Persönlichkeitsstile erkennen: dominant, initiativ, stetig oder gewissenhaft?

Die Zusammenarbeit im Unternehmen kann so einfach sein…wenn man die Persönlichkeitsstile der Kollegen und Mitarbeiter kennt. Karl Kaiblinger, DiSG®-Mastertrainer, erklärt im heutigen Teil seiner Themenserie „DiSG®, das erfolgreichste Assessment-Tool der Welt für Unternehmen: Bessere Geschäftsbeziehungen erreichen, effektiver im Unternehmen zusammenarbeiten, die richtigen Mitarbeiter finden und entwickeln” die unterschiedliche Persönlichkeiten des Modells. Lernen Sie Hans und Werner kennen, zwei unterschiedliche Charaktere, die – wenn sie sich ihrer sehr verschiedenen Persönlichkeitsstile erst einmal bewusst sind – trotz verschiedener Arbeitsweisen effektiv zusammenarbeiten und sich gut ergänzen können.

Zum Auftakt meiner Serie zu DiSG® haben wir uns gemeinsam angesehen, wie wir mit Hilfe dieses Instruments neue Einsichten über uns selber und unsere Mitmenschen gewinnen. Und warum diese Erkenntnisse Ihnen ermöglichen, so manche Verhaltensweisen Ihrer Geschäftspartner und Mitarbeiter besser zu verstehen und individuell darauf einzugehen. Bei DiSG® haben wir es mit vier verschiedenen Persönlichkeitstypen zu tun. Sobald Sie diese verinnerlicht haben, werden Sie Ihre eigenen Reaktionen und die Ihres Umfeldes unter einem ganz neuen Blickwinkel betrachten und so manches Aha-Erlebnis verzeichnen können.

Diese Persönlichkeitsstile umfasst das DiSG®-Modell

Das Ziel von DiSG® ist es, mit anderen Menschen besser zu kommunizieren, anstatt über Dinge, die wir nicht verstehen, zu urteilen. Mit dem DiSG®‐Modell kann menschliches Verhalten anhand dieser vier Persönlichkeitsstile wertfrei beschrieben werden:

DOMINANT: Direkt und bestimmt. „D“s sind entschlossene, willensstarke Menschen, die Herausforderungen sofort annehmen, handeln und unmittelbare Ergebnisse erzielen.

iNITIATIV: Optimistisch und lebhaft. „i“s sind Menschen, die gerne in Teams arbeiten, Ideen austauschen sowie ihre Mitmenschen unterhalten und anregen.

STETIG: Geduldig und entgegenkommend. „S“s sind hilfsbereite Menschen, die gerne hinter den Kulissen agieren, gleichmäßig und vorhersehbar arbeiten und gute Zuhörer sind.

GEWISSENHAFT: Analytisch und reserviert. „G“s legen viel Wert auf Genauigkeit und gehen gerne systematisch an ihre Arbeit heran. Gefühle lassen sie lieber außen vor, denn sie legen großen Wert auf Logik und Vernunft.

Die Prioritäten der Persönlichkeitsstile

Je nach der jeweiligen Verhaltenstendenz besitzt auch jeder Mensch unterschiedliche Prioritäten. DiSG® beschreibt acht verschiedene Prioritäten:

  • Aktion
  • Begeisterung
  • Zusammenarbeit
  • Unterstützung
  • Stabilität
  • Genauigkeit
  • Herausforderung
  • Ergebnisse

Diese Prioritäten sind Handlungsmotive, auf die eine Person besonderen Wert legt. Je nach DiSG®‐Stil haben unterschiedliche Prioritäten eine große Bedeutung für Menschen. Das hilft, sie noch besser einschätzen und beschreiben zu können. Bitte beachten Sie dabei: Den Archetypen eines DiSG®-Stils gibt es nicht, wir finden im Alltag eine bunte Vielfalt an Mischformen. Wer die einzelnen DiSG®-Stile jedoch von den Grundlagen her kennt, wird lernen, seine Mitmenschen passend einzuschätzen. Wenn Sie sich nur eine gewisse Zeit damit beschäftigen, werden Ihnen so manche Erkenntnisse meist wie Schuppen von den Augen fallen.

Wieso darf ich nicht zu Ende präsentieren?

Stellen wir uns folgende Situation vor, um die Persönlichkeitsstile an einem Praxisbeispiel zu erläutern:

Werner B. betritt das Büro seines Vorgesetzten Hans K., um ein neues Projekt vorstellen. Das Projekt wurde in seiner Abteilung von langer Hand geplant. Werner hat sich als Teamleiter akribisch auf den Termin vorbereitet. Er hat eine ausführliche Power-Point-Präsentation dabei, die von Zahlen, Daten, Fakten und komplizierten Grafiken nur so strotzt. Zu Beginn zeigt er ein Inhaltsverzeichnis dessen, was er heute präsentieren möchte. Er setzt sich und beginnt systematisch, jede Folie einzeln zu kommentieren und vorzutragen. Bei Folie 5 rutscht Hans K. bereits unruhig auf seinem Stuhl umher. Bei Folie 9 blickt er gedankenverloren aus dem Fenster. Bei Folie 12 – Werner spricht immer noch monoton weiter – unterbricht Hans ihn und fragt – mit Ungeduld in der Stimme: „Wie lange dauert das noch, wann kommen Sie zum Punkt?“. Werner versucht jetzt hektisch, Folien zu überspringen, verliert dabei total den Faden, kommt ins Stottern und starrt nur mehr verzweifelt vor sich hin. Kurz, er kann die bahnbrechenden Ideen, die sich hinter diesem Projekt verbergen, nicht transportieren. Er kommt zu seinem Vorgesetzten nicht mehr durch. Dieser hat abgeblockt, will sich anderen Dingen widmen. Er sagt zu Werner: „Das scheint ja noch nicht ganz ausgereift zu sein, kommen Sie wieder, wenn Sie es besser darlegen können.“ Werner verlässt geknickt den Raum. Er versteht die Welt nicht mehr. Er hat sich doch so exzellent vorbereitet. Warum hat ihn Hans K. nicht alles präsentieren lassen? Die Auflösung am Ende der 29 Folien war doch ganz eindeutig und hätte alles glasklar erklärt.

