Wie Sie den richtigen Lebensstandard für sich finden – Interview mit Andreas Enrico Brell

Gut mit Geld umgehen: Wie kann die Balance gelingen, einerseits das Leben auszukosten und andererseits sich das Geld sinnvoll einzuteilen? Man soll weder geizig noch verschwenderisch sein – nur wie lässt sich der richtige Lebensstandard für sich finden? Ein entscheidender Schritt auf dem Weg zur individuell richtigen Geldeinteilung ist Klarheit über die eigenen Finanzen.* Im ersten Teil der Interviewreihe mit Andreas Enrico Brell spricht er über genau dieses Dilemma unserer Zeit, woher es kommt und wie Sie es für sich auflösen.

Der richtige Lebensstandard: Eine Frage von Persönlichkeit und Luxus – Andreas Enrico Brell im Interview

Schönen guten Tag Herr Brell, steigen wir direkt ein: Worauf kommt es für Sie bei einem guten Umgang mit Geld an?

Die meisten Menschen tappen bei ihren Finanzen im Dunkeln, deshalb ist Klarheit bei Geld der entscheidende Faktor. Fehlender Durchblick verursacht nicht nur innere Unsicherheit und Ängste, sondern sorgt vor allem im täglichen Leben für ständige Probleme. Der tatsächliche Kontostand ist unbekannt oder wird ignoriert, wir leben über unsere Verhältnisse und tun damit so, als ob wir uns ein anderes Leben leisten können. Diese Rechnung kann nicht aufgehen und ist in etwa so, als wenn wir bei den täglichen 24 Stunden, die uns zur Verfügung stehen, so tun, als wären es 36 Stunden. Guter Umgang mit Geld beginnt also damit, genau hinzuschauen, wie die Situation wirklich ist und von dort aus neue Wege zu gehen. Da wir den praktischen Umgang mit Geld nicht als Schulfach hatten und unsere Eltern uns nur aus eigener Erfahrung berichten können, fehlt ein fundamentaler Bestandteil, um unseren gewünschten Lebensstandard jederzeit sicherzustellen.

Wie lerne ich, gut mit Geld umzugehen? Und was bedeutet ein besserer Geldumgang konkret für mein Handeln – nach innen und nach außen?

Der richtige Umgang mit Geld besteht aus zwei Elementen: dem praktischen und dem mentalen Teil. Geld ist noch immer ein Tabuthema in unserer Gesellschaft und vor allem stark negativ geprägt. Ich habe meine eigene Entwicklung in Bezug auf Geld reflektiert. Meine Eltern haben keine bewusste, sondern eine unbewusste Prägung vorgenommen. Denn wir haben nie darüber gesprochen. So hat sich ein sehr unangenehmes Gefühl manifestiert, dass sich bis in meine erste Selbständigkeit fortgesetzt hat. Der praktische Umgang mit Geld im täglichen Leben ist ebenso entscheidend. Als Unternehmer und Selbständiger überträgt sich das private Verhalten ins eigene Unternehmen. Vier von fünf Unternehmen scheitern laut Untersuchungen am Controlling, jeder dritte Existenzgründer scheitert durch seinen Umgang mit Geld. Jeder gibt im Leben sein Bestes, doch fehlen oft fundamentale Ressourcen.

Wer also lernen möchte, gut und richtig mit Geld umzugehen, braucht dazu als Erstes eine praktische Anleitung, aber nicht nur zur Frage, wie man mit dem Geld auskommt, das zur Verfügung steht: Das Ziel ist, ein persönliches Konzept zu entwickeln, um immer genug Geld zu haben, egal wie hoch das Einkommen gerade ist. Solange kein finanzieller Überblick vorhanden ist, wo man gerade steht, hat es höchste Priorität, diese Ordnung herzustellen. Der Erfolg wird dabei sofort sichtbar und hat einen wichtigen Effekt: Sie entwickeln das Vertrauen, dass auch Sie Ihr Geld im Griff haben können, Geld macht plötzlich Spaß. Somit entsteht eine unmittelbare Wechselwirkung, die den Kontostand und das Lebensgefühl direkt verändern.

Das Erreichen – und das Halten – eines gewissen Lebensstandards sind ein großes Thema: Luxusgüter sind gefragter denn je. Woher kommt das, dass wir immer größere Ansprüche stellen?

Viel Geld verdienen ist heute in der Tat einfacher geworden, die Vielfalt ist schier unendlich. Alles, was wir tun, um Geld zu verdienen und es zu vermehren, dient am Ende zur einem Zweck: ein schönes Leben zu führen, möglichst viele Annehmlichkeiten zu genießen und sich damit wohlzufühlen. Glücklich sein ist das Ziel in Kurzform. Dabei sind die Ansprüche natürlich sehr unterschiedlich, was uns glücklich macht. Die Marketingbotschaft eines großen Reiseveranstalters bringt es auf den Punkt: „Sie haben es sich verdient.“ Unter diesem Titel werden Urlaube gebucht, Autos gekauft und Wünsche befriedigt, die den finanziellen Rahmen sprengen.

