Mobbing findet nicht ausschließlich in der Schule statt. Auch viele Berufstätige sind Opfer von Psychoterror, zum Beispiel durch Kollegen oder Vorgesetzte. Schätzungen zufolge leiden zirka eine Million Erwerbstätige in Deutschland unter Mobbing am Arbeitsplatz. Für die Betroffenen kann das umfangreiche gesundheitliche Folgen mit sich bringen. Und auf den Arbeitgeber können hohe Kosten zukommen. Das alles wäre vermeidbar, wenn unter anderem Arbeitnehmervertreter auf derartige Konfliktsituationen entsprechend richtig vorbereitet würden.
Gezielt, systematisch, schwer zu beweisen
Der Anfang ist oft schleichend und unterschwellig. Ein oder mehrere Kollegen verhalten sich seltsam, Gespräche werden abgebrochen, sobald man die Pausenräume oder die Kaffeeküche aufsucht. Dann plötzlich verschwinden Arbeitsmaterialien vom Tisch, wichtige Unterlagen und Termine werden nicht weitergeleitet und man bekommt nur noch Aufgaben zugewiesen, die nicht der eigenen Qualifikation entsprechen. Ganz gezielt und systematisch werden Opfer von Mobbing aus dem Arbeitsalltag ausgeschlossen. Aus diesem Grund gestaltet sich die Beweislage für Betroffene als sehr schwierig, aber nicht als unmöglich, wie Susanne Wegener-Tieben weiß.
Dokumentation ist das A und O
Die Diplom-Sozialpädagogin ist Mobbingexpertin beim TÜV Rheinland und empfiehlt Opfern, die Vorfälle in einem so genannten Mobbing-Tagebuch zu dokumentieren und – wenn möglich – Zeugen zu finden. Schriftstücke wie E-Mails sollten unbedingt ausgedruckt und aufbewahrt werden. Oft hilft aber auch das nicht weiter und so heißt es für viele Betroffene, den Arbeitsplatz zu wechseln und in einem anderen Unternehmen ganz neu anzufangen. Genau dadurch können Firmen enorme Folgekosten entstehen.
Ausfallzeiten und Knowhow Verluste
Denn gerade durch die teilweise sehr langen krankheitsbedingten Ausfallzeiten von Mobbingopfern entstehen in Unternehmen oft auch hohe Kosten. Zudem verliert der Arbeitgeber aufgrund des Stellenwechsels teilweise erfolgskritisches Wissen, das häufig in den Köpfen der ehemaligen Mitarbeiter ruht und somit mit geht.
Alles vermeidbar
Dabei wären sowohl die gesundheitlichen Folgeschäden für Mitarbeiter als auch die teils hohen finanziellen Belastungen für die Unternehmen durchaus vermeidbar. Etwa indem man den Arbeitnehmervertretern, Betriebs- und Personalräten, wichtige Hilfestellungen bietet, um durch Mobbing entstehende Konfliktsituationen im Betrieb aufzulösen.
Das können beispielsweise Mobbing-Seminare, persönliche Coachings und Sensibilisierungs-Workshops sein. Auch bietet zum Beispiel das Weiterbildungsinstitut ifb (Institut zur Fortbildung von Betriebsräten) eine Auswahl von Betriebsvereinbarungen zum Thema Mobbing an. Darüber hinaus kann ein Online-Konfliktcoaching unterstützend wirken, wenn man als Arbeitnehmervertreter kurzfristig und zeitnah eine persönliche Beratung und praktische Unterstützung zu einem Konflikt benötigt. Wichtig ist, dass in Unternehmen adäquate Hilfestellungen angeboten werden.