Industrie 4.0 – warum IT in der Logistik immer wichtiger wird

Die vierte industrielle Revolution ist in vollem Gange. Nach Mechanisierung, Elektrifizierung und Automatisierung steht sie mit Vernetzung, Big Data, künstlicher Intelligenz oder auch virtueller Realität ganz im Zeichen der Digitalisierung. Reale und digitale Welt verschmelzen dabei zusehends. Das alles ist sicherlich eher Evolution als radikale Revolution, aber schon längst mehr als nur ein technologisches Zukunftsprojekt. Gerade das Produktionsgewerbe und die Logistik verändern sich bereits tiefgreifend und müssen sich sogar noch jahrelang weiterentwickeln, sollen nicht wertvolle Wettbewerbspositionen verloren gehen.

Umdenken erforderlich

Mehr Flexibilität, immer effizientere Ressourcenausnutzung, die Smart Factory oder der intelligente Shopfloor stehen am Ende dieser Transformation. Und die erfordert nach einhelliger Meinung von führenden Experten des Fraunhofer Instituts oder der Bundesvereinigung Logistik mehr als nur eine bloße Umsetzungsstrategie, sondern ein komplettes Umdenken in Wirtschaft und Unternehmen.

Logistik und IT Hand in Hand

Schon 2014 gab die Bundesvereinigung Logistik die Richtung vor: der Logistikbranche kommt eine Schlüsselrolle im Wandel hin zur Industrie 4.0 zu. Logistik kann sich nicht mehr nur auf den bloßen Warenumschlag beschränken. Der Wirtschaftszweig wird entscheidend für die Zukunftsfähigkeit des Standortes Deutschland. Dabei ist er zugleich ein unverzichtbarer Baustein, wenn nationale oder globale Herausforderungen wie Klimawandel, Nachhaltigkeit, Ressourceneffizienz oder auch der demografische Wandel gemeistert werden sollen. Gefragt ist aber nicht einfach eine Aufrüstung mit Robotern und weiterer Hightech zur Steigerung der Produktivität.

Vielmehr stellt sich die Aufgabe, Logistik und IT zusammenzuführen und die Logistikbranche vom IT-Abnehmer zum federführenden Mitentwickler der IT-Branche zu machen. Das kann nur gelingen, wenn Wirtschaft und Wissenschaft Hand in Hand arbeiten. Der Fachbereich der Informationslogistik muss aus dem Schatten anderer Disziplinen im Informationsmanagement zu einer eigenständigen Fachrichtung erwachsen und es müssen noch mehr produktive Schnittstellen wie das Fraunhofer Institut für Materialfluss und Logistik IML in Dortmund entstehen.

Die Vordenker der Industrie 4.0 Logistik

Das Dortmunder IML ist kein Elfenbeinturm von Wirtschafts- und Maschinenbauingenieuren oder Informatikern. Hier wird gemeinsam mit Großunternehmen, vielen Mittelständlern und kleinen Unternehmen an der Logistik der Zukunft getüftelt. Zugleich findet sich hier mit der WMS Datenbank eine der führenden Plattformen für Warehouse Management Systeme weltweit. Die Forschungs- und Arbeitsprojekte des IML reichen von Anforderungsanalysen bis hin zur konkreten Realisierung in Betrieben. Neben der globalen Logistik steht dabei auch der Bereich Intralogistik im Fokus – spätestens hier wird deutlich, welche enormen Effekte sich aus der Arbeit des IML für jedes Unternehmen, jede Fabrik und am Ende für die gesamte deutsche Wirtschaft ergeben können.

Viele Projekte zur Automation von Logistikvorgängen bewähren sich bereits in der Praxis und geben einen Vorgeschmack auf die logistischen Abläufe der nächsten Generation: da wirken dann von künstlicher Schwarmintelligenz gesteuerte, fahrerlose Transportsysteme neben intelligenten Behältern, die selbstständig Logistikprozesse anstoßen können. Manche IML-Arbeit, wie die sicheren autonomen SaLsA-Transportfahrzeuge für den Außenbereich, zählt auch bereits zu den AUTONOMIK Leuchtturmprojekten, mit deren besonderer Förderung das BMWi Unterstützung liefert, um die Weichen für die neue Industrierevolution zu stellen.

Der nächste Schritt

Solche und andere Entwicklungen sind schon in vielen Unternehmen angekommen – immer häufiger regeln Maschinen dort Prozesse von der Datenerfassung bis zur Auslieferung mehr oder weniger autark. Trotzdem wird es wohl noch lange keine menschenleeren Fabriken geben, in denen Roboter und Maschinen alles von allein arrangieren. Die Hand des Menschen und sein Verstand sind hier nach wie vor gefragt – der Bedarf an Arbeitskräften wird sich aber vor allem auf vielseitig und gut ausgebildete Ingenieure oder Informatiker konzentrieren. Im Bereich der geringer qualifizierten Kräfte werden tatsächlich viele Stellen durch Automation und Vernetzung wegfallen. Das dürfte auch der Bundesregierung klar gewesen sein, als sie den Industrie 4.0-Begriff als Zukunftsinitiative aus der Taufe hob. Aber selbst wenn nicht jeder Schritt in Richtung Digitalisierung unmittelbaren Mehrwert bedeutet, viele Unternehmen noch zögern und die neue IT-Logistik bisher eher durch Insellösungen als durch überzeugende Standards auffällt, erscheint die Alternative zur Industrie 4.0-Evolution noch dunkler: zentrale deutsche Industriezweige könnten ohne sie bald ihre gute Marktposition einbüßen – mit fatalen Folgen für Wohlstand und Gesamtgesellschaft.

Vergleichbare Konzepte und Ideen beschäftigen weltweit die Wirtschaftsfachleute aus Theorie und Praxis schon länger. Als Industrial Internet, Smart Logistics oder Advanced Manufacturing breiten sie sich überall dort mit Nachdruck aus, wo Ressourcen knapp und teuer sind. Einem Land wie China, mit günstiger Arbeitskraft im Überfluss, bieten die neuen Möglichkeiten momentan keinen Nutzen. Aber auch das kann sich eines Tages ändern: dann könnte das Reich der Mitte schnell ein Zukunftsmarkt für neue Technologien in Logistik oder Produktion werden. Ein Zukunftsmarkt, auf dem derjenige den größten Erfolg hat, der den digitalen Industrieentwurf bis dahin am weitesten entwickelt hat. Die vierte industrielle Revolution verspricht so nicht nur eine langfristige Sicherung des Wirtschaftsstandortes Deutschland mit seinen Kernkompetenzen – sie hat auch das Potenzial, zum nächsten deutschen Exportschlager zu werden.

Weiterführende Informationen und Anbieter Industrie 4.0 und Automation:

BVL – Bundesvereinigung Logistik

IML – Fraunhofer Institut für Materialfluss

GLOBOS GmbH – Anbieter von Datenerfassungssystemen

Götting KG – Anbieter von Komponenten für die Fahrzeugautomatisierung

 

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