Praxisbeispiel für Energieautarkie in mittelständischen Betrieben: Framus & Warwick Music Equipment

Was waren die größten Bedenken bei Ihrer persönlichen Energiewende und wie wurden diese ausgeräumt?

U2-Bassist Adam Clayton in Markneukirchen, als er sich sein persönliches Instrument abgeholt hat / Warwick
U2-Bassist Adam Clayton in Markneukirchen, als er sich sein persönliches Instrument abgeholt hat / Bild: Warwick

Es geht eigentlich immer um die Akzeptanz bei den Kunden. Werden die Kunden das verstehen? Die Konkurrenz, alle anderen, machen das ja auch nicht, heißt es dann. Und dann sage ich: Wir sind nicht alle anderen. Wir sind hier in Markneukirchen, einem Herz des deutschen Instrumentenbaus. Und warum ist Markneukirchen dieses Herz? Weil es hier in den letzten Jahrhunderten eine Handvoll Leute gegeben hat, die eben nicht alles so gemacht haben wie die Altvorderen. Weil sie der Kundschaft etwas Neues geboten haben. Man muss die Menschen bei ihrer Ehre packen, bei ihrer Instrumentenbauerehre. Denn die haben sie, und sie haben auch ihren Stolz. Sie sind stolz darauf, wenn Framus und Warwick auf den Bühnen von U2 und Metallica und David Bowie gespielt werden. Auf diesen Bühnen landet man nicht, wenn man alles macht wie immer.

Wieviel Strom benötigt Ihr Produktionsstandort durchschnittlich und wie sieht der von Ihnen angepeilte Energiemix aus?

Die Zahlen gehen kontinuierlich nach unten. Im letzten Jahr brauchten wir eine Leistung von ungefähr 280 Kilowatt im Schnitt. Aber weil wir im Moment ein komplett neues Energiemanagementsystem installieren, neue Klimaanlagen auf Erdwärmebasis einbauen, unsere Holzabfallheizung austauschen gegen eine mit höherem Wirkungsgrad, werden wir wohl in Kürze bei 220 oder 200 Kilowatt landen, vielleicht sogar darunter.

Ungefähr drei Viertel davon decken wir dann mit dem Blockheizkraftwerk ab. Der Rest ist Sonnenenergie. Die Windräder fallen leider kaum ins Gewicht, die sind zu klein. Aber perspektivisch denken wir daran, ein neues zu bauen, das etwas größer ist.

Sie haben im Vorfeld angemerkt, dass bei der Stromproduktion die Schwelle des Eigenbedarfs des Betriebes, also 100% des Stromverbrauchs, nicht überschritten werden sollte, ansonsten würden Fördergelder verloren gehen. Können Sie das bitte kurz ausführen?

Es gehen keine Fördergelder verloren, sondern man verliert sich selber in den Regeln des Erneuerbare-Energien-Gesetzes. Ganz grob gesagt, ist es für uns nach der jetzigen Rechtslage einfach wirtschaftlicher, nur den Strom zu produzieren, den wir auch selbst verbrauchen können.

Wie sieht es mit der Förderung aus? Haben Sie neben zinsgünstigen Förderkrediten auch Zuschüsse erhalten?

Um bei dem zu bleiben, was wir gerade machen, also dem Bau des Blockheizkraftwerks, der neuen Kälteanlage, dem Energiemanagementsystem: Da haben wir den Fluch der guten Tat. Wir waren ja vorher schon recht energieeffizient, und mit den ganzen Upgrades fallen wir nun durch die gängigen Förderraster. Aber wir freuen uns, dass eine Förderung dennoch möglich war. Sie entspricht etwa drei, vier Prozent der Gesamtinvestitionssumme.

Wie schwierig war es denn, den Förderdschungel zu durchblicken, um alle relevanten Möglichkeiten auszuschöpfen? Hatten Sie hierbei Unterstützung und Beratung?

Total schwierig war das. Aber nicht nur, was die Fördergesetze angeht, auch in die technischen Dinge mussten wir uns erstmal reinfuchsen. Learning by doing, quasi. Bei den Handwerksbetrieben, mit denen wir hier zusammenarbeiten, war es ähnlich. Die kommen ja alle aus der Gegend, und etliche der Sachen, die wir haben wollten, gab es hier vorher noch gar nicht. Aber mittlerweile haben wir auch längst Berater in Sachen Energie, zum Beispiel ein Ingenieurbüro hier in Markneukirchen.

Wann werden sich die gesamten Investitionen amortisiert haben?

Wer weiß das schon? Wer kennt die Strompreise von morgen? Ich jedenfalls gehe davon aus, dass Strom nicht billiger werden wird. Und wer garantiert, dass er hier hinter den sieben Bergen nicht eines Tages doch immer mal wieder ausfällt? Das passiert ja jetzt schon. Aber wenn ich ganz konservativ rechne, dann komme ich auf eine Amortisationszeit von zehn Jahren.

Herr Wilfer, vielen Dank für das interessante Gespräch und die Einblicke in die Umsetzung der Energieautarkie in Ihrem Unternehmen.

(Das Interview führte Marc Brümmer, Redaktionsleiter von AGITANO, Wirtschaftsforum Mittelstand.)

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Weiterführende Informationen:

Erneuerbare Energieautarkie: Wie Unternehmen und die Volkswirtschaft von der Energiewende gewinnen
Bundesverband WindEnergie: Marktübersicht spezial über Kleinwindanlagen herausgegeben
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