Immobilienmarkt, Wohnungsneubau, Mieten: Leichte Überhitzungstendenzen

Umsatz im Grundstücks- und Wohnungswesen:

Im Wirtschaftsbereich „Grundstücks- und Wohnungswesen“ wurden laut dem Statistischen Bundesamt im Jahr 2010 ein Umsatz von über 106 Milliarden Euro von rund 174 500 Unternehmen erwirtschaftet (+0,9% im Jahresvergleich). Die Zahl der Beschäftigten betrug rund 441.000.

Mehr als drei Viertel des Umsatzes (78,5%) wurden 2010 durch die Vermietung beziehungsweise Verpachtung von eigenen oder geleasten Immobilien realisiert (-0,3%). Hier arbeiteten knapp zwei Drittel (64,8%) aller im Grundstücks- und Wohnungswesen Beschäftigten (286.000). 14,7% des Umsatzes entfielen 2010 auf den Bereich „Vermittlung und Verwaltung von Immobilien für Dritte“ (31,8% der Beschäftigten bzw. 140.000 Personen).

Die stärksten Zuwächse verzeichneten mit einem Plus von 14,8% der Bereich „Kauf und Verkauf von eigenen Immobilien“ (6,8% des Gesamtumsatzes, 3,4 % aller im Grundstücks- und Wohnungswesen Beschäftigten).

Entwicklung des Immobilienmarktes

Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) analysiert regelmäßig den Immobilienmarkt in Deutschland und prognostiziert die Entwicklung für die nächsten Jahrzehnte.

– Im Ergebnis spiegeln die heutigen Immobilienpreise bereits die Erwartungen über die künftige Wohnraumnachfrage wider: In Gegenden, wo man damit rechnet, dass die Nachfrage nach Wohnraum jährlich um 1 % steigt, ist der Immobilienpreis schon jetzt um etwa 18 % pro Quadratmeter höher als anderswo.

– Die Wohnflächennachfrage folgt nicht zwangsläufig der Bevölkerungsentwicklung: Auch dort, wo immer weniger Menschen leben, sinke die Nachfrage nach Wohnraum keineswegs entsprechend, weil ältere Menschen länger im eigenen Haushalt leben und Singlehaushalte zunehmend mehr Platz einnehmen werden. Nach Berechnungen des IW Köln fällt die Wohnflächennachfrage daher erst nach 2030 unter den heutigen Wert und geht bis zum Jahr 2060 im Durchschnitt nur um 15 % zurück.

– Die Entwicklung ist allerdings von erheblichen regionalen Unterschieden geprägt: Während die Nachfrage nach Wohnraum beispielsweise in München bis 2025 noch um einen zweistelligen Prozentwert wachsen werde, sinke sie in Frankfurt an der Oder um 20%.

Durchschnittliche Kaufpreise

Für gebrauchte Ein- und Zweifamilienhäuser wurden 2010 im Bundesdurchschnitt etwa 195.000 Euro gezahlt, was einen deutlichen Zuwachs gegenüber den Vorjahren bedeutet: 2008 zahlten Erwerber von gebrauchten Eigenheimen im Mittel noch 177.000 Euro. Dabei liegen die Hauspreise in den Großstädten mit im Schnitt 278.000 Euro deutlich über dem Niveau im Umland, wo 2010 durchschnittlich 221.000 Euro gezahlt wurden, und mehr als doppelt so hoch wie im ländlichen Raum (111.000 Euro).

Wohnungspreise in den Großstädten

Im Durchschnitt der vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung untersuchten 25 Großstädte haben die Wohnungspreise innerhalb der vergangenen fünf Jahre jährlich um 6,5 Prozent angezogen. Nur in zehn der untersuchten Städte stagnierten die Preise oder gingen zurück, unter anderem in Dortmund, Duisburg und Wuppertal. Der Anstieg der Mieten verlief moderater. Im Durchschnitt der 25 Städte gingen sie um 1,8 Prozent pro Jahr nach oben. In keiner der untersuchten Großstädte sind die Mieten gesunken, nur in wenigen sind sie mehr oder weniger konstant geblieben, beispielsweise in Duisburg, Essen und Wuppertal.

In den meisten Großstädten erwarten die Autoren bis zum Herbst 2013 einen weiteren Anstieg der Wohnungspreise. In fünf Städten werde der Anstieg voraussichtlich über zehn Prozent liegen: Berlin, Augsburg, Hamburg, München und Nürnberg. Auch in Dresden werden die Preise stark anziehen, mit einem erwarteten Plus von knapp zehn Prozent.

Hilfreich

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) hat einen bundesweiten Onlinerechner für Miet- und Wohnungspreise entwickelt, der lokale Übertreibungen und Spekulationen anzeigt.

Laut der Beratungsgesellschaft pwc ist aus der Sicht von Immobilien-Anlegern derzeit die türkische Metropole Istanbul das rentabelste Pflaster für Liegenschaften in Europa. München rangiert auf Platz zwei, vor Warschau (3), Berlin (4), Stockholm (5), Paris (6), Hamburg (7), Zürich (8), Moskau (9) und London (10).

(mb /Tabellen: KfW-Indikator Eigenheimbau Dezember 2012)

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