Der Grund dafür sind die Bedürfnisse, die wir in uns tragen. Sie rufen nach Erfüllung und werden in den Shopping Malls perfekt präsentiert, wo die Schuhe im Schaufenster unseren Namen rufen. Ich bin ganz bestimmt kein Gegner von Luxus, er sollte jedoch nicht die Persönlichkeit ersetzen. Der Druck von außen beginnt schon in der Schule, wenn Kinder nicht dazu gehören, weil die Hose nicht von der richtigen Designermarke ist. Wer sich und anderen vermittelt, Haben sei das neue Sein, wird ein sehr teures Leben führen. Ein hoher Lebensstandard scheint in zu sein. Den Erwartungen der Außenwelt zu entsprechen, ist aber ein kostspieliges Vergnügen und vor allem führt es nie zu dem, was wirklich wichtig ist. Glücklich sein ist keine Frage des Kontostandes oder von Luxusgütern, sondern beginnt mit der richtigen Einstellung zu sich und zu Geld.

Wie kann es funktionieren, den Überblick über die eigenen Finanzen zu behalten und die eigenen finanziellen Möglichkeiten richtig zu bestimmen? Haben Sie dazu eine einfache Lösung parat?

Das wichtigste Gut in unserer heutigen, schnelllebigen Welt ist ZEIT. Wir haben wohl immer zu wenig davon. Dies ist eine wunderbare Analogie zu Geld. Denn auch der reichste Mensch der Welt hat die gleiche Anzahl an Stunden wie wir zur Verfügung. Was ihn von uns unterscheidet, ist, wie er die Zeit nutzt. Bei Geld führt das zuerst zu einer Frage: Wie kann ich jederzeit und von überall auf der Welt Überblick behalten? Einfach muss es sein und Spaß soll es machen, die Finanzen im Griff zu haben, denn sonst macht man es nicht.

Die Antwort ist somit ganz sicher kein staubiges Haushaltsbuch oder eine Tabelle mit vielen Formeln. Die heutige Welt bietet eine Vielzahl an Anwendungen, die uns das Leben vereinfachen. Ich empfehle den Einsatz einer mobilen App in Kombination mit einer stationären Anwendung für zu Hause, die innerhalb weniger „Klicks“ den gewünschten Überblick ermöglichen. Hierzu empfehle ich vor dem Kauf ein persönliches Anforderungsprofil zu erstellen, damit nicht nur ein Fehlkauf vermieden wird, sondern der Einsatz auch sofort Wirkung zeigt.

Was wird häufig übersehen, wenn man versucht, ein individuelles Geld-Konzept zu erstellen?

Es beginnt schon vor dem Begriff, denn die meisten haben gar kein Konzept. Die Beschreibung lautet eher: „funktionieren und hoffen, dass am Ende des Monats noch etwas übrig ist“. Der Volksmund witzelt über das fehlende Fundament an finanzieller Bildung mit „Am Ende des Geldes ist noch so viel Monat.“ Und dabei ist das überhaupt nicht komisch. Leider ist dieses Verhalten einkommens- und vermögensunabhängig. Auch sehr wohlhabende Menschen übersehen es, einem individuellen Weg zu folgen, weil ja viel Geld da ist. Wenn sich das Blatt dann einmal wendet, ist eine Wiederherstellung dann umso schwieriger.

Das Konzept Hoffnung führt nicht zum Ziel, sondern eine Strategie. Damit meine ich nicht die Art oder Auswahl von Geldanlagen, sondern das Ultimo-Prinzip. Wer sein Geld nicht am Anfang des Monats richtig aufteilt, muss nehmen, was übrig bleibt, wenn denn überhaupt etwas bleibt. Wir leben in einer Informationsgesellschaft, in der jede gewünschte Auskunft nur einen Mausklick entfernt scheint, aber wo finde ich mein persönliches Konzept, um immer genug Geld zu haben? Wie wäre es also, wenn wir lernen, umzudenken und unser Verhalten zu verändern, sodass wir richtig mit Geld umgehen und den Spruch drehen? Dann ist am Ende des Monats noch so viel Geld.

Vielen Dank, Herr Brell, für die interessanten Ausführungen zum Thema, wie wir lernen können, richtig mit Geld umzugehen – und wie jeder für sich den richtigen Lebensstandard finden kann.

Das Interview mit Andreas Enrico Brell führte Oliver Foitzik, Herausgeber AGITANO.

*Der richtige Umgang mit Geld lässt sich erlernen. Dazu hat Andreas Enrico Brell eine ausführliche 7-Tage-Geld-Challenge entworfen, die sowohl finanzielle Klarheit schafft als auch den Einstieg in ein maßgeschneidertes, modernes Geldmanagement erleichtert.

Anmerkung der Redaktion: Im zweiten Teil des Interviews spricht Andreas Enrico Brell darüber, wie unser innerer Bezug zu Geld uns tatsächlich beeinflusst. Teil Drei der Reihe finden Sie unter Wie Sie Geldsorgen loswerden – diesmal wirklich!

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Für ein neues Gelddenken beginnt der Wandel in eben diesen Gedanken: Kopf und Konto gehören unmittelbar zusammen. (Bild: © Niculai Constantinescu)

Über Andreas Enrico Brell

Andreas Enrico Brell ist Geldtrainer, Autor und Redner. Er unterstützt Menschen dabei, einen entspannten Umgang mit Geld und dem Leben an sich zu entwickeln. Mit seinem ganzheitlichen Konzept MORE THAN MONEY betrachtet er das Leben aus der Sicht von Geld. Das Ergebnis ist ein individueller Weg zu mehr Geld, mehr Lebensqualität und mehr Freiheit. Seine unkonventionelle und emotionale Art, Menschen neue Wege zu zeigen, unterstreicht er durch seine eigene Comicreihe und eigens komponierte und selbst gesungene Musik.

Mehr über Andreas Enrico Brell erfahren Sie auf www.andreas-enrico-brell.com.

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