Kontrolle ist gut, Kontrollverlust ist besser

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Mit dem Siegeszug des Internets verändern sich Gesellschaft und Wirtschaft. Informationen sind nun für jederman kostenfrei und zu jederzeit zugänglich. Auch die Verbreitung von Informationen wurde einfacher – was auch für Firmen mitunter eine Herausforderung bedeutet. Denn sie verlieren die Kontrolle über ihre Außenwahrnehmung und darüber, welche Informationen sie preisgeben möchten und welche nicht. Aber hatten Unternehmen jemals eine wirkliche Kontrolle über ihr Image? Der (kontrollierte) Verlust von Kontrolle kann für Unternehmen auch eine Chance bedeuten. Tim Leberecht, Vize-Präsident für Marketing und Kommunikation bei frog-design in San Francisco, gibt im Video Tipps, wie der kontrollierte Kontrollverlust eine Marke bekannter und umsatzstärker machen kann.

 

Mehr Kontrolle für Angestellte und Kunden

1. Crowdsourcing. Lassen Sie Ihre Kunden mitbestimmen. Das Internet bietet die Möglichkeit, dass sich viele Akteure in einem gemeinsamen Forum äußern und austauschen können. Nutzen Sie diese Ressource: Lassen Sie über Designs und Produkte abstimmen, nutzen Sie die Ideen der User für Ihre Innovationen.

2. Preisfestlegung. Radiohead hat es vorgemacht: Bei ihrem letzten Album (2011) ließen sie die Kunden selbst entscheiden, wie viel sie für den Download bezahlen wollen. Das Angebot galt nur für einen bestimmten Zeitraum. Das Ergebnis waren Rekordverkäufe.

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Kontrolle für den Kunden: „Don’t buy this jacket“-Kampagne von Patagonia. Screenshot aus: Tim Leberecht: 3 ways to (usefully) lose control of your brand. (© TED / YouTube; Originalvideo unter https://www.youtube.com/watch?v=_xMWqUe8FdU)

3. Handlungsanweisungen. Der dänische Pralinenhersteller Anton Berg druckte auf seine Packungen kleine Handlungsanweisungen für seine Kunden – z.B. „Sag ein paar nette Worte zu Deiner Mutter.“ So wurde der Kauf von einer Transaktion zu einer sozialen Interaktion.

4. Hacker. Microsoft unterstützte die Hacker-Community, als die neue X-Box vermarktet wurde und profitierte davon.

5. Eigenverantwortung für Angestellte. Es gibt Firmen, die geben ihren Mitarbeitern die Kontrolle über ihre Aufgabenverteilung, ihre Zeitpläne und sogar über ihr Gehalt. Die Angestellten sind zufriedener und motivierter.

6. Werte vermitteln. Der Outdoor-Hersteller Patagonia empfiehlt seinen Kunden, zuerst bei Ebay zu schauen, ob es die Produkte dort auch gebraucht gibt. So vermittelt die Firma ihre Werte Ökologie und Nachhaltigkeit und fördert mit dem Slogan „Don’t buy this jacket“ die langfristige Kundenbindung.

Weniger Kontrolle

7. Überraschungen. Sagen Sie Ihren Kunden vorher nicht, was sie bekommen. Der Reiseanbieter „Nexpedition“ macht jede Reise zu einem Spiel, indem er den Kunden vorher nicht das Ziel der Tour verrät und ihnen damit die Kontrolle entzieht. Oder der britische Blumenversand Interflora: Er bat seine Kunden zu twittern, wenn sie einen schlechten Tag hatten und verschickte dann Überraschungsblumen.

8. Geschenke. Ähnlich die niederländische Fluglinie KLM: Sie überreichte ihren Kunden kleine Geschenke, um sie zu überraschen.

9. Interaktion fördern. Die Firma frog-design, für die auch Leberecht arbeitet, entzieht ihren Mitarbeitern die Kontrolle darüber, mit wem sie kommunizieren und mit wem nicht. Sie fördert das Kennenlernen zwischen alten und neuen Mitarbeitern, indem sie Speed-Meetings abhält, bei denen sich das Personal kennenlernen kann.

[Anmerkung der Redaktion: Das hier eingebettete Video wurde (vorübergehend) entfernt, ist jedoch weiterhin hier zu finden: TED / YouTube.]

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