mitbürger verlagern. Bildung ist für diese erfolgreiche Integration der Dreh- und Angelpunkt: zunächst in Form von Spracherwerb, später in Form von Weiterbildung. Dabei mag letzteres nicht auf den ersten Blick essenziell erscheinen. Wichtiger ist doch die Erwerbstätigkeit, die Erwachsenen wieder einen geregelten Arbeitstag, finanzielle Autonomie und ein soziales Netzwerk im neuen Heimatland beschert. Oder?

Natürlich, der erste Job ist einer der wichtigsten Schritte in unsere Gesellschaft. Ergibt sich für Migranten also eine passende Gelegenheit, sollten sie so bald wie möglich zugreifen. Ebenso ist es jedoch kein Geheimnis, dass die Betroffenen ohne in Deutschland anerkannte Zeugnisse viele Berufe nicht ausüben dürfen. Wichtig sind darum zwei Dinge: zum einen Migranten, die bereit dazu sind, erst einmal eine Aushilfsstelle oder eine Position unter ihrer ursprünglichen Qualifikation anzunehmen und sich dann nach und nach weiter zu qualifizieren, um auf unserem Arbeitsmarkt bessere Chancen zu haben. Zum anderen Arbeitgeber, die so flexibel und aufgeschlossen sind, dass sie Arbeitnehmern auch ohne deutsche Zeugnisse und perfekte Bewerbungsunterlagen die Chance einräumen, sich zu beweisen. Gründer sind prädestiniert dafür, ebensolche Arbeitgeber zu sein und Nachwuchstalente für sich zu gewinnen – aus drei Gründen:

1. Unsicherer Arbeitgeber – guter Chancengeber

Gerade zu Beginn sind Firmengründer beruflich oft auf sich allein gestellt, weshalb sie ein guter Kandidat für einen Integrationshebel sind. Unterstützung durch hochqualifizierte Fachkräfte, die ihnen im Projektmanagement, Marketing oder der Qualitätssicherung unter die Arme greifen, können sie sich meist nicht leisten oder können sie nicht für sich gewinnen. Denn sie werden häufig nicht als attraktive Arbeitgeber gesehen: Gründer und Unternehmen sind in der Findungsphase. Statt einer etablierten Marktposition und solidem Kundenstamm begleitet sie die unsichere Frage, ob die Firma in zwei Jahren noch am Markt ist. Der Gründer selbst begibt sich mit einer hoffnungsfrohen Vision in diese Phase der Unsicherheit, doch auf viele potenzielle Mitarbeiter kann genau diese Unsicherheit abschreckend wirken. Für Startups ist es daher eine gute Option, auf Arbeitnehmer zurückzugreifen, die selbst in einer solchen Umbruchphase stecken und die – mangels Zeugnissen oder Anerkennung der Abschlüsse – für viele etablierte Unternehmen noch nicht als Angestellte in Betracht kommen. Sie werden umso dankbarer sein für die Chance, sich hier zu beweisen und einzubringen.

2. Gründer-DNA: flexibel und anpassungsfähig

Flexibilität und Anpassungsfähigkeit sind essenzielle, erfolgskritische Elemente der Gründer-DNA. Sie prägen das Denken des Gründers ebenso wie seine Unternehmensstrukturen. Gerade in den ersten beiden Jahren sollte sich der Jungunternehmer rasch umstellen können, vorgefertigten Annahmen – beispielsweise über die eigene Zielgruppe – hinterfragen, verwerfen und neu entwickeln können. Diese Aufgeschlossenheit neuen Umständen und eigenen Fehlannahmen gegenüber ist eine große Herausforderung, jedoch auch eine besondere Stärke des Startups. In dieser Zeit sind daher sowohl die Gründerpersönlichkeit als auch die internen Strukturen so aufgestellt, dass sie neue Arbeitskräfte, die sich mit anderem kulturellen Hintergrund und anderer Vorbildung in den Betrieb einbringen, gut integrieren können und den erhaltenen Integrationshebel effizient nutzen. Aufgrund der Fülle an Aufgaben bei gleichzeitig geringer Mitarbeiterzahl werden die Migranten rasch mit anpacken dürfen und müssen – ausreichende Sprachkenntnisse vorausgesetzt.

3. Parallelismus der Umbruchsituationen

Der dritte Grund, weshalb Flüchtlinge in Startups gut aufgehoben sind, rührt aus den Parallelen in der Situation von Gründer und Migranten: Auch die Gründer begeben sich in eine neue Welt, die sich von ihrem bisherigen Angestelltendasein stark unterscheidet. Auch sie müssen ein neues Netzwerk weben, von dem ihre neue Existenz stark abhängen wird. Auch sie müssen sich auf neue Tätigkeiten einlassen. Und auch sie müssen der Unterstützung durch Dritte vertrauen – in ihrem Fall durch Berater, Banken und Investoren. Dazu kommt, dass jeder fünfte Gründer in Deutschland sogar selbst einen Migrationshintergrund hat. Umso mehr sollten Gründer einem Flüchtling, der seine Arbeitskraft und Fähigkeiten in sie investieren möchte, mit einem Vertrauensvorschuss begegnen.

Bildung als Integrationshebel

Startups und Migranten können somit eine beiderseitig bereichernde Zusammenarbeit eingehen – und sei es zunächst nur als Praktikum oder Aushilfsjob. Damit kann der Flüchtling den wichtigen ersten Schritt in den deutschen Arbeitsmarkt nehmen. Wie oben erwähnt, darf dies jedoch nur einer von vielen Schritten sein. Um sich weitere Optionen auf höherqualifizierte, besser bezahlte und unbefristete Anstellungen zu eröffnen, sollten Migranten sich neben dieser ersten Anstellung kontinuierlich weiterqualifizieren.

Mit der Finanzierung einer solchen Weiterbildung sind sie dabei nicht alleingelassen: Startups erhalten von ihren Investoren vielfach die Möglichkeit, Teile der Investitionssumme speziell für Weiterbildungszwecke einzusetzen. Der DAAD bietet eine Übersicht über staatliche und private Förderinstitute, die Zuschüsse zu Weiterbildungen zahlen sowie über das breites Spektrum an Stipendienprogrammen. Gemeinsam mit ihrem Gesellschafter Aurelius vergibt auch unsere Fernhochschule aktuell einige Stipendien, die dediziert berufsbegleitende Weiterbildungen von Flüchtlingen finanzieren – sei es ein Lehrgang oder ein gesamtes Hochschulstudium. In der Absicht die Bildung als erfolgreichen Integrationshebel zu nutzen und so denjenigen unter die Arme zu greifen, die ihre Integration in den deutschen Arbeitsmarkt aktiv selbst gestalten und vorantreiben wollen.

Über die Autoren:

Prof. Dr. Ronny Fürst ist CEO der AKAD University, die seit 56 Jahren Pionier im deutschen Fernstudienmarkt ist.

Prof. Dr. Daniel Markgraf leitet den Entrepreneurship-Studiengang der AKAD, zudem ist er Mitgründer des Online-Portals unternehmenswelt.de und sitzt im Aufsichtsrat der Gründerberatung Foundervision.

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