Internationale Teamarbeit: die größten Irrtümer

Internationale Teamarbeit erhält in immer mehr, auch mittelständischen Unternehmen Einzug. Mehr noch: ihr Erfolg entscheidet oft über die künftige Fortentwicklung der Firma. Erfahren Sie zum Start der zweiwöchentlichen AGITANO-Themenserie Global Management: Ein Tanz mit den Eisbergen“ mit der zertifizierten Wirtschaftsmediatorin und Speaker zu internationalen Führungsthemen, Barbara Wietasch, mehr zu den größten Irrtümern in puncto internationale Teamarbeit und wie Sie diese von vornherein vermeiden.

Internationale Teamarbeit
Internationale Teamarbeit: oft werden die Mitglieder eher sorglos auf ihre Reise geschickt. (Bild: Dirk Meissner / © Barbara Wietasch)

Schon seit vielen Jahrhunderten kooperieren Menschen über Grenzen hinweg. Einige wanderten schon immer in ferne Länder aus, um dort beruflich ihr Glück zu machen. Neu ist jedoch, dass immer häufiger Menschen aus unterschiedlichen Kulturen zusammenkommen, um Tag für Tag Seite an Seite gemeinsame Ziele zu erreichen. Menschen, die in verschiedenen Gesellschaftssystemen sozialisiert wurden und unterschiedliche Werte und Erfahrungen, Verhandlungsstile, Tisch-Manieren, Umgang mit Obrigkeiten mitbringen.

Heute findet internationale Teamarbeit beziehungsweise finden interkulturelle Teams überall zusammen. Sei es in der Produktion, in Grenzen überschreitenden Projekten, im Management oder  in Joint-Ventures, wenn ein regionales Mittelstandsunternehmen in ferne Länder geht.

Damit gemischt zusammengesetzte Teams all das Potenzial, das in ihnen schlummert, auch wirklich einsetzen können, muss jedes Team-Mitglied, vor allem aber die Führungskraft sich darüber im Klaren sein, durch welche kulturelle Brille jeder einzelne sieht.

Die Gefahren der Ähnlichkeitsfalle – Menschen sind doch überall gleich

Viele multikulturelle Teams werden von der Geschäftsleitung eher sorglos auf die Reise geschickt. Zuständigkeiten werden festgelegt, Ziele definiert, Reisekosten detailliert geregelt, nur an kulturelle Unterschiede verschwendet man beim Thema internationale Teamarbeit wenig Überlegung. Ähnlicher Branchenhintergrund, ähnliche Ausbildungen, ähnliche Smartphones und Laptops und schon schnappt die „Ähnlichkeitsfalle“ zu. Ignoriert werden die kulturellen Unterschiede, die wie bei einem Eisberg unter der Wasseroberfläche verborgen sind und die Zusammenarbeit entscheidend trüben können.

Das wird schon noch

In vielen globalen Teams kollidieren die „Eisberge“ ziemlich rasch, da die harten Faktoren, die Ziele, Zahlen, Daten, Fakten im Vordergrund stehen. Termine werden verschleppt (aus der Sicht der einen Seite) oder nicht deutlich kommuniziert (aus den Augen der anderen Seite). Die einen regen sich auf, die anderen gehen in die Emigration. Und wieder werden die eigenen „Vorurteile“ bestätigt. Um den eigenen Selbstwert zu retten, wird immer die andere, die fremde Seite kritischer gesehen. So nimmt die Dynamik internationaler Teamarbeit beziehungsweise internationaler Teams einen negativen Verlauf, was sich nicht von selbst wieder positiv einpendelt.

Erfolg durch internationale Teamarbeit: Was ist zu tun?

Der Schlüssel zum Erfolg liegt darin, sich selbst und die anderen kennen zu lernen, nicht umsonst gehen die Nationalteams vor der WM in ein Trainings-Camp. Dieses Trainings-Camp, Kick-Off- oder  Willkommens-Workshop dient dazu:

– Sich gegenseitig sowie die Kultur des anderen kennenzulernen.

– Das eigene Verhalten zu reflektieren, die eigenen Werte und Erfahrungen abzugleichen und Verhaltensspielregeln zu festzulegen.

– Neue Teammitglieder schnell zu integrieren, eine Willkommenskultur zu erarbeiten, erfahrene Teammitglieder als Mentoren zur Seite zu stellen.

– Gemeinsame Zeit zu verbringen, um persönliche und nationale Prägungen abzugleichen, zum Beispiel Austausch unterschiedlicher Ess-Gewohnheiten, Umgang mit Unsicherheiten(etwa bei aufkommenden Fehlern), unsicheren Projektverläufen, Autoritäts-Denken, Wichtigkeit von Gruppenzugehörigkeit (zum Beispiel Familie oder Einzelkämpfer).

– Die Ziele des Projekts oder der Abteilung so zu definieren, so dass jeder weiß, wohin es geht.

– Meilensteine und Zeitpläne festzulegen, sowie die Konsequenzen, wenn diese nicht eingehalten werden.

– Teamzusammensetzung und Teamrollen zu klären. Wer kann was besonders gut?

– Die einzelnen Aufgaben im Team zu verteilen…

Je mehr jeder über sich selbst, seine eigenen Vorurteile, seine Prägungen weiß, je klarer jeder seine Werte beschreiben und erklären kann, umso größer wird das Verständnis für die „Anders-Artig-Keit“ der anderen Kollegen, nationalen Prägungen . Das kostet Mühe und Zeit, aber der Erfolg bestätigt unser deutsches Sprichwort: „Ohne Fleiß keinen Preis“.

Lernen Sie im nächsten Beitrag einen weiteren großen Irrtum in puncto internationale Teamarbeit kennen: Wir können ja alle Englisch.

Über Barbara Wietasch:

Tanz mit den Eisbergen, International Business
(Foto: © Barbara Wietasch)

Barbara Wietasch ist Sprachwissenschaftlerin, Organisationsentwicklerin (MAS), zertifizierte Wirtschaftsmediatorin und Speaker zu internationalen Führungsthemen sowie Lektorin an einer internationalen Business School in Wien. Von Ihrer frühesten Jugend an haben andere Länder und andere Sitten sie begeistert, ebenso Ihr Wissen an andere weiterzugeben. Profitieren Sie von ihrem großen Wissen als Praktikerin und Expertin und erschließen Sie für sich und Ihr Unternehmen die Schätze aus der internationalen beziehungsweis globalen Zusammenarbeit. Ihre Trainings- und Beratungssprachen sind deutsch, englisch und spanisch.

Mehr über Barbara Wietasch im Internet auf www.internationaldynamics.de.

Global Management, Klarkommen mit fremden Welten
(Bild: Dirk Meissner / © Barbara Wietasch)

Das Buch zum Thema:

Barbara Wietasch

Global Management: ein Tanz mit den Eisbergen
Klarkommen mit fremden Welten oder: Warum ein Auslandsknigge Sie nicht weiterbringt

Linde Verlag (2012) ISBN 978-3-7093-0345-0
24,90 € – Hardcover (auch als e-book und  Hörbuch in ungekürzter Version erhältlich)

Global Management: Dancing with Icebergs
How to get along in multicultural business – Why you need more than an etiquette guide

Books on Demand  (2014) ISBN 978-3-7357-9226-6
21,90 € Taschenbuch (auch als e-book erhältlich)

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