Snowden, NSA & Google… George Orwell im Interview


Wer sollte Ihrer Meinung nach stattdessen dort stehen?

Orwell: Die Mittäter. Firmen, die Aufträge für diese staatlichen Institutionen ohne kritisches Hinterfragen annehmen. Unternehmen, die sich dem Druck der Behörden beugen und ihre Kunden im Dunkeln stehen lassen. Politiker, die unter dem Deckmantel der Sicherheit jedwedes Recht brechen. Und zu guter Letzt kommen die Schlimmsten: Die Bürger, die sich einen Dreck drum scheren, ob die NSA, Google und Facebook ihr Privatleben bis auf den letzten Winkel ausleuchten, aber hingegen sofort an die Decke gehen, wenn der Nachbar eine schönere Couch besitzt als sie selbst, es mal kein Schnitzel gibt oder ihnen ein Dackel auf den Rasen scheißt.

Das sind klare Worte. Sie beklagen also einen kulturellen und intellektuellen Verfall in der Bevölkerung?

Orwell: Das ist nicht mal das Hauptproblem. Vielmehr ist es die Gleichgültigkeit vieler Menschen. Wofür es in den 1940er Jahren Propagandaministerien mit tausenden Mitarbeitern gebraucht hat, das schafft heutzutage ein Fernsehgerät ganz allein. Dazu noch ein Bier und eine Zigarette und den meisten Leuten ist es egal, was man mit ihnen macht.

Sie vergleichen die autoritären Systeme von damals mit dem heutigen Fernsehen? Ist das nicht sehr gewagt?

Orwell: Nein. Ich vergleiche lediglich ein Element davon. Und zwar die Reduzierung des Alltags auf banale Dinge. Der Mensch hält sich selber dumm. Das passt am besten.

Was sollte Ihrer Meinung nach geändert werden?

Orwell: Das Bewusstsein der Menschen muss sich ändern. Weg vom medialen Dauerkonsum hin zum wachen Hinterfragen des Aktuellen. Dabei verlange ich nicht einmal, dass hier jemand zum Dauernörgler wird. Vielmehr geht es darum, dass die Leute die Augen öffnen und erkennen: „Moment, hier stimmt was nicht!“

Seite 3: Wer wird die Herrschaft an sich reißen?

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