Ist Ihr Leitbild auch aus dem letzten Jahrhundert?

Inhaltsverzeichnis

… aus der wöchentlichen Business-Kolumne von Anne M. Schüller.

Höchste Zeit, das sich was tut. Die Leitbilder, mit denen sich Unternehmen immer noch schmücken, sind mehrheitlich aus dem letzten Jahrhundert – im wahrsten Sinne des Wortes. Doch die Player im Markt sind fortschreitend einem dramatischen Wertewandel und der gnadenlosen Transparenz der Social-Media-Welt unterworfen. Deshalb sei den Unternehmen geraten, ihr veraltetes Leitbild, ihr Mission Statement, den Wertekanon und alles, was dazugehört, rasch auf den Prüfstand zu stellen.

Neue Zeiten brauchen neue Leitbilder. Nicht nur das Zahlenwerk, auch die moralische Bilanz muss zukünftig stimmen. Die großen Unternehmenspleiten der letzten Jahre haben aller Welt sichtbar vor Augen geführt: Megalomanie führt am Ende ins Aus. Und immer deutlicher wird: Eine werteorientierte Unternehmensführung ist im Kommen, weil sich eine Nachfrage dafür entwickelt. So ist der Blick auf die Unternehmenskultur als Auswahlkriterium bei der Jobsuche inzwischen genauso wichtig wie das Kriterium der Karrierechance.

Mehr noch: Was immer die Unternehmen heute tun, im Web spricht es sich blitzschnell herum – im positiven wie auch im negativen Sinn. Wer unbeschadet davonkommen will, tut gut daran, eine Top-Performance zu bieten, moralisch sauber zu sein und in einen offenen, ehrlichen Dialog zu treten. Denn in unserer global vernetzten Welt kommt früher oder später alles raus. Minderwertiges wird gnadenlos an den Pranger gestellt – und schließlich ausgesondert.

Leitbilder prägen die Unternehmenskultur

In herkömmlichen Leitbildern spiegeln sich solche Veränderungen allerdings noch nicht wider. Ihre oft phrasenhaft klingenden Formulierungen beginnen vielfach wie folgt: Wir sind der führende Anbieter von … . Oder: Wir sind Marktführer in … . Mal ehrlich: Das klingt reichlich selbstverliebt. Und oft recht martialisch. Im Gegensatz dazu heißt es bei Intuit, einem Hersteller von Finanzsoftware: „Der Kunde soll sich mit unseren Produkten so wohl fühlen, dass er fünf Freunden sagt, sie sollten es ebenfalls kaufen.“

Das tönt sicher nicht so glattgebürstet wie die von Werbeagenturen aufgehübschten Mission Statements anderer Unternehmen. Und das ist auch gut so. Denn mit gekünstelter Leitbild-Prosa kann niemand was anfangen. Bei dem schlicht formulierten Intuit-Satz hingegen versteht jeder, was zu tun ist und wohin die Reise geht. Es reicht nämlich nicht, ein visionäres Ziel zu haben, man muss es auch erstrebenswert finden. Erst dann kommen die Mitarbeiter vom ‚Müssen‘ ins ‚Wollen‘.

Ihr Leitbild auf dem Prüfstand

Wie schaut das nun textlich bei Ihnen aus? Überkommene Wir-sind-die-Größten-Leitbilder müssen neu gedacht und neu erarbeitet werden. Und zwar mithilfe der Mitarbeiter, und – das ist neu – mithilfe der Kunden. Wenn es sich aber aus welchen Gründen auch immer verbietet, den Kunden in diesen Prozess einzubeziehen?

Dann sollte er wenigstens ein virtueller Projekt-Teilnehmer sein. Dabei stehen dann folgende Fragen im Raum: „Stellen Sie sich vor, Sie wären der Kunde! Was würde Ihnen auf den Lippen brennen? Welche kritischen Anmerkungen hätten Sie? Und welche Anregungen? Was müsste weg? Was sollte zwingend ergänzt werden? Und wie könnte man es so machen, dass es die Kunden lieben?“

Anstatt die eigene Herrlichkeit zu feiern oder sich aufs Marktführer-Podest zu wünschen, sollte es eine vorrangige Unternehmensmission sein, den eigenen Kunden (und deren Kunden) zu helfen, noch erfolgreicher zu werden. Und gleichzeitig sollte dazu beigetragen werden, die Welt ein kleines bisschen besser zu machen.

Online-Befragung zum Thema Leitbild-Kultur

Um den aktuellen Status zum Thema ‚Leitbilder in Unternehmen‘ zu ermitteln, habe ich zusammen mit Spreadly einen entsprechenden Fragebogen entwickelt. Er besteht aus 9 Fragen. Das Beantworten dauert maximal 3 Minuten. Bitte machen Sie mit. Hier geht’s zum Fragebogen.

Ihre  Anne M. Schüller

 

Quelle: Foto Wolfgang List – www.perfectfotos.com

Das Buch zum Thema

Anne M. Schüller, Kundennähe in der Chefetage – Wie Sie Mitarbeiter kundenfokussiert führen, Orell Füssli, Zürich 2008, 26,50 Euro / 44.00 CHF
255 Seiten, ISBN: 978-3-280-05282-2

Ausgezeichnet mit dem Schweizer Wirtschaftsbuchpreis 2008. Weitere Infos: www.kundenfokussierte-unternehmensfuehrung.com.

 

Die Autorin

Anne M. Schüller ist Management-Consultant und gilt als führende Expertin für Loyalitätsmarketing. Die Diplom-Betriebswirtin und Bestseller-Autorin zählt zu den zehn besten Speakern Deutschlands (Conga Award 2010). Sie arbeitet auch als Business-Trainerin und lehrt an mehreren Hochschulen. Managementbuch.de zählt sie zu den wichtigen Managementdenkern. Zu ihren Kunden gehört die Elite der deutschen, österreichischen und schweizerischen Wirtschaft. Kontakt: www.anneschueller.com.

 

Kennen Sie schon die Leinwände von Inspiring Art?