Herr Macht – alles eine Frage des Status

… aus der wöchentlichen Kolumne „Ich bin total beliebt, es weiß nur keiner“ vom Speaker, Trainer, Impro-Comedian und Moderator Ralf Schmitt. Nachdem Sie in „JaJa-Sofort – kein Gespür für Prioritäten“ mehr über jene herzensgute Kollegen erfahren haben, die eher Probleme verursachen anstatt sie zu lösen, geht es heute um Herrn Macht, für den sich alles nur um das Eine dreht: um sich.

Liebe Leser, es gibt Menschen, die handeln nach nur einer Maxime: Um zu. Es geht ihnen niemals um die Sache, sondern immer darum, etwas zu erreichen, ihren Status deutlich zu machen. Sie sind freundlich, um daraus resultierende Vorteile zu genießen. Sie erniedrigen andere, um sich selbst besser aussehen zu lassen. Ich nenne diesen Kollegen-Typus Herr Macht.

Brainstormings als „Zeitverschwendung“

Zurzeit plane ich ein Kunden-Event gemeinsam mit genau so einem Kollegen. Unsere Meetings mit dem Geschäftsführer laufen immer nach demselben Drehbuch ab. Herr Macht beruft ein Meeting ein, um seine Ideen und Zwischenergebnisse zu präsentieren. Mich blendet er bereits bei der Ideenfindung aus. Gemeinsame Brainstormings hält er für „Zeitverschwendung“ und jeder Impuls von meiner Seite wird mit einem „da kenne ich mich wohl besser aus als Sie“ oder „das fällt ja wohl eher in meinen Kompetenzbereich“ abgebügelt. Da Empathie nicht gerade zu seinen Fähigkeiten gehört, spürt er nicht, dass auch der Geschäftsführer bemerkt, wie er zum einen öfter mal übers Ziel hinausschießt und es ihm zum anderen nur darum geht, sich zu profilieren. Die Interessen des Unternehmens ignoriert er dabei ebenso wie das vorgegebene Budget und Kundenbedürfnisse. Interaktivität, die Kunden und  Unternehmen gerne einmal näher zusammenrücken lassen, kennt er nicht. Stattdessen setzt er auf Show-Effekt, ohne die Zielgruppe im Auge zu behalten. Ich möchte nicht übertreiben, aber er plant ein Event, dass so gut ankäme wie ein Bericht über Tierquälerei während des Endspiels der Fußball WM.

Intelligentes Understatement

Um mich gegen einen solchen Herrn Macht durchzusetzen, habe ich die „Columbo Methode“ entwickelt. Wie besagter Privatdetektiv zeige ich bewusst und offen Unsicherheit, gebe mich unterlegen, um dann am Ende zu triumphieren. Ich lasse mich erst gar nicht auf ein Hierarchiegemetzel ein, versuche erst gar nicht wirklich die Ideen meines „Team“-Mitglieds zu diskreditieren. Dann würde ich mich ja so verhalten, wie es typische Schlagfertigkeitsratgeber vorschlagen, eine gewaltbereite Haltung zugrunde legen. Mein Columbo Modus zeichnet sich durch intelligentes Understatement aus. In diesem konkreten Fall, habe ich Herrn Macht erst einmal alle seine Ideen präsentieren lassen und nur mit einem vorsichtigen „Äh, also äh … immer mal wieder versucht, etwas zu sagen, dass dann im Keim erstickt wurde. Herr Macht ging sogar soweit, dass er vorschlug, er würde die Leitung des Projekts übernehmen, weil solche Doppelspitzen ja selten funktionieren würden. Er wollte mir Gelegenheit geben, mich „immer mal wieder einzubringen“. Das ist mein Stichwort. Ich schlage vor, dass wir beide ein eigenes Konzept vorlegen und der Geschäftsführer willigt ein. In meinem Konzept habe ich die Bedürfnisse der Kunden ebenso berücksichtigt wie das Budget und die Firmeninteressen. Dreimal dürfen Sie raten, wer am Ende den Zuschlag erhalten hat und wer jetzt in die Röhre guckt.

Mein Tipp im Umgang mit Herrn Macht:

Stapeln Sie besser tief, dann gewinnen Sie hoch. Die Vorstellung ist klar, die Art, die Vorstellung zu verkaufen ist charmant und höflich anstatt voll auf die Zwölf. So können Sie Ihre Ziele erreichen, ohne einen anderen zu dissen. Sind Sie ein „Herr Macht“? Dann nehmen Sie sich selbst nicht so wichtig. Wenn Sie sich in einen Wettkampf begeben, können Sie auch verlieren. Seien Sie lieber ein guter Teamplayer.

Ralf Schmitt, Kollegen
Experte für Spontaneität, Improvisation und Interaktivität. (Foto: © Ralf Schmitt)

Über Ralf Schmitt:

Ralf Schmitt arbeitet seit mehr als 15 Jahren erfolgreich als Speaker, Trainer, Impro-Comedian und Moderator. Er gilt als Experte für Spontaneität und Interaktivität, hat die Methode der Navituition® entwickelt und ist Mitglied der German Speakers Association. Schmitt ist branchenübergreifend tätig und kennt die deutsche Wirtschaftslandschaft aus dem Effeff. Seine inhaltliche Mitarbeit im Vorfeld und seine Auftritte bei unzähligen Tagungen und Kongressen geben ihm eine externe Sichtweise auf innerbetriebliches Geschehen und Veränderungsprozesse in Unternehmen verschiedener Größenordnungen. Darüber hinaus ist er Autor der Bücher „Ich bin total spontan, wenn man mir rechtzeitig Bescheid gibt“ und „Ich bin total beliebt, es weiß nur keiner“.

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