5. Die zu verbreitende Botschaft muss ja den jeweiligen sozialen Netzwerken angepasst werden. Welche Kriterien gelten hier für welche Plattformen?
Hier müssen wir sehr achtgeben, genau das ist es, was viele User etwas verwirrt und auch viele meiner Kunden immer wieder fragen. Die Botschaft – also der reine Inhalt – hat mit dem sozialen Netzwerk überhaupt nichts zu tun. Wir als Unternehmen oder als Person, die PR macht, haben eine bestimmte Botschaft zu einem bestimmten Moment. Die Botschaft bleibt ja immer gleich, egal, wo wir sie kommunizieren, Aber was sich je nach dem Social Media Kanal ändert, ist die Formulierung, wie ich diese Botschaft nach draußen transportiere. Ein Beispiel: Einer meiner Kunden, ein Sprecher zum Thema Leadership, hat einen Fachartikel geschrieben, der online erschienen ist. Dazu habe ich einen Link. Auf Twitter formuliere ich kurz und knapp einen Text, der meinen Tweet begleitet. Durch die geringe Zeichenanzahl auf Twitter habe ich ja nicht viel Spielraum. Das wird also eher wie eine kurze News-Meldung klingen. Die Botschaft selber steckt in dem Link, und ich muss meinen Text so gut formulieren, dass möglichst viele Menschen diesen Link klicken und lesen.
Auf Facebook verwende ich natürlich denselben Link, aber ich habe dort mehr Platz und darf zusätzlich Emotion zeigen, da kann ich also sehr viel persönlicher und auch emotionaler formulieren, ein paar Worte mehr zu dem Inhalt des Artikels einbringen. Genau so gehe ich auf Xing und Google+ vor, wo ich auch viel mehr Zeichen-Platz habe als auf Twitter, aber den Business-Ton von Twitter beibehalte, nur eben ausführlicher.
Zugegeben, das macht schon etwas Arbeit, aber ich empfehle diese Strategie sehr. Denn wer denselben Text für alle Kanäle nutzt, wird nie dieselben Erfolge haben, weil die Social Media Nutzer es einfach merken, wenn jemand im „Copy and Paste“ Modus unterwegs ist.
6. Haben Sie hier ein paar Best-Practice-Beispiele – oder auch ein paar Worst-Case?
Lassen Sie es mich so formulieren, es gibt sehr gelungene und dann wieder andere, noch optimierbare online PR-Auftritte. Nachdem ich hier nicht beschreiben will, wie es nicht geht, stelle ich Ihnen einen für mich sehr gelungenen, runden Social Media und online PR-Auftritt vor. Der Keynote Speaker und Trainer Ilja Grzeskowitz kommuniziert sehr, sehr erfreulich alle seine Themen und benutzt und kombiniert die verschiedenen Kanäle äußerst geschickt. Er schreibt zahlreiche online Fachartikel, die er via Twitter, Facebook und Xing verbreitet. Er sendet regelmäßig einen inhaltsreichen, aber gleichzeitig unterhaltsamen Newsletter, bespielt mit seinem „Attitüde-TV“ den Kanal YouTube auf das Beste mit seinen kurzweiligen Botschaften und führt selbstverständlich ein Blog. Das Besondere daran, alle Aktivitäten verzahnen sich perfekt, gehen ineinander über, ohne jemals „too much“ zu sein. Das ergibt als Gesamtbild eine stimmige, regelmäßige, intensive, aber nie aufdringliche Präsenz und Sichtbarkeit. So sieht für mich gelungene online PR aus.
7. Welchen Stellenwert ordnen Sie Blogs zu? Soll man dann einfach mal drauf los bloggen oder ist es nicht sogar gefährlich, mit „halbgaren“ Blogs an die Öffentlichkeit zu gehen?
Blogs sind sehr wichtig. Für mich stellen sie das zentrale Element einer Social Media Strategie dar. Auf einem Blog können Experten und Unternehmen wirklich ihre Meinung kundtun, auch einmal etwas polemisch werden. Auf einem Blog dürfen wir mehr als in einem Fachartikel. Das Instrument Blog gibt auch eine sehr gute Flexibilität, auf aktuelle Ereignisse aufzuspringen, diese zu kommentieren und sich einzubringen. Und die Blog-Beiträge werden dann via alle bespielten Social Media Kanäle verbreitet, somit schließt sich der Kreis.
Allerdings braucht es durchaus eine Strategie. Einfach drauf los machen und ohne Struktur ist in der PR niemals gut. Festzulegen sind auf jeden Fall der Erscheinungszeitpunkt – sehr gut ist zwei Blogs pro Monat – und die Inhalte. Also, was soll der Sinn und Zweck des Blogs sein, soll es die Leser unterhalten, oder nur reine Infos nach draußen tragen. Am besten ist hier eine Mischform. Ein Blog ist aber auf keinen Fall ein Verkaufsinstrument! Wenn jemand ein Blog anlegt, um dort seine Seminare zu bewerben, wird der Social Media Schuss nach hinten losgehen. Natürlich soll das Blog insgesamt auf die Expertise eines Unternehmens oder Sprechers und Trainers hinweisen, es muss in der Art und Weise dem Instrument Blog jedoch angepasst sein. Eine leichte, informative Erzählform, die Nutzen transportiert, ist hier der beste Weg.