Noch immer gibt es die gläserne Decke: An sie stoßen Frauen an einem bestimmten Punkt in ihrer Karriere. Irgendwann geht es einfach nicht mehr weiter. Anders in technischen Berufen: Dort scheint es eine Art gläserne Tür zu geben. Frauen kommen gar nicht erst rein. Die Dokumentarfilmerin und Produzentin Robin Hauser Reynolds schreibt auf Ted.com über die Gründe für die „Gender Gap“ in technischen Berufen, die sie in den USA beobachtet. Diesem Thema widmet sich auch ihr Film „Code: Debugging the Gender Gap“.
Grund 1: Vorurteile
Der typische Computernerd ist jung, picklig, blass und trägt Kapuzenpulli. Und: er ist männlich. Welche Frau möchte schon so sein? Wenn das Bild über alle Medien (Big Bang Theory!) transportiert wird, dass es in technischen Berufen wie Software-Programmierung so zu geht, dann macht das die so genannten MINT-Berufe für Frauen nicht gerade attraktiver. Denn mit ihrem Rollenbild ist das nicht vereinbar.
Grund 2: Fehlende weibliche Vorbilder in technischen Berufen
Apropos Rollenbild: Wie viele Frauen fallen Ihnen spontan ein, die auf dem Feld der Technik großes geleistet haben? Steve Jobs und Bill Gates sind nun einmal Männer. Aber um sich in technischen Berufen wohl zu fühlen und sich für sie zu interessieren, brauchen Frauen Vorbilder. Und zwar am besten andere Frauen!
Grund 3: zielgruppenorientiertes Marketing der Videospiel-Industrie
Jungs interessieren sich schon von Kindheit an für Videospiele – weil Marketing-Abteilungen ihre Bemühungen in erster Linie auf diese Zielgruppe richten. Das hat zur Folge, dass sie das Metier weit besser kennen als Mädchen und Frauen: Schon seit Jahren beschäftigen sich junge Männer, die beginnen IT-Fächer zu studieren, mit den inneren Logiken, Cheats und Codes von Computerspielen. Das gibt ihnen einen großen Vorsprung, was das Verständnis von technischen Zusammenhängen betrifft. Natürlich wirkt sich das auch auf die Leistungen im Studium aus.
Grund 4: Sexismus
Die ach so offene Startup-Kultur im Silicon Valley, die männlich dominierten Netzwerke der Universitäten – all das ist durchsetzt von unterschwelligem Sexismus, meint Robin Hauser Reynolds. Zwar tritt er selten noch so offen zu Tage wie noch vor 20 Jahren, aber er ist immer noch unterschwellig vorhanden. Besonders in den technischen Berufen schreibt man daher Männern einfach mehr Kompetenzen zu als Frauen. Die Wurzeln liegen aber tiefer, wie die Gründe eins bis drei zeigen.
Was also tun?
In Deutschland gibt es beispielsweise den Girl’s Day. Das Ziel ist, dass Mädchen in nicht-mädchen-typische Berufe hineinschnuppern und Begeisterung z.B. für technische Berufe entwickeln.
Außerdem müssen Frauen Netzwerke aufbauen – speziell für Frauen. Sie müssen sich gegenseitig fördern und unterstützen.
Aber: Männer sind nicht der Feind! Frauen müssen sich mit ihnen verbünden. Denn oft haben sie die Machtpositionen inne – und damit auch die Macht, die Frauen dorthin zu bringen, wo sie hinwollen.