Wenn sich „dominant“ und „gewissenhaft“ treffen …

prallen Welten aufeinander. Betrachten wir dieses doch sehr missglückte Gespräch nun vom Standpunkt der DiSG®-Erkenntnisse aus: Hans K. entspricht dem Verhaltensprofil „dominant“. Werner B. ist hingegen ein Vertreter der Gruppe „gewissenhaft“. Genau so hat er auch seine Präsentation aufgebaut. Wie er sie für sich braucht, gewissenhaft und mit System alle wichtigen Punkte abdeckend. Nur in dieser Form kann er sie absorbieren, verstehen und danach handeln. Sein dominanter und ungeduldiger Chef Hans ist allerdings ganz anders gestrickt. Schon der Anblick des Inhaltsverzeichnisses lässt ihn hyperventilieren. Hans will klar und zackig informiert werden. Menschen, die nicht zum Punkt kommen und sich in Details verirren, hält er kaum aus. An diesem Morgen hatte also jeder im anderen genau das Verhalten gefunden, womit er partout nicht umgehen kann. Daher kam es auch zu dem unerfreulichen Ende des Meetings.

Erkennt Euch selbst und die anderen …

Hätten nun Hans und Werner bewusst Kenntnis über ihre Persönlichkeitsstile gehabt, wäre es sehr einfach möglich gewesen, dieses Fiasko zu vermeiden. Wer weiß, dass sein Gesprächspartner den Typus „dominant“ verkörpert, muss sich, wenn er oder sie erfolgreich ein Projekt darlegen will, an dessen präferiertes Verhaltensmuster anpassen. Für Hans K. hätte ein Zweiseiter mit den wichtigsten Eckdaten vollkommen genügt. Werner kann ja durchaus seine gesamte Präsentation erstellen, wenn er sie braucht. Diese wird im Projektteam die gewissenhaften Mitarbeiter ansprechen, die eine genaue, detaillierte Vorgangsweise vorziehen. Für seinen Chef hingegen muss er vor dem wichtigen Meeting ein Kurz-Exzerpt daraus ziehen, um dessen Interesse zu erwecken. Im Umgang mit dominanten Menschen ist es nämlich nicht empfehlenswert, sie zu langweilen und ihnen das Gefühl zu geben, ihre kostbare Zeit zu stehlen.

Der Vorgesetzte, Hans, auf der anderen Seite, hätte die Aufgabe gehabt, sich zu fragen, was sein Mitarbeiter jetzt braucht. Eine gewissenhafte Person dazu aufzufordern, Details zu überspringen und zu erwarten, dass diese locker und lässig den Faden weiter hinten wieder aufnimmt, ist utopisch und bringt nichts. Außer das Gefühl des „Versagens“ beim Mitarbeiter, was sicher kein verantwortungsvoller Vorgesetzter bewusst als Ziel hat. Unser Fazit hieraus: Werner hätte Hans nicht so viele Details in einer langen Präsentation zumuten sollen. Hans wiederum hätte Werner etwas mehr Zeit geben sollen, um sich noch zu sammeln und die Ergebnisse seines Projekts zu erklären.

Es geht bei der aktiven Anwendung von DiSG® vor allem darum, Unterschiede nicht als Barrieren, sondern als optimale Ergänzung im Team zu sehen. Wenn ein „Dominanter“ zu schnell und dadurch vielleicht oberflächlich oder fehleranfällig wird, kann der „Gewissenhafte“ hier positiv entgegenwirken. So entstehen am Ende ein ideales Tempo und herausragende Ergebnisse durch Zusammenarbeit. Das gilt auf ihre Weise natürlich auch für die Typen „initiativ“ und „stetig“. So können sich diese vier Persönlichkeitsstile perfekt wie Puzzlestücke ineinander fügen und jeder Teil genau das Potenzial einbringen, wofür er oder sie optimal geeignet ist.

Sie sehen: Es geht bei der aktiven Anwendung von DiSG® darum, sich selbst und andere besser kennenzulernen und zu verstehen, was der andere braucht. Mit dieser Basis kann man typgerecht auf unterschiedliche Verhaltensweisen reagieren. Niemand soll sich dabei verbiegen. Die Kenntnis dieser verschiedenen Persönlichkeits-Stile innerhalb eines Unternehmens wird viele Konflikte im Keim ersticken können und die gegenseitige Wertschätzung und Harmonie in Organisationen steigern. Was sich – wie ich aus der Praxis weiß – auch rasch sehr positiv auf die Umsätze auswirkt!

In diesem Sinne sehen wir uns das nächste Mal an, wie DiSG® Ihre Führungsarbeit positiv beeinflussen kann.

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