1. Ein sauberes Gehalt berechnen
Rechnen und immer wieder Durchrechnen gehört zum Mark des Gründens natürlich dazu. Allerdings sollte diese Maxime nicht nur für Marketingbudgets und andere Betriebskosten gelten, sondern auch für das Geschäftsführergehalt.
Viele Gründer wissen schlicht nicht, wie sie das, was sie sich nach Abzug der Unternehmenskosten selbst zumessen, richtig berechnen sollen. Dazu muss man nicht einmal auf die Rechtsform des Unternehmens abheben, die dann eine Rolle spielt, wenn das Gehalt bei Kapitalgesellschaften auch steuerrechtliche Relevanz hat.
Nein, simpler. Es geht darum, diese Summe auszutarieren:
- Die absolute Mindestbasis ist, dass sie alle festen, lebensnotwendigen Ausgaben des Gründers in seinem Privatleben deckt. Also beispielsweise die Wohnungsmiete, Krankenversicherung, die notwendigen Lebensmittel….
- Es folgt das, was man landläufig „zum Leben braucht“. Dazu gehört Bekleidung, aber auch ein gewisses Polster für das soziale Dasein. Es bringt nichts, sich aus falscher Sparsamkeit alles zu verkneifen. Darunter leidet die Lebensfreude und letztendlich auch die Effektivität als Unternehmensführer. Aber: Damit sollte das Gehalt bemessen sein. Ein Grundstock, der zum „Überleben mit einigen Boni“ ausreicht, nicht jedoch mehr.
Dieses Gehalt sollte man sich ähnlich wie ein Angestelltengehalt jeden Monat zu einem festen Zeitpunkt in gleicher Höhe auszahlen. Höchstens eine Halbierung, um alle zwei Wochen einen Gehaltseingang zu verzeichnen, sollte man alternativ anstreben. Jedoch nie „hier etwas, dort etwas“. Das verleitet nur dazu, nicht stringent zu leben und über die Stränge zu schlagen.
Wichtig ist aber auch, dass man diesen Gehaltseingang konsequent beobachtet. Stellt sich trotz Befolgens aller Punkte heraus, dass man zu viel erhält, sollte man sich zum Schutz des Unternehmens weniger beimessen – und die eingesparte Summe sicherheitshalber im Firmentopf belassen.
2. Zusammenstreichen und aussortieren
Jeder Gründer hat ein Vorleben. Bei manchen gehörte eine gutbezahlte Angestelltenposition dazu. Und ein gutes Gehalt hat praktisch zwangsläufig zur Folge, dass man sich einen Lebensstil angewöhnt, den man selbst als „ausreichend“ erachtet, der aber aus Sicht eines Gründers verschwenderisch luxuriös anmutet.
Dieser Punkt erfordert Grundfähigkeit zur Selbstreflexion. Sie ist unabdingbar, denn – idealerweise schon vor der Geschäftseröffnung – sollte man sich selbst und seinen Lebensstil prüfen, beispielsweise in den folgenden Punkten:
- Die Art der Fortbewegung: Ist das Auto tatsächlich „ausreichend“ oder doch in Sachen Unterhalt übertrieben? Leistet man sich vielleicht noch weitere Fahrzeuge als Statussymbole?
- Die Lebenshaltung per se: Kauft man Lebensmittel und Co. in Supermärkten, in Fachgeschäften oder hauptsächlich beim Discounter?
- Wie verhält es sich mit dem generellen Shopping-Habitus: Wie häufig kauft man Kleidung, Elektronik und dergleichen ein; und wo? Wie verhält es sich mit dem Onlineshopping?
Für viele zuvor angestellte Gründer wird diese kritische Prüfung ergeben, dass sie aus Sicht ihres jetzigen Lebensabschnitts über ihre Verhältnisse leben. Da hilft leider nur eines: Rigoroses Zusammenstreichen. Das Befolgen von Modetrends, aufwendige Hobbys und so weiter sollten so lange ruhen, bis das Unternehmen in sicherem Fahrwasser ist.
Das kann teilweise durchaus bedeuten, zu verkaufen beziehungsweise sich zu verkleinern. Allerdings sollte man diese Option nur dort anwenden, wo sie sinnvoll ist. So zum Beispiel, indem man etwa den Obere-Mittelklassewagen gegen etwas Kleineres tauscht, das im Unterhalt günstiger ist. Werte, die man besitzt, die aber momentan nichts kosten, sollte man behalten. Sie stellen eine wertvolle Notfallreserve dar.
