Kapitalmärkte in 2017: unbeständig, digital und pragmatisch

Politische Ereignisse lassen Branchenanalysten stets aufhorchen. Sie üben Einfluss auf die Entwicklung der Kapitalmärkte aus. Das zeigen auch die folgenden fünf Trendprognosen.

Politik ist ein wichtiger Einflussfaktor für die Entwicklung der Kapitalmärkte

Donald Trump. Der Nebel des Grauens? Er ist noch nicht einmal im Amt und schon werden regelrechte Horroszenarien in Bezug auf seine Präsidentschaft gezeichnet. Der Kommentar von Spiegel-Redakteur Stefan Kuzmany ist alles andere als objektiv, doch in einem hat er Recht: Die Ergebnisse der im vergangenen November stattgefundenen US-Wahlen werden erheblichen Einfluss auf die Entwicklung der Kapitalmärkte in 2017 besitzen. „2017 bildet den Auftakt zu einem weiteren Jahrzehnt des radikalen Wandels, wie wir ihn seit einer ganzen Generation nicht erlebt haben. Der Grund hierfür sind […] neue politische Risiken in den USA und Europa [Beispiel Brexit, Anm. d. Red.]“, so Software AG-Geschäftsführer Werner Rieche. Doch wie wird der von Rieche genannte „radikale Wandel“ konkret aussehen? Sein Unternehmen hat hierzu folgende fünf Trendprognosen zusammengestellt.

Trendprognose Nr. 1: Volatilität als Chance nutzen

Angesichts der Wahlen in Frankreich, Deutschland, den Niederlanden und möglicherweise in Italien muss sich Europa auf weitere politische Veränderungen einstellen. Aus Sicht der Kapitalmärkte wird dies auf den europäischen Devisen- und Anleihemärkten für Wirbel sorgen. Die Margen werden aufgrund der zunehmenden Volatilität während dieser Zeit voraussichtlich höher ausfallen. Ein effizientes Sicherheitenmanagement und Echtzeitanalysen werden daher 2017 zu wichtigen Themen.

Trendprognose Nr. 2: Fokus auf Rendite

Investmentbanken werden sich weiterhin von unrentablen Anlagenklassen trennen und diese Geschäftssparten abstoßen. Auf diese Entwicklung werden auch die maßgeblichen Regulierungsentscheidungen aus Europa und den USA Einfluss nehmen.

Trendprognose Nr. 3: Robo-Services prägen die Bank von morgen

Banken entwickeln ihre eigenen „Robo-Advisors“ zur Unterstützung ihrer Mitarbeiter, um die Kunden noch besser bedienen zu können. Die damit verbundene Komplexität stellt Finanzdienstleister im unteren Marktsegment vor neue Herausforderungen. Der resultierende Leistungsdruck wird die Entwicklung und das Fortschreiten des maschinellen Lernens und der künstlichen Intelligenz maßgeblich vorantreiben.

Trendprognose Nr. 4: Realität trifft Blockchain hart

Gartner behält mit seiner Prognose Recht, dass die Distributed-Ledger-Technologie (DLT) 2017 schnell den „Gipfel der überzogenen Erwartungen“ (peak of inflated expectations) erreichen und auf das „Tal der Enttäuschungen“ (trough of disillusionment) zusteuern wird. Dieses notwendige Gesundschrumpfen wird jedoch bis Ende 2017 zu einer Reihe robuster und realer Blockchain-Entwicklungen führen. Außerdem werden sich die Banken zurückziehen und ihre Unterstützung für Konsortien wie R3 einstellen – mit Goldman Sachs hat das Konsortium unlängst ein wichtiges Unternehmensmitglied verloren.

Trendprognose Nr. 5: Regulieren oder deregulieren

Dem Wahlversprechen in den USA zufolge soll mit der Aufhebung des Dodd-Frank Acts und der Wiedereinsetzung des Glass-Steagall Acts die Regulierung einfacher, dafür aber linearer werden. Vorausgesetzt, dieses Wahlversprechen wird eingehalten (andere wurden bereits aufgeweicht), würde dies die Broker-Dealer-Modelle gegenüber den Universalbank-Modellen begünstigen. In Europa weisen die Vorschläge zur Zweckbindung (Ring-Fencing) in die gleiche Richtung. Würden die 2009 von der G20 vereinbarten Mandate in den USA außer Kraft gesetzt, wäre die Struktur des globalen Derivatemarkts infrage gestellt, da die Gleichwertigkeit neu bestimmt werden müsste.

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