3. Nicht auf das falsche Finanz-Pferd setzen
Auch das Gründergehalt wird für die meisten Menschen auf einem normalen Girokonto bei einer Bank eingehen. Von diesem Konto werden natürlich auch die privaten Ausgaben des Gründers bestritten.
Hier lauert eine durchaus große Gefahr: der Überziehungskredit. Dahinter verbirgt sich der fachsprachliche Begriff für den Dispositionskredit, den die meisten eher als „Dispo“ kennen. Zu den vielen Girokonten gehört es, dass diese zu einem gewissen Betrag überzogen werden können. Wer vor der Gründung ein gutes Gehalt erhielt, bekam vielleicht von seinem Kreditinstitut auch einen sehr geräumigen Spielraum im hohen drei- oder auch vierstelligen Bereich eingeräumt.
Das ist deshalb eine solche Gefahr, weil es psychologisch dazu verleitet, das mögliche Minus auszureizen – es ist ja nicht nur möglich, sondern scheint auch keine spürbaren Nebenwirkungen zu haben. Aber Vorsicht, denn schon im Begriff steckt bereits die Tatsache, dass es sich hier um eine „Leihgabe“ der Bank handelt – worauf sie natürlich Zinsen fordert.
Beim Überziehungskredit sprechen wir von meist zweistelligen Prozentbeträgen, selbst in der heutigen Niedrigzinsphase. Das macht jeden überzogenen Euro deutlich teurer. Zudem ist der Dispositionskredit oft der Beginn einer Abwärtsspirale, in der man selbst nach Gehaltseingang bestenfalls leicht im Plus ist, wodurch auf einen Großteil des Gehalts Zinsen zu zahlen sind.
Eine geeignete Gegenmaßnahme: Den Überziehungsrahmen auf einen geringen Wert von höchstens hundert Euro reduzieren lassen. Ist das Konto bereits weiter überzogen, bietet es sich an, einen Ratenkredit zu nutzen. Hier besteht die Möglichkeit zur Umschuldung, die unter dem Strich deutlich günstiger ist.
4. Zahlungsmethoden reduzieren
Der moderne Mensch nutzt heutzutage multiple Wege, um Waren und Dienstleistungen zu bezahlen. Das liegt primär daran, dass zwischen Kredit- und Debitkarte, Payment- und anderen Dienstleistungen signifikante Unterschiede bestehen, die sie für bestimmte Situationen passender beziehungsweise unpassender machen.
Eines eint jedoch praktisch alle Zahlungsmethoden: Durch ihre einfache Abwicklung sind sie sehr verführerisch, und gleichzeitig intransparent. Ganz gleich, ob es sich dabei um das Nutzen der EC-Karte handelt oder einen Klick, um im Internet etwas etwa via PayPal zu bezahlen. Denn all diese Handlungen entkoppeln den Bezahlvorgang von der damit einhergehenden Reduktion der eigenen Finanzkraft, sprich: Dem Minus auf dem Konto.
Man zahlt, dies auch noch durch simple Tätigkeiten, bekommt aber erst mit Verzögerung mit, dass man dadurch nun tatsächlich weniger Geld zur Verfügung hat. Häufig stellt sich diese Erkenntnis erst nach Wochen ein, wenn die Kartenrechnung im Briefkasten liegt.
Und je mehr Zahlungsmethoden man routiniert nutzt, desto größer ist die damit einhergehende Gefahr,
- Über seine finanziellen Verhältnisse zu leben.
- Dem Reiz von Spontankäufen zu erliegen.
- Den genauen Überblick über seine Finanzlage zu verlieren.
Diese drei Punkte bilden oft eine Art Kettenreaktion, und damit haben wir den Auslöser der sogenannten „Dispo-Falle“ identifiziert: Man gibt dadurch, dass die meisten Methoden verzögert vom Konto abbuchen, viel zu leicht mehr aus, als man zur Verfügung hat.
Auch hier ist die weitverbreitete Erfahrung, dass dies nur durch Zusammenstreichen aufgelöst werden kann. Psychologisch gesehen wäre es tatsächlich optimal, nur noch Bargeld zu nutzen, weil dies bei jeder Zahlung den unmittelbarsten und sichtbarsten Verlust von Geld zur Folge hat. Zudem sollte auf jeden Fall das weggestrichen werden, was selbst bei Nichtnutzung Grundgebühren kostet – namentlich Kreditkarten. Selbstverständlich ist dies gerade für Gründer nicht bei jeder einzelnen Transaktion möglich. Dennoch ist es ratsam, zu dieser Zahlungsmethode zu greifen – eben so oft wie möglich.